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  • 01.09.2009 | Investmenttipp des Monats

    Home Bias: Verkehrte Heimatliebe

    von Dr. Nils Kottke, HSBC Trinkaus & Burkhardt, München

    „Kaufe nichts, was Du nicht verstehst.“ Eine einfache wie sinnvolle Börsenregel. Dies gilt zumindest, wenn sie so interpretiert wird, dass keine Investments getätigt werden sollten, bei denen man als Anleger das Gefühl hat, alle Chancen und Risiken nicht vollkommen erfasst zu haben.  

     

    Leider wird die Regel von vielen Anlegern auch anders ausgelegt. Wie wäre es sonst zu erklären, dass Privatinvestoren und insbesondere auch Stiftungen in den meisten Fällen mehr als 80 % ihrer Aktieninvestments in deutschen Unternehmen tätigen. Während sich Werte wie Siemens, Daimler, Allianz oder Deutsche Bank nahezu in jedem Depot finden, sucht man nennenswerte internationale Aktienpositionen häufig vergeblich. Vor dem Hintergrund, dass der deutsche Markt lediglich etwa 5 % des weltweiten Aktienmarkts ausmacht und es zu erwarten ist, dass nachhaltiges Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in Regionen, wie z.B. China, Indien oder Lateinamerika, in weitaus stärkerem Maße stattfinden wird als in Deutschland, ist dies eine objektiv gesehen wenig rationale Verhaltensweise.  

     

    Das Phänomen, bei Aktieninvestments heimische Märkte zu bevorzugen und internationale Märkte weniger zu berücksichtigen - man könnte schon fast sagen zu vernachlässigen - wird in der wissenschaftlichen Literatur als „Home Bias“ bezeichnet. Für sein Auftreten wird im Wesentlichen die „Kontrollillusion“ verantwortlich gemacht. Hiernach fühlen sich Anleger bei Investitionsentscheidung kompetenter, wenn ihnen mehr Informationen vorliegen und sie das Gefühl haben, das jeweilige Unternehmen und seine Geschäftstätigkeit „besser zu verstehen“. Diese Vorstellung ist in vielen Fällen illusorisch. Denn welcher Anleger könnte schon im Detail sagen, ob z.B. Daimler besser durch die Krise kommt als Toyota.  

     

    • Die gute Nachricht: Deutsche Anleger sind hier keine Ausnahme. Wie Studien zeigen, ist der Home Bias bei amerikanischen und japanischen Investoren sogar noch stärker ausgeprägt. Diese investieren im Durchschnitt mehr als 95 % ihres jeweiligen Aktienvermögens im heimischen Markt.