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  • · Fachbeitrag · Auftragsbeschaffung

    Hotelbau: Ist der Architekt „der natürliche Feind des Hoteliers“? ‒ Das sagen zwei Planer

    | „Doch auch der beste Hotelmanager oder Betreiber kann aus einer Ente keinen Schwan machen. Mit meinen einfachen Worten heißt das: Beginne nie, ohne das Endziel vor Augen und sei wachsam, denn der Architekt ist der natürliche Feind des Hoteliers“. Diese Sätze finden sich in einem Gastbeitrag des Hoteliers und Hotelierberaters Winfried E. Völcker in der Ausgabe 528 des renommierten „ImmobilienBrief“. Kann man das einfach so im Raum stehen lassen? PBP meinte „Nein“ ‒ und suchte nach Diskutanten. Zwei Kollegen haben mittlerweile Stellung bezogen. |

    Zum Hintergrund der Diskussion

    Der „ImmobilienBrief“ ist ein digitales ‒ kostenfreies ‒ Medium, das 14-tägig erscheint. Sein Erfinder und Herausgeber, Werner Rohmert, hat in der Branche einen sehr guten Namen. Sein Brief hat eine Auflage von knapp 20.000 Exemplaren, Herr Völcker ist dort regelmäßig Kolumnist. Er wird also als Experte wahrgenommen, seine Beiträge werden gelesen. Stimmt das, was er in der Ausgabe Nr. 528 ab Seite 28 gesagt hat → www.iww.de/s6559? Das hat PBP in der Juli-Ausgabe gefragt ‒ und die planenden Berufe aufgerufen, Stellung nehmen. Zwei Kollegen haben das mittlerweile getan.

    Marco Hoffmann von Stadtland-Architekten, Wittlich

    „Natürlich macht Herr Völcker hier Werbung in eigener Sache und stellt seine Branche, die der Hotelberater, gerne als die wichtigste Institution bei Hotelbauprojekten dar. Er hat nicht unrecht, wenn er schreibt, dass der Architekt nicht (alleine) den optimalen Exit-Value für einen Hotelbetrieb erarbeitet und das nicht jeder Architekt das Schaffen einer Hoteltheaterwelt mit bühnenbildnerischer Gestaltung beherrscht.

     

    Das bedarf natürlich einer gewissen Projekterfahrung in diesem Metier und einem großen Interesse an den teilweise veränderten Herausforderungen dieser Branche. Wie bei jedem anderen Projekt braucht der Architekt bzw. Innenarchitekt klare Vorgaben und frühzeitige Entscheidungen von Betreiberseite zu Ziel und Stil, sowie ein definiertes Budget um die Entwürfe und Planungen in die gewünschte Richtung zu entwickeln.

     

    Zu Bedarf und Budget bedarf es intensiver Beratungen im Vorfeld mit Hotel-, Steuer- und Finanzierungsexperten. Das kann und will ein Architekt nicht leisten. Ebenfalls sollte sich der potentielle Bauherr/Betreiber vor einer abschließenden Meinungsbildung einige zeitgenössische Hotelbetriebe angeschaut und sich mit den Verantwortlichen intensiv ausgetauscht haben.

     

    Diesen Erfahrungsaustausch kann auch der Hotelberater alleine nicht liefern. Es sollte in solchen Artikeln nicht um das Profilieren auf Kosten der Planer gehen indem man absurde Thesen aufstellt und Architekten als Feinde der Hoteliers bezeichnet. Man sollte das bewusste Miteinander der Fachleute hervorheben und dann kann gerade auch der Architekt entscheidend zur Ermittlung des Exit-Value beitragen.“

    Robert Rösch N+R-Generalplanung, Stuttgart

    „Sehr geehrter Herr Völcker, in Ihrem Beitrag in Rohmerts Immobilienbrief bringen Sie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einer Hotelimmobilie ganz wunderbar auf den Punkt. Dann ganz unvermittelt, und ohne das Warum zu erläutern, kommt die Geschichte vom Schwan, dem häßlichen Entlein, und dem natürlichen Feind des Hoteliers: Dem Architekten! Haben Sie denn so schlechte Erfahrungen gemacht mit Architekten?

     

    Denn die Wirklichkeit ist doch das genaue Gegenteil. Der Architekt oder die Architektin!, sind die besten Freunde des Hoteliers. Vorausgesetzt dieser versteht sein Fach so gut wie die planende Zunft das ihre. Wer sonst könnte das Endziel - welches sehr richtig nach Ihrer Aussage immer und von Anfang an vor Augen sein muss - besser umsetzen, besser in konkrete Räume denken als eben der Architekt und die Architektin?

     

    Nur mit guter Architektur kann ein Hotelkonzept überhaupt gelingen. Für gute Architektur, für ein gutes Endziel braucht es ein kooperatives, ein partnerschaftliches Miteinander. Erklären Sie den Architekten zum Feind des Hoteliers ist das Projekt schon von Anfang ab gescheitert. Zwischen Feinden herrscht Konfrontation. Konfrontation führt nie zu positiven Zielen.

     

    Gute Architektur entsteht nur kooperativ, im Zusammenspiel und Zusammenwirken unterschiedlichster Kompetenzen. Und vor allem nur mit einem guten Hotelierbauherren, der weiß was er will, und dies auch zu kommunizieren versteht. Gute Architektur ist weit mehr als nur gute Gestaltung. Gute Architektur ist auch das Austüfteln eines perfekten Grundrisses, die optimale und geschickte Ausnutzung eines Grundstücks, oder eines Bestandsbaus.

     

    Woher kommt Ihr so negatives Bild des Architekten, dass Sie ihn zum Feind erklären? Welche Hotels fallen Ihnen ein, deren Architektur gerade das Alleinstellungsmerkmal ist? Deren Architektur die Gäste begeistert und das Umfeld aufwerten. Man sollte das bewusste Miteinander der Fachleute hervorheben und dann kann gerade auch der Architekt entscheidend zur Ermittlung des Exit-Value beitragen.“

    PBP sagt „danke“

    PBP bedankt sich bei den beiden Kollegen, dass sie sich die Mühe gemacht haben, eine Stellungnahme zu verfassen. Und wenn Sie noch etwas beizufügen haben, können Sie das ebenfalls noch gerne tun. Mailen Sie Ihren Diskussionsbeitrag einfach an pbp@iww.de.

    Quelle: ID 48260872