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  • · Fachbeitrag · Leserforum

    Liquidität in der Coronakrise ‒ ist die Aufnahme eines KfW-Darlehens für meine Praxis sinnvoll?

    beantwortet von StB Marcel Nehlsen, Kanzlei Laufenberg Michels und Partner mbB, Köln, laufmich.de

    | FRAGE: „Als selbstständiger Physiotherapeut führe ich eine Praxis mit vier Vollzeittherapeuten, mich selbst eingerechnet. Die Praxis erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 360.000 Euro und einen Gewinn von 78.000 Euro. Damit bediene ich sowohl die vorhandenen betrieblichen Darlehen der Praxis als auch die privaten Steuern und Vorsorgeaufwendungen sowie meine eigenen privaten Verpflichtungen. Infolge der Coronakrise benötige ich zur Existenzsicherung der Praxis dieses Jahr voraussichtlich 40.000 Euro an Fremdkapital. Ist es sinnvoll, den Betrag über ein KfW-Darlehen zu finanzieren?“ |

     

    Antwort: Die wichtige Frage, die Sie sich stellen sollten, lautet: Kann ich mir die Aufnahme eines weiteren Darlehens leisten? Denn ohne Neueinstellungen dürfte eine Rückzahlung des Darlehens nur schwer zu finanzieren sein. Nehmen wir an, das Darlehen ist ab dem Jahr 2021 über vier Jahre zurückzuzahlen, dann müssten Sie jährlich 10.000 Euro zusätzliche Tilgung zu den bisherigen o. g. Verpflichtungen aufbringen. Wenn wir für Sie einen Spitzensteuersatz von 45 Prozent zugrunde legen, dann müsste die Praxis ab 2021 einen zusätzlichen Gewinn von ca. 18.000 Euro erzielen. Denn auf diese 18.000 Euro zahlen Sie als Praxisinhaber ca. 8.000 Euro Steuern (45 Prozent). Übrig bleiben 10.000 Euro für die Tilgung. (Die Zinsen bleiben der Einfachheit halber in dieser Rechnung unberücksichtigt.)

     

    Ihre Gewinnquote, welche sich aus Gewinn/Umsatz errechnet, liegt aktuell bei ca. 22 Prozent. Demnach müssten Sie Ihren Praxisumsatz um jährlich rund 83.000 Euro erhöhen, denn von diesen 83.000 Euro Umsatz verbleiben 22 Prozent Gewinn; das sind ca. 18.000 Euro. D. h., um einen zusätzlichen Kredit von 40.000 Euro über vier Jahre zurückzuzahlen, müsste Ihre Praxis nach dieser Berechnung jeden Monat etwa 6.900 Euro (83.0000 Euro/12) mehr Umsatz generieren als zuvor. Da ein Vollzeittherapeut etwa 90.000 Euro an Jahresumsatz erwirtschaftet (PP 10/2018, Seite 10), ist die Bedienung des Darlehens mit dem bestehenden Personal kaum machbar.