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  • · Fachbeitrag · Praxisentwicklung


    Fachkräftemangel - nicht bei uns?


    von Petra Müllerstedt, Verband medizinischer Fachberufe e.V., Dortmund, www.vmf-online.de

    | Wo sind die guten Azubis in der Zahnarztpraxis? Das fragen sich viele Praxisinhaber und beklagen sich über eine fehlende Qualität des Nachwuchses bei Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA). Von der Anzahl her gibt es bei ZFA offenbar keinen Mangel: Nach Feststellung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hat die Gesamtzahl der Ausbildungsverhältnisse im Vergleich zu den Vorjahren sogar leicht zugenommen. Die Wahrheit ist aber auch, dass gute ZFA schnell „abspringen“. Wie der Zahnarzt seine besten Leute in der Praxis halten kann, zeigt der folgende Beitrag. |

    Ausbildungszahlen haben insgesamt leicht zugenommen


    Bundesweit wurden im letzten Jahr zum Stichtag 30. September insgesamt 12.330 Ausbildungsverträge für ZFA neu abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahr haben die Ausbildungszahlen damit im Durchschnitt um 4,11 Prozentpunkte leicht zugenommen. Die Zahlen stiegen für die alten Bundesländer leicht, während sie für die neuen etwas zurückgingen: Deutliche Zugewinne gab es zum Beispiel in Bayern, Niedersachsen und Bremen, während in Sachsen-Anhalt, dem Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern die Zahl der ausgebildeten ZFA im vergangenen Jahr deutlich zurückging.


    Damit konnte das seit vier Jahren bestehende, relativ konstante Niveau der abgeschlossenen Ausbildungsverträge gehalten werden. Deutlich mehr ZFA wurden Mitte der 1990er Jahre sowie in den Jahren 2000 bis 2003 ausgebildet. Die Zahl lag seinerzeit zwischen 13.000 und 15.000 ZFA-Azubis.


    Ausbildung - und dann „was ganz anderes“


    Während vor einigen Jahren teilweise sogar Prüfungen absichtlich nicht bestanden wurden, um noch für ein halbes Jahr die Anstellung zu behalten, sind die Aussagen angehender ZFA heute anders: „Ich gehe weiter zur Schule“, heißt es da, „Ich mache eine andere Ausbildung, etwas ganz anderes.“ oder „Ich gehe ins Ausland - und was danach kommt, weiß ich noch nicht.“ Wenn man nun diese Kette weiter spinnt, darf gefragt werden, wie viele des Ausbildungsjahrgangs 2012 in fünf Jahren noch im Beruf sind? Wo sollen in Zukunft die ganzen ZMF, Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentinnen oder Zahnmedizinischen Verwaltungsangestellten herkommen?


    Der Beruf der ZFA und auch MFA stand laut Berufsbildungsbericht auch im Jahr 2012 auf der Beliebtheitsskala immer noch weit oben. Allein die Auswahl an (guten) potenziellen Bewerbern wird immer kleiner. Junge Menschen wollen einen attraktiven Beruf, mit dem sie eine eigenständige Lebensführung planen können. Warum sind aber zum Beispiel so wenige junge Männer in diesem Berufen? - Die Antwort ist einfach: Die Bezahlung ist zu schlecht!


    Wie können Praxischefs gute Azubis finden?


    Manche Betriebe bieten ihren Azubis Wohnungen oder sogar Firmenwagen an, andere zahlen eine Ausbildungsvergütung in einer Höhe, wie sie manch Ausgelernter gerne hätte. Doch die meisten Inhaber einer Zahnarztpraxis können sich so etwas nicht leisten - die Rahmenbedingungen hierfür sind nicht entsprechend. Trotzdem hat der Zahnarzt Möglichkeiten, in seiner Praxis den beruflichen Alltag seiner Mitarbeiter attraktiver zu gestalten:


    • Beginnen Sie mit der Suche nach Auszubildenden nicht erst im Mai. Sehen Sie sich bereits in diesem Jahr nach Azubis für das kommende Jahr um.


    • Denken Sie einmal darüber nach, an Berufsbildungsbörsen von Realschulen und ggf. Gymnasien teilzunehmen und Ihre Praxis dort vorzustellen.


    • Nehmen Sie die Ausbildung ernst! In jeder Praxis gibt es eine erfahrene Kollegin, an die die Ausbildung delegiert werden kann. Dazu braucht diejenige aber auch entsprechende Zeiten, um sich entsprechend zu kümmern.


    • Was spricht aber dagegen, dass eine Mitarbeiterin den Ausbildereignungsschein macht oder wenigsten ein Modul zur Ausbildung in entsprechenden Aufstiegsfortbildungen absolviert? - Denken Sie darüber nach!


    • Sprechen Sie schon vor Ausbildungsbeginn die Möglichkeiten einer Begabtenförderung und der gebotenen Aufstiegsmöglichkeiten mit Bafög an. Stellen Sie konkrete Weiterentwicklungsmöglichkeiten in Aussicht.


    • Suchen Sie ihr Personal mit den richtigen Begrifflichkeiten: Es grenzt schon an Missachtung, eine ZMF für die Stuhlassistenz zu suchen. Die ZMF hat beispielsweise eine Weiterbildungszeit von 800 und mehr Stunden!


    • Setzen Sie als Praxisinhaber sich dafür ein, dass die Fortbildungsordnungen endlich im gesamten Bundesgebiet vergleichbar sind. Nur so können Sie wissen, was Sie bekommen, wenn Sie eine ZMF aus einem anderen Bundesland einstellen möchten.


    • Ihr Personal hat es verdient, von seinem Einkommen eigenständig leben zu können. Keine junge Frau möchte heutzutage von Haus aus Tochter bleiben oder Ehefrau werden, um leben zu können.


    • Denken Sie auch mal über einen kleinen Zuschuss zur Wohnung oder zum Auto nach. Besonders natürlich die private Altersvorsorge sollten Sie im Blick haben, die jungen Menschen befassen sich eher ungerne damit.


    PRAXISHINWEIS |  Setzen Sie sich als Praxisinhaber auch dafür ein, das es endlich Tarife gibt, welche Mindestanforderungen festlegen. Denn letztlich orientieren sich die Schulabgänger doch daran, wo sie was verdienen können - und das sollte in den Tarifen abgebildet werden. Trotzdem liegt es ja weiterhin in der Hand des Praxischefs als Arbeitgeber, was ihm seine Angestellten wert sind.

    Quelle: Ausgabe 04 / 2013 | Seite 16 | ID 38561040