· Fachbeitrag · Therapie
Auch mit Krebs am Leben teilhaben: das OTT-Konzept in der Physiopraxis
von Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen
| In den letzten Jahren hat sich das Verständnis für die Rolle von Bewegung in der Onkologie grundlegend gewandelt: Wurden früher vor allem Schonung und körperliche Zurückhaltung empfohlen, so belegen wissenschaftliche Studien heute, dass gezieltes Training die Lebensqualität steigern sowie therapiebedingte Nebenwirkungen wie Fatigue-Syndrom, Polyneuropathien, Muskelschwäche oder depressive Verstimmungen lindern kann. Ein Ansatz ist die onkologische Trainings- und Bewegungstherapie (OTT). |
An wissenschaftlichen Leitlinien orientiert
Die OTT ist ein wissenschaftlich fundiertes Bewegungskonzept, das speziell für Krebspatienten mit dem Ziel entwickelt wurde, sie in allen Phasen ihrer Erkrankung ‒ von der Diagnose über die aktive Therapie bis hin zur Nachsorge ‒ durch gezielte körperliche Aktivität zu unterstützen. Im Zentrum steht dabei ein individualisiertes Trainingsprogramm, das auf die jeweilige körperliche Verfassung und Situation sowie die persönlichen Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten ist. Entstanden ist die OTT aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) am Universitätsklinikum Köln und der ebenfalls in Köln beheimateten Deutschen Sporthochschule. Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten systematisch und praxisnah in die Versorgung von Krebspatienten integriert werden und ein Trainingsangebot schaffen, das sich an den aktuellen Leitlinien orientiert.
Breites Trainingsspektrum in Kleingruppen
Die Inhalte der OTT sind nicht auf einzelne Methoden oder Ansätze festgelegt, sondern umfassen ein breites Spektrum an Bewegungsangeboten. Im Mittelpunkt stehen gerätegestütztes Krafttraining und Ausdauertraining, die je nach individuellem Bedarf durch sensomotorisches Training, Gleichgewichtsübungen, Beckenbodentraining oder spezielle Funktionsgymnastik ergänzt werden können. Trainiert wird i. d. R. zweimal pro Woche, meist in Kleingruppen von maximal fünf Personen, um eine individuelle Betreuung und Anpassung zu gewährleisten. Einzeltrainings sind ebenfalls möglich, je nach Auslastung des Anbieters. Trainingsinhalte werden ständig an den Therapieverlauf angepasst, um möglichst kurzfristig auf Veränderungen des Gesundheitszustands reagieren zu können. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen auf ärztliche Anordnung hin die Kosten für mindestens 24 Trainingseinheiten, verteilt auf zwölf Wochen. Eine Kostenübernahme für weitere 24 Einheiten ist möglich, muss aber gesondert beantragt werden. Der zeitliche Rahmen entspricht dem einer Einheit gerätegestützte Krankengymnastik (KGG) und beträgt 60 Minuten.
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