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  • · Fachbeitrag · Statistik

    KZBV-Jahrbuch 2018: Die Statistik spiegelt „Investoren im Zahnarztmarkt“ noch nicht wider

    von Dr. Detlev Nies, Sachverständiger für die Bewertung von Arzt- und Zahnarztpraxen, www.praxisbewertung-praxisberatung.com

    | Bei der Entwicklung der Umsätze, Kosten und Gewinne der deutschen Zahnarztpraxen gibt es 2018 nichts Neues. Die bekannten Trends und Strömungen setzen sich fort. Die sich wandelnde Praxislandschaft durch die in den Markt eindringenden Investorenmodelle spiegelt sich in der aktuellen KZV-Statistik (noch) nicht wider. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der aktuellen, statistischen Daten aus dem KZBV-Jahrbuch 2018. Der Großteil der relevanten Zahlen stammt aus 2016, einige auch aus 2017. |

    Steuerliche Einnahmen-Überschuss-Rechnung je Inhaber

    Durchschnittlich haben sich die Umsätze, Kosten und Gewinne der Zahnarztpraxen in Deutschland in den letzten Jahren wie folgt entwickelt:

     

    • Tabelle 1: Umsatz, Kosten und Gewinn der Zahnarztpraxen insgesamt
    Jahr
    Umsatz
    in €
    Kosten
    in €
    Kosten in % des Umsatzes
    Gewinn
    in €
    Gewinn in % des Umsatzes

    2012

    422.363

    283.762

    67,2

    138.601

    32,8

    2013

    446.800

    297.900

    66,7

    148.900

    33,3

    2014

    459.900

    308.200

    67,0

    151.700

    33,0

    2015

    478.700

    321.400

    67,1

    157.300

    32,9

    2016

    495.100

    334.200

    67,5

    160.900

    32,5

     

    Die Steigerungsraten bei Umsatz (3,4 Prozent), Kosten (4,0 Prozent) und Gewinn (2,3 Prozent vor Steuern) je Praxisinhaber übertrafen 2016 im Vergleich zum Vorjahr allgemeinwirtschaftliche Daten wie durchschnittliches Wirtschaftswachstum oder Inflationsrate. Insofern kann von einem „ordentlichen“ Jahr gesprochen werden. Es fällt allerdings auf, dass in den letzten vier Jahren die Kosten stärker als der Umsatz gestiegen sind und somit der Anteil des Gewinns an den Kosten rückläufig war. Vergleicht man die Alten Bundesländer (ABL) direkt mit den Neuen Bundesländern (NBL), ergibt sich folgendes Bild:

     

    • Tabelle 2: Umsatz, Kosten und Gewinn nach Alten/Neuen Bundesländern
    Jahr
    Umsatz ABL in €
    Umsatz NBL in €
    Kosten ABL in €
    Kosten NBL in €
    Gewinn ABL in €
    Gewinn NBL in €
    Gewinndifferenz

    2012

    444.562

    315.875

    299.924

    206.234

    144.638

    109.641

    24,2 %

    2013

    471.100

    329.300

    315.500

    212.900

    155.600

    116.400

    25,2 %

    2014

    484.200

    342.100

    326.900

    217.700

    157.300

    124.400

    20,9 %

    2015

    504.400

    354.000

    341.200

    225.300

    163.200

    128.700

    21,1 %

    2016

    522.300

    363.300

    355.200

    232.700

    167.100

    130.600

    21,8 %

     

    Der Unterschied beim Durchschnittsgewinn der Zahnärzte hat sich in den NBL im Vergleich zu den ABL 2016 nicht weiter verringert ‒ die Gewinndifferenz hat sich bei ca. 21 bis 22 Prozent eingependelt. Ob diese Differenz den Unterschieden bei den Lebenshaltungskosten entspricht, kann mit den hier vorliegenden Zahlen nicht beurteilt werden. Gleichzeitig ist aber der durchschnittliche Anteil der Kosten am Umsatz in den ABL mit etwa 67 Prozent höher als in den NBL, wo diese Kenngröße nur bei ca. 64 Prozent liegt.

    Erlös- und Kostenstruktur der Durchschnittspraxis

    In den Jahren 2011 bis 2015 stellen sich die Erlös- und Kostenstrukturen einer durchschnittlichen Zahnarztpraxis in den ABL wie folgt dar (Angaben zu den NBL in Klammern):

     

    • Tabelle 3: Erlös- und Kostenstruktur der Durchschnittspraxis
    Anteil an den Gesamteinnahmen in %
    Anteil an den Gesamtausgaben in %
    Jahr
    KZV
    nicht über KZV
    Personal
    Fremdlabor
    Material
    Sonstige

    2012

    46,5

    (61,4)

    53,5

    (38,6)

    35,5

    (31,3)

    26,6

    (31,9)

    10,3

    (8,5)

    27,6

    (28,3)

    2013

    46,6

    (62,9)

    53,4

    (37,1)

    36,4

    (32,8)

    26,1

    (30,2)

    10,2

    (8,5)

    27,3

    (28,5)

    2014

    47,6

    (63,5)

    52,4

    (36,5)

    37,5

    (33,8)

    25,2

    (29,3)

    10,2

    (8,7)

    27,1

    (28,2)

    2015

    47,4

    (63,3)

    52,6

    (36,7)

    38,0

    (35,0)

    25,3

    (28,8)

    10,0

    (8,5)

    26,7

    (27,7)

    2016

    47,8

    (63,5)

    52,2

    (36,5)

    39,0

    (35,6)

    24,3

    (29,0)

    9,9

    (8,4)

    26,8

    (27,0)

     

    Der Anteil der Privatleistungen in den ABL liegt nach wie vor weit über dem in den NBL zu beobachtenden privaten Anteil. Auf der Kostenseite ist sowohl in den ABL als auch in den NBL zu beobachten, dass der Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten immer weiter steigt. In Anbetracht der Beschäftigungslage auf dem Arbeitsmarkt ist nicht mit einer Trendumkehr zu rechnen.

     

    Die prozentualen Ausgaben für Fremdlaborarbeiten und für Materialeinkäufe scheinen in den letzten Jahren allmählich zu fallen. Der Verdacht liegt nahe, dass dies auf die scharfe Konkurrenz zwischen reinen Internetanbietern und dem klassischen Dentalhandel zurückzuführen ist.

    Altersabhängigkeit von Praxisumsätzen und Praxiskosten

    Nach wie vor werden in den ABL und in den NBL in der Altersgruppe der 40- bis 44-jährigen Zahnärzte die höchsten Umsätze erzielt. Bis zum 60. Lebensjahr gehen die Umsätze, Kosten und Gewinne langsam zurück; ab dem 60. Lebensjahr wird der Rückgang dieser Kennzahlen ausgeprägter. Es ist zwar verständlich, dass ältere Zahnärzte nicht mehr viel in die Praxissubstanz investieren möchten. Allerdings sollte bei (ausbleibenden) Investitionen immer bedacht werden, dass eine Praxis umso einfacher veräußert werden kann, je besser sie gerätetechnisch ausgestattet ist und je umfangreicher die Praxistätigkeit ist.

     

    Betrachtet man bei den Praxiskosten die absoluten Zahlen, folgen die Schwankungen weitgehend den Verläufen der Umsätze. Dies hat sowohl in der Aufbauphase der Zahnarztpraxen als auch für die Altersgruppen ab dem 60. Lebensjahr zur Folge, dass die Gewinne deutlich geringer ausfallen als zwischen dem 35. und dem 60. Lebensjahr. Allerdings ändert sich nach Abschluss der Aufbauphase der prozentuale Anteil der Kosten am Umsatz über alle Altersgruppen hinweg nur geringfügig.

    Arbeitszeit und Stundensätze im Jahr 2016

    Die wöchentlichen Behandlungsstunden sind im Vergleich zu den Vorjahren sowohl in den ABL als auch in den NBL leicht gesunken. Bei den Stundensätzen wirkt sich das wie folgt aus (bei den Gewinnangaben handelt es sich um Stundensätze vor Steuern):

     

    • Tabelle 4: Arbeitszeit und Stundensätze 2016
    ALB
    NBL

    Behandlungsstunden pro Woche

    34,5 h

    33,3 h

    Behandlungsstunden pro Jahr (bei 42 Wochen Jahresarbeitszeit)

     

    1.449 h

     

    1.399 h

    Arbeitsstunden inkl. sonstige Arbeitszeit pro Woche

     

    46,2 h

     

    43,9 h

    Arbeitsstunden inkl. sonstige Arbeitszeit pro Jahr

     

    1.940 h

     

    1.844 h

    Praxisumsatz inkl. Fremdlabor

    522.300 €

    363.300 €

    Praxisumsatz je Behandlungsstunde

    360 €

    260 €

    Praxiskosten inkl. Fremdlabor

    355.200 €

    232.700 €

    Praxiskosten je Behandlungsstunde

    245 €

    166 €

    Praxisgewinn

    167.100 €

    130.600 €

    Praxisgewinn je Behandlungsstunde

    115 €

    94 €

    Praxisgewinn, bezogen auf die Arbeitsstunde inkl. sonstige Arbeitszeit

     

    86 €

     

    71 €

     

    Sonstige Arbeitszeit betrifft sonstige berufsbezogene Tätigkeiten (z. B. die Arbeit im Zahnarztlabor, Fortbildungen, Berufspolitik). Insgesamt ist festzustellen, dass die durchschnittliche Gesamt-Wochen-Arbeitszeit seit dem Jahr 2000 in den ABL von 48,0 Stunden auf 46,2 Stunden und in den NBL von 48,9 Stunden auf 43,9 Stunden gesunken ist. In diesen Zahlen dürfte sich widerspiegeln, dass die Zahnheilkunde „weiblicher“ wird und Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer. Inwieweit Vorstellungen von einer ausgeglichenen „Work-Life-Balance“ bei dem Rückgang der Arbeitszeit eine Rolle spielen, kann mangels aussagekräftiger Statistiken nicht beurteilt werden.

    Zahnmedizinische Versorgungszentren

    Die Zahl der (rein) zahnmedizinischen Versorgungszentren (Z-MVZ) nimmt weiterhin stark zu, wie die folgende Tabelle zeigt.

     

    • Tabelle 5: Entwicklung der Z-MVZ
    Jahr
    Zahl der MVZ
    Zahl der in den MVZ angestellten Zahnärzte
    Angestellte Zahnärzte je MVZ
    ABL
    NBL
    ABL
    NBL
    ABL
    NBL

    2014

    23

    2

    150

    5

    6,5

    2,5

    2015

    44

    2

    216

    5

    4,9

    2,5

    2016

    216

    14

    750

    35

    3,5

    2,5

    2017

    403

    34

    1.246

    107

    3,1

    3,1

    II/2018

    518

    37

    1.630

    121

    3,1

    3,3

     

    Die Tabelle zeigt, dass in der Anfangsphase bereits bestehende größere Strukturen in MVZ umgewandelt worden sind. In der Folge haben sich auch kleinere Einheiten umorganisiert bzw. wurden neu gegründet. Mittlerweile sind die MVZ in den ABL und NBL etwa gleich groß. Die Durchschnittswerte erlauben keine Aussage darüber, wer als Betreiber (Zahnärzte oder Investoren) hinter den MVZ steht und über welche Marktmacht die jeweilige Betreibergruppe verfügt.

    GOZ-Analyse

    Aus den Statistiken zum privatzahnärztlichen Abrechnungsgeschehen (GOZ-Analyse) ergibt sich: Als typisch für die Anzahl der gesetzten Implantate kann die Nr. 9010 GOZ angesehen werden. Wegen einer Umstellung in der Methodik der Datenerhebung sind die vor 2015 erhobenen Daten nicht mit den ab 2015 erhobenen Daten vergleichbar. Folgt man den Angaben der GOZ-Analyse der KZBV, hat sich die Zahl der in Deutschland gesetzten Implantate von 220.000 im Jahr 2015 auf 240.000 im Jahr 2016 erhöht.

     

    Im Durchschnitt rechneten die Zahnärzte bei Privatversicherten im Jahr 2016 bei persönlichen Leistungen durchschnittlich mit dem Faktor 2,49 und bei medizinisch-technischen Leistungen mit dem Faktor 1,88 ab. Dabei wurden 74,9 Prozent der Leistungen zum 2,3-fachen Satz liquidiert, 13,0 Prozent unter dem 2,3-fachen Satz und 12,2 Prozent darüber.

     

    Weiterführende Hinweise

    • Einzelheiten zu aktuellen Abrechnungsdaten siehe Beitrag „KZBV Jahrbuch 2018: Trend zu festsitzenden Versorgungen hält an“ in AAZ 2/2019, Seite 4
    • Die Ausführungen werden fortgesetzt mit einem gesonderten Beitrag „Zahnärztliches Investitionsverhalten bei der Existenzgründung 2017“.
    • Jährlich gibt die KZBV ein statistisches Jahrbuch mit Erhebungen und Informationen rund um die vertragszahnärztliche Versorgung heraus. Die Zahlen ermöglichen dem einzelnen Zahnarzt ein „Benchmarking“, also die Einordnung seiner eigenen Praxis im Vergleich zu Durchschnittswerten. Neben gesamtwirtschaftlichen Rahmendaten und den Einnahmen bzw. Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen werden so unterschiedliche Themengebiete wie differenzierte Abrechnungs- und Einzelleistungsstatistiken, betriebswirtschaftliche Praxisdaten und Angaben zu Zahnärzte- und Bevölkerungszahlen abgedeckt. Das Ganze wird durch eine „GOZ-Analyse“abgerundet, die das Geschehen im privatzahnärztlichen Bereich beleuchtet.
    Quelle: Ausgabe 03 / 2019 | Seite 9 | ID 45689338