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  • · Fachbeitrag · Betriebswirtschaft

    Neue IDZ-Studie zeigt:Ende der Einzelpraxis noch nicht in Sicht

    von Dipl.-Volkswirtin Katja Nies, Sachverständige für die Bewertung von Arzt- und Zahnarztpraxen, Köln, www.praxisbewertung-praxisberatung.com 

    | Die Einzelpraxis ist bei Zahnärzten noch lange kein Auslaufmodell. Zu diesem Schluss kommt, wer die aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) liest. Die vorliegenden Zahlen zeigen: Die Niederlassung in Form einer Berufsausübungsgemeinschaft hat im Vergleich zu den Vorjahren nur sehr langsam zugenommen - vor allem in Großstädten. Im Jahr 2012 selbst war sogar ein Rückgang dieser Praxisform zu verzeichnen. Neben diesen langfristigen Tendenzen analysiert der nachfolgende Beitrag die Zahlen der neuen IDZ-Studie für die fachzahnärztlichen Praxen. |

    Fachzahnärztliche Praxen

    Erstmals erlaubt die IDZ-Analyse einen Einblick in die Finanzierungsvolumina von zahnärztlichen Fachpraxen, namentlich von kieferorthopädischen und oralchirurgischen Praxen. Hier ist anzumerken, dass wegen der vergleichsweise geringen Zahl der Finanzierungsfälle den statistischen Ergebnissen eher der Charakter von Trendaussagen zufällt. Die Ergebnisse sollen hier dennoch in der gebotenen Kürze dargestellt und Besonderheiten erläutert werden.

     

    Kieferorthopädische Fachpraxen

    Unter Verwendung des gleichen Gliederungsschemas wie bei (allgemein-)zahnärztlichen Praxen sind für die Neugründung bzw. Übernahme von kieferorthopädischen Fachpraxen folgende Beträge aufgewendet worden:

     

    • Tabelle 1: KFO-Fachpraxen (Tsd. Euro, Deutschland)
    2012 Neugründung
    2012 Übernahme

    Ideeller Wert (Goodwill)

    Entfällt

    164

    Materieller Wert

    Entfällt

    74

    Übernahmepreis

    Entfällt

    238

    Modernisierung/Umbau

    46

    15

    Med.-techn. Geräte und Einrichtung

    250

    34

    Sonstige Investitionen

    27

    9

    Praxisinvestitionen

    323

    296

    Betriebsmittelkredit

    73

    54

    Finanzierungsvolumen

    396

    350

     

     

    Im Vergleich zu einer (allgemein-)zahnärztlichen Praxis, bei der für die Gründung 407.000 Euro und für die Übernahme 315.000 Euro anfallen, ist die Gründung einer kieferorthopädischen Praxis etwas kostengünstiger und die Übernahme etwas teurer. Der vergleichsweise „geringe“ Preis für eine Praxisübernahme erklärt sich trotz der Tatsache, dass die Ertragsaussichten bei kieferorthopädischen Praxen deutlich besser sind als bei (allgemein-) zahnärztlichen Praxen, wie folgt:

     

    Ein niederlassungswilliger Kieferorthopäde kann in der Regel davon ausgehen, dass nach etwa drei bis vier Jahren seine Praxis ausgelastet ist. Der Praxisgewinn steigt dabei mit Zunahme der Fallzahlen von Quartal zu Quartal weiter an und wird sich nach der genannten Zeit auf ein praxistypisches Niveau einpendeln. Der Kieferorthopäde wird daher unter rein wirtschaftlichen Aspekten als Kaufpreis keinen Betrag akzeptieren, der höher ist als die Differenz zwischen dem Gewinn, den er in den ersten drei bis vier Jahren aus der ausgelasteten übernommenen Praxis erzielen kann - unter Weiterbehandlung der laufenden übernommenen Fälle und der Akquisition neuer Fälle e-, und dem Gewinn, den er bei Neugründung einer eigenen Praxis im gleichen Zeitraum erwartet.

     

    Oralchirurgische Fachpraxen und MKG-Fachpraxen

    Die Neugründung bzw. Übernahme einer chirurgischen Fachpraxis ergibt folgendes Bild:

     

    • Tabelle 2: Oralchirurgen und MKG-Chirurgen (Tsd. Euro, Deutschland)
    2012 Neugründung
    2012 Übernahme

    Ideeller Wert (Goodwill)

    Entfällt

    180

    Materieller Wert

    Entfällt

    79

    Übernahmepreis

    Entfällt

    259

    Modernisierung/Umbau

    48

    14

    Med.-techn. Geräte und Einrichtung

    276

    45

    Sonstige Investitionen

    93

    31

    Praxisinvestitionen

    417

    349

    Betriebsmittelkredit

    83

    45

    Finanzierungsvolumen

    500

    394

     

     

    Auch wenn die Investitionen in eine oralchirurgische Praxis bzw. MKG-Praxis höher sind als die Investitionen in eine (allgemein-)zahnärztliche Praxis, sind die Ähnlichkeiten mit der Gründung bzw. Übernahme einer (allgemein-)zahnärztlichen Praxis nicht zu übersehen: Die Übernahme einer Praxis ist deutlich günstiger als eine Neugründung zu realisieren.

    Mittel- und langfristige Tendenzen des Investitionsverhaltens

    Den in der IDZ-Veröffentlichung nach verschiedenen Gesichtspunkten analysierten Daten können einige mittel- und langfristig wirksame Entwicklungen entnommen werden, die an dieser Stelle kurz angesprochen werden sollen (und sich im Vergleich zu den Ausführungen in dem entsprechenden Beitrag zur Investitionsanalyse aus dem Jahr 2006 kaum verändert haben):

     

    • Das seit langem postulierte und von der Politik favorisierte Ende der Einzelpraxis ist nach wie vor nicht in Sicht, wie die Zahlen zu den Praxisübernahmen und Praxisneugründungen zeigen.

     

    • Das Durchschnittsalter der Existenzgründer steigt sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern weiter an und beträgt zur Zeit etwa 36 Jahre. Mittlerweile sind in den alten Bundesländern deutlich mehr Niederlassungen bei über 40-Jährigen (21 Prozent) zu verzeichnen als bei unter 30-Jährigen (15 Prozent).

     

    • Der Anteil der Zahnärztinnen an den Niederlassungen nimmt in Deutschland insgesamt weiter zu. In Gesamt-Deutschland beträgt er derzeit bereits 49 Prozent, in den alten Ländern 46 Prozent. In den neuen Ländern waren 2012 etwa 71 Prozent der Existenzgründer weiblich.

     

    • Die Niederlassung in Form von Berufsausübungsgemeinschaften nimmt - wenn überhaupt - nur sehr langsam und vor allem in Großstädten zu. Im Jahr 2012 war im Vergleich zu den Vorjahren sogar ein Rückgang zu verzeichnen.

     

    • Ein Grund für die stagnierende Zahl der Neuzulassung von Berufsausübungsgemeinschaften dürfte darin liegen, dass eine gemeinschaftliche Niederlassung vor allem von jungen Zahnärzten (unter 30 Jahre) bevorzugt wird, die Zahl der Niederlassungen gerade in dieser Altersgruppe aber immer weiter sinkt.

     

    • Noch immer werden die meisten Existenzgründungen in den Großstädten realisiert. Es fällt aber auf, dass die Attraktivität ländlicher Gebiete im langfristigen Vergleich - relativ betrachtet - zugenommen hat. Ein Grund hierfür könnte der in den Großstädten stark gestiegene Konkurrenzdruck sein.

     

    • Medizinische Versorgungszentren spielen für Zahnmediziner als Niederlassungsalternative bisher so gut wie keine Rolle.

     

    FAZIT | Das Investitionsverhalten bei zahnärztlichen Existenzgründungen war im Jahr 2012 von Vorsicht geprägt. Bei unverändert zurückhaltender Einschätzung der Einkommensperspektiven ist davon auszugehen, dass auch in den kommenden Jahren ein ähnliches Investitionsverhalten zu beobachten sein wird, das sich in nur langsam steigenden oder stagnierenden Übernahmepreisen niederschlägt. Daher sollten Zahnärzte, die sich mit dem Gedanken tragen, in den nächsten Jahren ihre Einzelpraxis zu verkaufen, die Entwicklung genau im Auge behalten, um ihre Praxis entweder rechtzeitig abzugeben oder aber sie selbst in eine Gemeinschaftspraxis zu überführen.

     

    Weiterführender Hinweis

    • Teil 1 des Beitrags („Praxisübernahme in den alten Bundesländern: Im Schnitt Investitionen von 315.000 Euro nötig“) finden Sie in der Februar-Ausgabe des Zahnärzte Wirtschaftsdienst auf Seite 1.
    Quelle: Ausgabe 04 / 2014 | Seite 4 | ID 42615900