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  • · Fachbeitrag · Betriebswirtschaft

    Neugründung einer Einzelpraxis: Im Durchschnitt sind 427.000 Euro notwendig

    von Dr. Detlev Nies, Sachverständiger für die Bewertung von Zahnarztpraxen, und Dipl.-Volkswirtin Katja Nies, www.praxisbewertung-praxisberatung.com 

    | Die Neugründung einer Einzelpraxis erforderte in Deutschland im Jahr 2013 Investitionen von durchschnittlich 427.000 Euro. Damit ist dies die teuerste Art der Existenzgründung für Zahnärzte. Am günstigsten ist nach der gemeinsamen Studie der Apo-Bank und dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) der Einstieg in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) - sie kostet 272.000 Euro. Die Studie hat 428 Finanzierungsfälle ausgewertet, wobei das Verhältnis von West- zu Ostdeutschland 12 : 1 betrug. |

    Hintergrund und Datenbasis

    Die Datenbasis für diese seit 1984 durchgeführte jährliche Analyse bilden diejenigen Fälle von Finanzierungen von zahnärztlichen Existenzgründungen, die über die Apo-Bank laufen. Deren Marktanteil in diesem Segment beläuft sich nach eigenen Angaben derzeit auf knapp 50 Prozent. Für die aktuellen Auswertungen des Jahres 2013 erhielt die Studie einen neuen Aufbau: Im allgemeinen Teil werden nur noch Zahlen für ganz Deutschland aufbereitet, während in einem der zwei angehängten Exkurse die Zahlen - soweit vorhanden - für West und Ostdeutschland getrennt veröffentlicht werden.

     

    Den Marktanteil der Apo-Bank sowie die Größe der Datenbasis sollte man bei der weiteren Lektüre im Hinterkopf behalten - es handelt sich also nur um einen Ausschnitt, aus dem allerdings durchaus aufschlussreiche Aussagen und Trends abgelesen werden können.

    Art der Existenzgründung

    Wie schon in den vergangenen Jahren war auch im Jahr 2013 die Übernahme einer Einzelpraxis die häufigste Form der Existenzgründung.

     

    • Tabelle 1: Art der Existenzgründung, in Prozent - Deutschland
    2009
    2010
    2011
    2012
    2013

    Neugründung Einzelpraxis

    20

    13

    10

    12

    8

    Übernahme Einzelpraxis

    50

    57

    57

    61

    68

    Berufsausübungsgemeinschaft*

    30

    30

    33

    27

    24

     

    * Neugründungen, Übernahmen und Beitritt zu einer bestehenden BAG

    Die Neugründung einer Einzelpraxis hat - als teuerste Form einer Niederlassung - nur noch einen Anteil von 8 Prozent an den zahnärztlichen Existenzgründungen. Auch die Neugründung, die Übernahme bzw. der Beitritt zu einer BAG war mit einem Anteil von einem knappen Viertel rückläufig im Vergleich zu den Vorjahren; bei der Altersgruppe der bis zu 30-Jährigen waren es immerhin noch ein Drittel der Existenzgründer. Am attraktivsten ist für niederlassungswillige Zahnärzte weiterhin die Übernahme einer Einzelpraxis: Ihr Anteil stieg von 61 Prozent im Jahr 2012 auf 68 Prozent (2013).

    Kosten der Existenzgründung und Aufteilung der Volumina

    Die Kosten der Niederlassung in den jeweiligen Sparten haben sich 2013 wie folgt entwickelt (absteigende Reihenfolge):

     

    • Tabelle 2: Finanzierungsvolumen, in Tsd. Euro - Deutschland

    Neugründung Einzelpraxis

    427

    Übernahme BAG

    365

    Neugründung BAG

    353

    Übernahme Einzelpraxis

    300

    Beitritt/Einstieg BAG

    272

     

    Die Übernahme einer Einzelpraxis, die 68 Prozent der Existenzgründer im Jahr 2013 wählten, kostete durchschnittlich 300.000 Euro und war vor dem Beitritt bzw. Einstieg in eine BAG die zweitgünstigste Niederlassungsform.

     

    Wie setzen sich die Finanzierungsvolumina im Einzelnen zusammen, und wie haben sie sich im Verlauf der letzten fünf Jahre entwickelt? Angefangen sei mit den Übernahmen von Einzelpraxen, der häufigsten Niederlassungsform.

     

    • Tabelle 3a: Übernahme einer Einzelpraxis, in Tsd. Euro - Deutschland
    2009
    2010
    2011
    2012
    2013

    Ideeller Wert (Goodwill)

    97

    62

    95

    105

    107

    Materieller Wert

    37

    76

    45

    50

    47

    Übernahmepreis

    134

    138

    140

    155

    154

    Modernisierung/Umbau

    15

    16

    20

    16

    14

    Med.-techn. Geräte und Einrichtung

    59

    69

    64

    58

    60

    Sonstige Investitionen*

    21

    23

    23

    17

    21

    Praxisinvestitionen

    229

    246

    247

    246

    249

    Betriebsmittelkredit

    55

    57

    52

    55

    51

    Finanzierungsvolumen

    284

    303

    299

    301

    300

     

    * Alle Zahlungen, die nicht unter die anderen Bezeichnungen fallen - wie zum Beispiel Installationskosten, Einmalzahlungen für geleaste Geräte, Kapitaleinlagen in Gemeinschaften oder Kosten für ein Praxislabor

     

    Das jeweilige Gesamtfinanzierungsvolumen ist über die letzten Jahre stabil geblieben. Auffallend ist der leichte Anstieg für den Goodwill und damit einhergehend der ebenfalls geringfügige Anstieg der Übernahmepreise. Die Angabe für das Jahr 2010 ist in Bezug auf den Goodwill nicht aussagekräftig, da hier aufgrund steuerlicher Besonderheiten Verschiebungen zwischen immateriellem und materiellem Wert stattfanden.

     

    Für die Übernahme von Einzelpraxen unterscheidet die IDZ-Studie auch nach alten und neuen Bundesländern. Zunächst die Zahlen für die alten Länder:

     

    • Tabelle 3b: Übernahme einer Einzelpraxis, in Tsd. Euro - alte Länder
    2009
    2010
    2011
    2012
    2013

    Ideeller Wert (Goodwill)

    103

    59

    102

    112

    110

    Materieller Wert

    39

    79

    49

    53

    49

    Übernahmepreis

    142

    138

    151

    165

    159

    Modernisierung/Umbau

    18

    19

    23

    18

    15

    Med.-techn. Geräte und Einrichtung

    65

    73

    64

    58

    63

    Sonstige Investitionen

    23

    24

    25

    17

    20

    Praxisinvestitionen

    248

    254

    263

    258

    257

    Betriebsmittelkredit

    57

    60

    54

    57

    52

    Finanzierungsvolumen

    305

    314

    317

    315

    309

     

    Im Vergleich zu diesen Zahlen zeigt die nachfolgende Tabelle, dass sämtliche Finanzierungsvolumina für die neuen Bundesländer etwa ein Drittel darunter liegen. Nicht nur die Lebenshaltungskosten sind dort also günstiger, sondern auch die Kosten für die Gründung einer zahnärztlichen Existenz.

     

    • Tabelle 3c: Übernahme einer Einzelpraxis, in Tsd. Euro - neue Länder
    2009
    2010
    2011
    2012
    2013

    Ideeller Wert (Goodwill)

    59

    48

    55

    63

    71

    Materieller Wert

    26

    39

    26

    26

    24

    Übernahmepreis

    85

    87

    81

    89

    95

    Modernisierung/Umbau

    3

    6

    8

    7

    2

    Med.-techn. Geräte und Einrichtung

    44

    53

    61

    58

    30

    Sonstige Investitionen

    10

    17

    17

    13

    30

    Praxisinvestitionen

    142

    163

    167

    167

    157

    Betriebsmittelkredit

    41

    39

    36

    45

    43

    Finanzierungsvolumen

    183

    202

    203

    212

    200

     

    Neugründung einer Einzelpraxis

    Da das für die Gründung einer Einzelpraxis erforderliche Investitionsvolumen zu den höchsten aller Facharztgruppen gehört, verwundert es nicht, dass der Anteil inzwischen auf 8 Prozent aller Existenzgründungen gesunken ist. Die Zahlen zeigen, dass die Investitionen in den letzten Jahren deutlich schwanken.

     

    • Tabelle 4: Neugründung einer Einzelpraxis, in Tsd. Euro - Deutschland
    2009
    2010
    2011
    2012
    2013

    Modernisierung/Umbau

    53

    40

    36

    69

    49

    Med. Geräte, Einrichtung

    259

    226

    270

    231

    252

    Sonstige Investitionen

    50

    42

    60

    38

    64

    Praxisinvestitionen

    362

    308

    366

    338

    365

    Betriebsmittelkredit

    76

    66

    70

    68

    62

    Gesamtinvestition

    438

    374

    436

    406

    427

     

    Die Gründung von Berufsausübungsgemeinschaften (BAG)

    Im Rahmen der letztjährigen IDZ-Studie wurde zum ersten Mal differenziert dargestellt, welche Kosten anfallen bei der Neugründung einer BAG, der Übernahme einer BAG und dem Einstieg in eine BAG. Eine BAG als Start in die zahnärztliche Existenzgründung haben nur noch 24 Prozent gewählt - eine rückläufige Tendenz. Die nachfolgende Tabelle zeigt, woran das liegen könnte: Die Investitionskosten für die Neugründung einer BAG sind stetig gestiegen. Sie lagen mit 353.000 Euro im Jahr 2013 fast um die Hälfte über den Investitionen, die vier Jahre zuvor erforderlich waren.

     

    • Tabelle 5: Neugründung einer BAG (je Inhaber), in Tsd. Euro - Deutschland
    2009
    2010
    2011
    2012
    2013

    Modernisierung/Umbau

    32

    26

    57

    64

    40

    Med. Geräte, Einrichtung

    140

    182

    139

    192

    181

    Sonstige Investitionen

    26

    31

    28

    42

    79

    Praxisinvestitionen

    198

    239

    224

    298

    300

    Betriebsmittelkredit

    45

    49

    32

    42

    53

    Gesamtinvestition

    243

    288

    256

    340

    353

     

    Zum Vergleich noch einmal eine Tabelle mit den notwendigen Investitionen, die die Neugründung einer Einzelpraxis im Jahr 2013 durchschnittlich kostete.

     

    Gesamtinvestition für die Neugründung einer Einzelpraxis

    438

    374

    436

    406

    427

     

    Auch wenn die Finanzierungsvolumina für die Neugründung einer BAG je Inhaber seit 2009 stärker gestiegen sind als für die Neugründung einer Einzelpraxis, sind auch die Kostenvorteile einer BAG gegenüber der Einzelpraxisneugründung zu berücksichtigen: Viele Einbauten und Geräte müssen nur einmal vorhanden sein - die Kosten werden auf mehrere Köpfe verteilt.

     

    Sprunghaft erhöht haben sich in den vergangenen Jahren die Finanzmittel, die der Existenzgründer bei der Übernahme einer BAG aufwenden musste:

     

    • Tabelle 6: Übernahme einer BAG (je Inhaber), in Tsd. Euro - Deutschland
    2009
    2010
    2011
    2012
    2013

    Ideeller Wert (Goodwill)

    93

    34

    97

    125

    146

    Materieller Wert

    34

    55

    49

    59

    81

    Übernahmepreis

    127

    89

    146

    184

    227

    Modernisierung/Umbau

    7

    8

    18

    20

    17

    Med.-techn. Geräte und Einrichtung

    44

    38

    26

    61

    55

    Sonstige Investitionen

    19

    13

    16

    8

    12

    Praxisinvestitionen

    197

    148

    206

    273

    311

    Betriebsmittelkredit

    38

    34

    40

    48

    54

    Finanzierungsvolumen

    235

    182

    246

    321

    365

     

    Auch hier zum Vergleich nachfolgend die notwendigen Gesamtinvestitionen bei der Übernahme einer Einzelpraxis:

     

    Gesamtinvestition für die Übernahme einer Einzelpraxis

    284

    303

    299

    301

    300

     

    Seit 2012 liegen die Kosten der Übernahme einer BAG je Praxisinhaber über den Kosten der Übernahme einer Einzelpraxis; dies liegt hauptsächlich an den höheren Beiträgen für den Goodwill (vgl. die Werte in Tabelle 3 a).

     

    Noch einmal höhere Kosten sind für den Goodwill beim Einstieg in eine BAG zu zahlen. Unterm Strich liegen die Gesamtfinanzierungsvolumina jedoch unter denen bei einer BAG-Übernahme. Dies ist bedingt durch geringere Kosten für den Betriebsmittelkredit und kleineren Investitionen in Geräte.

     

    • Tabelle 7: Einstieg in eine BAG (je Inhaber), in Tsd. Euro - Deutschland
    2009
    2010
    2011
    2012
    2013

    Ideeller Wert (Goodwill)

    145

    79

    124

    138

    156

    Materieller Wert

    23

    81

    56

    64

    49

    Übernahmepreis

    168

    160

    180

    202

    205

    Modernisierung/Umbau

    16

    9

    11

    4

    5

    Med.-techn. Geräte und Einrichtung

    38

    24

    24

    24

    16

    Sonstige Investitionen

    28

    16

    10

    11

    19

    Praxisinvestitionen

    250

    209

    225

    241

    245

    Betriebsmittelkredit

    19

    20

    24

    34

    27

    Finanzierungsvolumen

    269

    229

    249

    275

    272

     

    Art der Existenzgründung nach Praxislage

    Mit 38 Prozent ließen sich die meisten der zahnärztlichen Existenzgründer in einer Großstadt nieder. 34 Prozent gingen aufs Land, während 28 Prozent sich in einer Mittelstadt niederließen. Überraschendes Ergebnis für die Großstädte: Dort überwiegt bei Existenzgründern mit 73 Prozent die Übernahme einer Einzelpraxis noch deutlicher als in Mittelstädten und auf dem Land andere Formen der Niederlassung, wie die Tabelle zeigt.

     

    • Tabelle 8: Art der Existenzgründung nach Praxislage, in Prozent
    Großstadt
    Mittelstadt
    Land

    Neugründung Einzelpraxis

    7

    5

    11

    Übernahme Einzelpraxis

    73

    66

    65

     BAG

    20

    29

    24

     

    Von den 34 Prozent der Existenzgründer, die sich auf dem Land niederließen, übernahmen zwei Drittel eine Einzelpraxis. Im Gegensatz zu Humanmedizinern scheint es bei den Zahnärzten keine nennenswerten Versorgungsengpässe für die Patienten im ländlichen Raum zu geben. Dies bedeutet jedoch nicht, dass jeder abgabewillige Zahnarzt für seine Einzelpraxis einen Käufer findet.

    Quelle: Ausgabe 02 / 2015 | Seite 9 | ID 43173813