· Interview
„Wir haben eine KI mitentwickelt, um die ärztliche Schweigepflicht abzusichern“

| Prof. Dr. med. Wolfgang von Meißner ist Facharzt für Anästhesiologie und Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Intensivmedizin. In Baiersbronn im Schwarzwald ist er Teilhaber der Praxisgemeinschaft Hausärzte am Spritzenhaus. Seit einiger Zeit nutzt er den Medicbot ‒ eine KI, die er mitentwickelt hat. Ursula Katthöfer ( textwiese.com ) fragte, was das für den Praxisalltag bedeutet. |
FRAGE: Wer in Ihrer Praxis anruft, wird vom Sprachmenü komplett durch das Gespräch geleitet. Der Kontakt zu einer MFA wird zunächst nicht angeboten. Warum haben Sie sich für diese Art der Kommunikation entschieden?
ANTWORT: In unserer Praxis mit acht Ärztinnen und Ärzten sowie zwei Physician Assistants hatten wir montagvormittags über 1.000 Anrufversuche. Damals kamen 200 durch. Wir waren telefonisch kaum erreichbar. Manche Patienten kamen deshalb persönlich in die Praxis. Für eine bessere Erreichbarkeit haben wir zunächst mit Sprachassistenten experimentiert. Doch war das System nicht gut genug, um einen Kontext zu erkennen. Jetzt arbeiten bei uns mehrere aufeinander abgestimmte KI-Systeme. Nehmen wir zum Beipsiel einen Anrufer, der ein Medikament bzw. ein Rezept benötigt: Die KI prüft zunächst, ob es den Patienten überhaupt gibt. Sie schaut, ob das Medikament auf dem Medikationsplan steht, ob die Dosierung passt und ob es von einem Arzt freigegeben wurde. Muss zuerst ein Labortermin vereinbart werden, weiß die KI auch das. Sie prüft zudem, ob der Patient im laufenden Quartal noch neu bestellen darf oder ob das Budget ausgereizt ist. Dabei arbeitet sie nicht losgelöst von der Praxis. Eine Person aus der Praxis muss jeden einzelnen KI-Schritt überprüfen ‒ bis zum Signierstapel.
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