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  • · Fachbeitrag · ABC der Abrechnung

    „H“ - Hepatitis C-Infektion bei Drogenabhängigen

    von Dr. Dr. med. Peter Schlüter, Tiefenbach, www.vita-lco.de

    | Etwa drei bis vier Millionen Menschen weltweit infizieren sich jährlich mit HCV. In 85 Prozent der Fälle tritt ein chronischer Verlauf ein. Die chronische Hepatitis C zählt nach dem chronischen Alkoholmissbrauch zur zweithäufigsten Ursache der Leberzirrhose und des Leberzellkarzinoms. Rund 150 Millionen Menschen weltweit sind chronisch mit HCV infiziert. Eine Impfung gegen Hepatitis C existiert bisher noch nicht. |

     

    • Sofosbuvir & Co.: Nutzenbewertung beachten!

    Die Standardtherapie der Hepatitis-C bestand bei der akuten Form aus der Gabe von Interferon (z. B. Interferon-alpha (PEG-IFN) zusammen mit dem Virostatikum Ribavirin. Neuere Wirkstoffe bergen ein deutlich besseres Nebenwirkungsrisiko und eine hohe Wirkungsrate mit Heilungsraten von bis zu 99 Prozent. Zu den neueren Wirkstoffen gehören die im Jahr 2011 eingeführten Proteaseinhibitoren aus der Gruppe der DAA (direct-acting agent). Nach entsprechenden wissenschaftlichen Untersuchungen und Studien zeigt Boceprevir, oder auch Sofosbuvir eine sehr gute Wirkung bei Hepatitis-C-Viren vom Genotyp 1. Der Wirkstoff wird nach einer vierwöchigen Vorbehandlung mit PEG-Interferon und Ribavirin verabreicht.

     

    Im Jahr 2014 wurde Sofosbuvir zur Behandlung von HCV zugelassen. Dieser Wirkstoff wird zusammen mit Ribavirin angewendet. Je nach Virus-Genotyp wird auch noch PEG-Interferon alpha verabreicht. Doch hier stößt unsere Kassensystem an seine Grenzen. Denn die Therapie mit dem hoch wirksamen Sofosbuvir ist sehr teuer - aktuell kann die Therapie eines Patienten bis zu 110.000 Euro kosten. Jedoch ist die Therapiedauer deutlich kürzer als bei der Standardbehandlung und es zeigt sich ein eindeutiger Heilungserfolg. Allerdings hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) für bestimmte Subgruppen für die Behandlung mittels Sofosbuvir plus Interferon keinen therapeutischen Zusatznutzen bestätigt. Deshalb ist es gerade bei dieser Therapieform entscheidend, sich zuvor auf der Website des G-BA darüber zu informieren, für welches Therapieschema bei welcher Patienten-Subgruppe ein Zusatznutzen ermittelt wurde: http://tinyurl.com/hsmfb3d. Eine Übersicht zum Thema finden Sie auch bei der KV Hessen unter http://tinyurl.com/ztqy4vw. Sofern ein Zusatznutzen vorliegt, kann die Behandlung von PWID (people who inject drugs) mit Hepatitis-C-Infektion als Praxisbesonderheit geltend gemacht werden. Die Kosten für HCV-Arzneimittel belasten damit, bei ordnungsgemäßer Verordnung, nicht die Berechnung im Rahmen einer Richtgrößenprüfung. Voraussetzung ist natürlich auch die entsprechende Dokumentation der HCV-Therapie hinsichtlich der HCV-Subpopulation, der Indikation und der leitliniengerechten Anwendung.

     

    Der Fall

    Der 39-jährige Patient, ein seit etwa 4 Jahren „trockener“ PWID stellt sich mit diffusen Bauchschmerzen, allgemeiner Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Inappetenz und Gliederschmerzen in der Sprechstunde vor. Die Symptome seien schon vor einigen Monaten aufgetreten, er habe diese aber nicht so ernst genommen. Nun haben die Beschwerden jedoch sehr stark zugenommen, er habe massiv an Gewicht verloren. Der Patient hat keine Diarrhoe, kein Erbrechen, jedoch gelegentlich Übelkeit. Bei der Untersuchung zeigt sich eine weiche Bauchdecke ohne tastbare Resistenzen, Leber und Milz sind nicht vergrößert, die Nierenlager sind klopfschmerzfrei. Druckschmerz wird diffus im rechten Oberbauch angegeben. Die Appendix wurde vor etwa 22 Jahren entfernt. Es besteht eine leichte Tachykardie, die psychoreaktiv zu werten ist. Zur differentialdiagnostischen Abklärung wird neben der Untersuchung des Abdomens und des Thorax eine sonografische Untersuchung der Oberbauchorgane, der Nieren und der ableitenden Harnwege durchgeführt. Die Untersuchungen zeigten alle keinen pathologischen Befund, allenfalls die Sonographie, bei der ein etwas diffus erscheinendes Leberparenchymmuster auffiel. Zusätzlich wird wegen der wenig wegweisenden Symptomatik noch Blut für die Laboruntersuchung entnommen. Die verschiedenen differentialdiagnostischen Überlegungen einschließlich einer möglichen chronischen Hepatitis, werden mit dem Patienten ausführlich besprochen und es wird ein Termin für den nächsten Tag vereinbart.