Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • · Fachbeitrag · Neue Märkte

    Energetische Stadt- und Quartierssanierung: Vernachlässigt die Branche einen Zukunftsmarkt?

    von Diplom-Volkswirt Günter Göbel, Würzburg

    | Noch geht es den meisten Planungsbüros „auftragstechnisch“ gut. Doch es kommen auch wieder andere Zeiten. Wohl dem, der dann gut aufgestellt und sich zukunftsträchtige Märkte rechtzeitig erobert hat. Ein solcher Markt ist mit Sicherheit die energetische Stadt- und Quartierssanierung. Die planenden Berufe scheinen das aber anders zu sehen. Vernachlässigt hier eine ganze Branche einen Zukunftsmarkt? Wenn das so sein sollte, dann haben „Andersdenkende“ jetzt noch gute Eintrittschancen. |

    Kongress Energetische Stadtentwicklung belegt Defizite

    Anlass für diese Meinung und den folgenden Beitrag war unter anderem der Landeskongress Energetische Stadtentwicklung am 10. Oktober in Stuttgart.

     

    Unter 220 Teilnehmern war nur eine Handvoll Planer

    Er war mit 220 Teilnehmern nicht nur bestens besucht. Es waren auch die Kontaktpersonen da, die für die planenden Berufe so wichtig sind: Entscheider aus rund 150 Städten, Kommunen und anderen mit der Stadt- und Quartierssanierung bzw. -entwicklung befassten Institutionen. Man hätte also

    • mehr über die Wünsche, Ziele, Nöte und Herangehensweisen der Städte und Kommunen (= potenzieller Auftraggeber) erfahren können,
    • wertvolle Kontakte knüpfen und sein Netzwerk erweitern können,
    • von Berichten der wenigen Planungsbüros profitieren können, die bisher Erfahrungen mit Sanierungs-Projekten gesammelt haben, oder
    • sich aus erster Hand über die zugehörigen KfW-Förderprogramme informieren können.

     

    Doch wie gesagt: Von den rund 220 Besuchern waren kaum fünf Prozent dem Lager der Planenden Berufe zuzurechnen (Die Teilnehmerliste steht auf www.energetische-stadt-entwicklung.de unter „Downloads“).

     

    KfW-Programm Energetische Stadtsanierung als Einstieg

    Alles Negative hat immer auch eine Kehrseite. Und die lautet hier: Wenn sich bisher wenige Planungsbüros mit dem Markt der „energetischen Stadt- und Quartierssanierung“ befasst haben, dann lohnt sich der Einstieg, weil man ein überschaubares Wettbewerbsumfeld vorfindet. Ein wertvoller Ratgeber für Einsteiger ist das KfW-Programm 432, über das bundesweit bisher rund 250 Projekte gefördert worden sind. Es umfasst im Wesentlichen zwei Bestandteile:

     

    • 1 Zuschüsse für die Erstellung integrierter Quartierskonzepte für energetische Sanierungsmaßnahmen.
    • 2.Zuschüsse für einen Sanierungsmanager, der die Planung und Realisierung der in den Konzepten vorgesehenen Maßnahmen und koordiniert.

    Der Sanierungsmanager

    Ein zentraler Baustein des Förderprogramms 432 der KfW betrifft die Installation eines Sanierungsmanagers.

     

    Das muss ein Sanierungsmanager leisten

    Der Sanierungsmanager hat die Aufgabe, auf der Basis eines integrierten Konzepts

    • den Prozess der Umsetzung zu planen,
    • einzelne Prozessschritte für die übergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung wichtiger Akteure zu initiieren,
    • Sanierungsmaßnahmen zu koordinieren und zu kontrollieren und
    • als Anlaufstelle für Fragen der Finanzierung und Förderung zur Verfügung zu stehen.

     

    So wird die Einstellung eines Sanierungsmanagers finanziell gefördert

    Die KfW bezuschusst die Kosten (Personal- und Sachkosten) für einen Sanierungsmanager für die Dauer von maximal drei Jahren. In dem Zeitraum trägt die KfW 65 Prozent der förderfähigen Kosten von maximal 150.000 Euro.

     

    • Beispiel

    Honoriert die Kommune die auf drei Jahre angelegte Tätigkeit des Sanierungsmanagers mit 50.000 Euro pro Jahr, trägt die KfW davon 97.500 Euro (150.000 Euro x 65 Prozent).

     

    Wichtig | Der Sanierungsmanager muss nicht erst bei der Konzeptumsetzung beteiligt werden, er kann schon bei der Konzepterstellung mitwirken.

     

    Wer kann als Sanierungsmanager auftreten?

    Als Sanierungsmanager können unterschiedliche Personen auftreten bzw. engagiert werden. In Frage kommen

    • Beamte oder Tarifbeschäftigte einer Kommune oder eines kommunalen Unternehmens;
    • Träger der städtebaulichen Sanierung oder sonstige Beauftragte im Sinne der Verwaltungsvereinbarung Städtebauförderung,
    • freiberufliche Planungsbüros bzw. Planungsgemeinschaften (zum Beispiel aus Stadtplanungs-, Ingenieur- oder Architekturbüros).

     

    Wichtig | Sanierungsmanager müssen eine mindestens zweijährige Erfahrung aufweisen im Energiemanagement, der Energieeinsparung und der Energieversorgung, in der energetischen Sanierung von Gebäuden, in der Stadtentwicklung, im Stadtumbau- oder Quartiersmanagement sowie in der Immobilien- und Wohnungswirtschaft.

     

    Praxishinweis | Für Planungsbüros stellt sich in dem Projekt also eine entscheidende Frage: „Wie überzeuge ich eine Kommune davon, dass mein Büro der bessere Sanierungsmanager ist als ein Mitarbeiter aus der Kommunal- bzw. Stadtverwaltung? Dafür müssen Sie Argumente sammeln, die sicher zum Teil aus dem Anforderungsprofil stammen, das die KfW an den Sanierungsmanager stellt.

     

    Das fachliche Zuschussprogramm

    Der zweite Teil des Zuschussprogramms betrifft die Bezuschussung der Kosten für die Erstellung eines integrierten Konzepts auf Quartiersebene. Auchhier trägt die KfW 65 Prozent der zuschussfähigen Kosten. Im Gegensatz zum Sanierungsmanager ist die Fördersumme hier nach oben nicht gedeckelt.

     

    Zuschussfähig sind die im Rahmen des Projekts anfallenden Sach- und Personalausgaben für fachkundige Dritte. Das integrierte Konzept soll dabei insbesondere folgende Aspekte berücksichtigen:

     

    • Betrachtung der für das Quartier maßgeblichen Energieverbrauchssektoren (kommunale Einrichtungen, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, Industrie, private Haushalte) und deren Energieeinspar- und Effizienzpotenziale (Ausgangsanalyse)

     

    • Beachtung vorhandener integrierter Stadtteilentwicklungs- oder wohnwirtschaftlicher Konzepte bzw. integrierter Konzepte auf kommunaler Quartiersebene sowie vonFachplanungen und Bebauungsplänen

     

    • Aktionspläne und Handlungskonzepte unter Einbindung aller betroffenen Akteure - einschließlich Einbeziehung der Öffentlichkeit)

     

    • Aussagen zu baukulturellen Zielstellungen unter Beachtung der Denkmale und erhaltenswerter Bausubstanz sowie bewahrenswerter Stadtbildqualitäten

     

    • Gesamtenergiebilanz des Quartiers als Ausgangspunkt für die energetische Stadtsanierung unter Bezugnahme auf die im Energiekonzept der Bundesregierung formulierten Klimaschutzziele für 2020 bzw. 2050 und bestehende energetische Ziele auf kommunaler Ebene

     

    • Analyse möglicher Umsetzungshemmnisse (technisch, wirtschaftlich, zielgruppenspezifisch bedingt) und deren Überwindung, Gegenüberstellung möglicher Handlungsoptionen.

     

    • Benennung konkreter energetischer Sanierungsmaßnahmen und deren Ausgestaltung(Maßnahmenkatalog) unter Berücksichtigung der quartiersbezogenen Interdependenzen mit dem Ziel der Realisierung von Synergieeffekten sowie entsprechender Wirkungsanalyse und Maßnahmenbewertung

     

    • Aussagen zu Kosten, Machbarkeit und zur Wirtschaftlichkeit der Sanierungsmaßnahmen

     

    • Maßnahmen zur organisatorischen Umsetzung des Sanierungskonzepts (Zeitplan, Prioritätensetzung, Mobilisierung der Akteure und Verantwortlichkeiten) und zur Erfolgskontrolle

     

    • Information und Beratung, Öffentlichkeitsarbeit
     

     

    Weiterführende Hinweise

    • KfW-Programm 432: www.kfw.de/Download-Center/F%C3%B6rderprogramme-%28Inlandsf%C3%B6rderung%29/PDF-Dokumente/6000002110-M-Energetische-Stadtsanierung-432.pdf
    Quelle: ID 40086210