· Praxisangebot
Sanfte Haltungen, große Wirkung: Yin-Yoga in der Physiopraxis

von Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen
| Wer es gern etwas langsamer angeht, für den ist Yin-Yoga genau das Richtige. Der Stil verbindet ruhige, meditative Haltungen, die sich insbesondere auf die tieferen Strukturen des Körpers konzentrieren. Gerade für Personen, die viel und lange sitzen, unter Rückenschmerzen leiden oder ihre Gelenke entlasten möchten, bietet Yin Yoga eine sinnvolle Ergänzung zu aktiveren Yoga- und Trainingsformen. In einer Gesellschaft, in der Rückenschmerzen inzwischen Volkskrankeit sind (vgl. PP 02/2025 Seite 4 ff.), eignet sich Yin Yoga auch gut als Ergänzung des Selbstzahlerangebots für Physiopraxen. |
Yin-Yoga fördert Achtsamkeit und Körperwahrnehmung ...
Anders als dynamische Stile, die Kraft, Bewegungsfluss oder Ausdauer betonen, arbeitet Yin Yoga überwiegend passiv und ist auf Bindegewebe, Gelenke und Faszien fokussiert. Meist werden die Übungen in sitzender oder liegender Position ausgeführt und über mehrere Minuten gehalten. Das dehnt auf angenehme Art alle Gewebsschichten mit dem Ziel, die Beweglichkeit zu verbessern, muskuläre Verspannungen zu lösen und gleichzeitig Achtsamkeit und Körperwahrnehmung zu fördern. Die Ursprünge lassen sich bis in die USA der 1970er Jahre zurückverfolgen. Der Kampfkünstler und Yoga-Lehrer Paulie Zink entwickelte Yin-Yoga, indem er Elemente aus dem Hatha Yoga, Grundlagen des Taoismus und traditionellen chinesischen Bewegungsübungen kombinierte, um seine eigene Yogapraxis zu schaffen. Später, in den 1980er Jahren entwickelte Paul Grilley, ein Schüler Zinks, das Yin-Yoga weiter, erarbeitete ein systematisches Unterrichtskonzept und brachte die Methode immer mehr in die Öffentlichkeit. Grilley legte besonderen Wert auf anatomisch korrekte Ausführungen und eine gezielte Ansprache der Faszien.
Viele westliche Yoga- und Fitnesspraktiken sind stark auf äußere Aspekte fokussiert (Muskulatur, Kraft und dynamische Praktiken). Die passiven und tiefer gelegenen Strukturen, die für langfristige Gelenkgesundheit und Beweglichkeit genauso entscheidend sind, wurde häufig vernachlässigt. Yin Yoga will diese Lücke schließen und gleichzeitig eine meditative, entspannende Komponente bieten. Anders als in dynamischen Stilen, wie etwa Hatha oder Vinyasa, werden die Asanas im Yin-Yoga bewusst und achtsam eingenommen, mit Fokus auf der Wahrnehmung von Spannung und Entspannung im eigenen Körper. Um die langen Haltezeiten nicht unangenehm werden zu lassen, kommen Hilfsmittel wie Blöcke, Bolster, Gurte oder Decken zum Einsatz.
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