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  • · Fachbeitrag · Digitalisierung

    Vom Experiment zur Methode: Wie Ihr Planungsbüro KI in den Alltag integriert

    von Architekt Philipp Eichstädt, se∙g architekten, Studio∙Eichstädt∙Gresser PartGmbB, Berlin, www.se-g.com

    | Seit zwei Jahren recherchieren wir im Büro mit gehörigem Aufwand die Möglichkeiten neuer digitaler Planungswerkzeuge und gehen der Frage nach, wie sich KI in unseren Arbeitsalltag integrieren lässt. Doch nach all der Zeit ist „KI“ immer noch ein großes und unübersichtliches Themenfeld, das sich neben dem Arbeitsalltag nicht wirklich angemessen greifen lässt. Zudem zerfällt die Angelegenheit bei genauerer Betrachtung in zahllose Teilaspekte, die von so kurzen Innovationszyklen geprägt sind, sodass das gerade Erlernte schon nach wenigen Wochen oft wieder überholt ist. |

    Bildlich gesprochen: Ein loses Geröllfeld in Hanglage

    Unsere Bemühungen, diese neue Landschaft einigermaßen brauchbar zu erfassen, sind von einem fortlaufenden Zustrom an neuen Techniken, Werkzeugen und Upgrades geprägt. Seit Anfang 2024 dokumentieren wir unsere Tests auf einer öffentlich zugänglichen Website und sprechen mit interessierten Kollegen, die vor der gleichen Herausforderung stehen. Aus dieser Arbeit heraus erhalten wir vermehrt Einladungen, in verschiedenen Foren und Formaten um über unsere Erkenntnisse zu sprechen.

     

    Spätestens seit dem letzten Erneuerungszyklus der großen Sprachmodelle im März 2025 ist klar: KI ist zum Mainstream geworden. Höchste Zeit also, sich darum zu kümmern, wie die neue Technik im Planungsalltag genutzt werden soll ‒ und vor allem: welche sensiblen Projekt- und Bürodaten eben nicht mit einer KI geteilt werden sollen.

    Wo anfangen?

    Bislang haben sich für den Einstieg in das Thema zwei Herangehensweisen bewährt: Entweder man schreibt alle Bedenken in den Wind, schnallt sich einen Bildgenerator unter die Füße und schießt in halsbrecherischer Fahrt talwärts, oder man geht mit einer mühsam ausgebildeten Seilschaft kurze Strecken und versucht, die sicheren Randlagen nicht aus dem Auge zu verlieren.

     

    Mit dem IWW wagen wir nun einen dritten Ansatz und starten die erste ‒ langfristig angelegte ‒ Arbeitsgruppe zum Thema „KI im Planungsbüro“. Das Vorhaben fällt mit einem neuen Gleichgewichtsgefühl zusammen und seit der Vorbesprechung mit den ersten Teilnehmenden hat der Fahrplan plötzlich klare Konturen: Es wird mit der für Planer üblichen strukturierten Ernsthaftigkeit vonstattengehen, kein Hype, keine Werbung. Anspruchsvolle Aufgaben gehören für alle Anwesenden ohnehin zum Tagesgeschäft.

    Ist Planung nicht immer Veränderung organisieren?

    Es herrscht Einigkeit, dass es zum Thema KI zu viele Neuerungen, Produkte und Nachrichten gibt. Keir Regan-Alexander begegnet dieser Flut in seinem jüngsten Vortrag auf der DevNXT-Konferenz in London mit einer einfachen Empfehlung: Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie kontrollieren können ‒ Ihr eigenes Verhalten.

     

    Für die ersten Schritte empfehle ich, den unermesslichen Raum aller denkbaren Möglichkeiten auszublenden und die KI einfach mit einem neuen Kollegen gleichzusetzen, der frisch ins Team kommt. Er oder sie bringt ein noch unbekanntes Maß an Fähigkeiten mit und besitzt vor allem keine Erfahrung über die Anforderungen in unserem Büroalltag. Man kennt den Lebenslauf, aber noch nicht die Eigenarten. Die ersten Ergebnisse sind oftmals noch etwas ungelenk und vielleicht sogar am eigentlichen Thema vorbei. Es eignet sich, der KI kleine Aufgaben zu überantworten, die man eh selber gerade erledigen muss. So fällt es leicht, im Anschluss kurz zu überprüfen, welcher Weg schneller wäre.

    Qualitätssicherung und Datenschutz

    Eigentlich klar, dass man im Planungsgeschäft die Qualität der Arbeitsergebnisse je nach Art und Umfang überprüfen muss. Mir hat es in den letzten Wochen geholfen, dieses Kriterium an den Anfang meiner Überlegungen zu setzen, bevor ich der KI eine Aufgabe gestellt habe. Dass man in diesem Stadium des „Einlernens“ keine Inhalte verarbeitet, die sensible Daten enthalten, sollte auch klar sein.

     

    In unserem Büro hat sich bewährt, KI über solche kleineren, aber konkreten Anwendungen ins Team zu holen. Die Strukturierung eines Gesprächsprotokolls, das schnelle Skizzieren eines Textentwurfs, das Sammeln von Argumenten zu einem Planungsthema. Diese Aufgaben sind überschaubar und lassen sich leicht evaluieren. Zugleich geben sie Aufschluss darüber, in welchen Bereichen KI bereits verwertbare Beiträge leisten kann und wo das Zusammenspiel noch nicht so ganz klappt.

    Vom Test zur Einbindung

    Meine Empfehlung: Die Belegschaft auffordern, aktiv über ihre ersten Gehversuche zu berichten. Auf dieser Grundlage lässt sich die systematische Analyse möglicher Einsatzbereiche und die methodische Integration von KI im Büroalltag besser organisieren. Auf welche Herausforderungen und Empfehlungen wir im KI-Kompetenz-Kreis gestoßen sind, werden wir im Verlauf der kommenden Monate berichten.

     

    Weiterführender Hinweis

    Quelle: Ausgabe 07 / 2025 | Seite 22 | ID 50455431