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  • · Fachbeitrag · Verordnungspraxis

    AOK: Zum zweiten Mal mehr Verordnungen

    von Alexandra Buba M. A., freie Wirtschaftsjournalistin, Fuchsmühl

    | Im Jahr 2015 gaben die gesetzlichen Krankenkassen 202,5 Mrd. Euro aus - davon drei Prozent für Heilmittel. Absolut waren das 6,1 Mrd. Euro. Das wissenschaftliche Institut der AOK analysierte nun die Daten der AOK-Versicherten im aktuellen Wido-Bericht. Für sie übernahmen die AOKn 2,17 Mrd. Euro an Heilmittelleistungen. Ebenso wie die BARMER GEK ( PP 01/2017, Seite 8 ) verweisen auch die Ortskrankenkassen auf eine überproportionale Ausgabensteigerung. Allerdings hatte die Verordnung von Physiotherapien an AOK-Versicherte bis vor zwei Jahren stagniert. |

    Nachfrage nach Therapie steigt

    Über einen Zeitraum von zehn Jahren seien die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Heilmittel um 60,5 Prozent und damit überproportional im Vergleich zu den Ausgabensteigerungen (+ 47 Prozent) insgesamt angewachsen, so der Wido-Bericht. Ein Blick in die Gesundheitsberichterstattung des Bundes, der auch die Ausgaben der privaten Versicherer mit erfasst, bestätigt diese Zahlen.

     

    Dort schlägt die Therapie als Kostenfaktor mit einem Plus von rund 60 Prozent zu Buche. Die Ärzte verzeichnen eine Zunahme von rund 40, die Arzneimittel einen Zuwachs von rund 30 Prozent. Das verdeutlicht, dass die Nachfrage nach therapeutischen Leistungen stark zunimmt - und dass sich die Therapie als wichtiger Grundpfeiler der medizinischen Versorgung etabliert. Wichtig ist allerdings, darauf hinzuweisen, dass der Zuwachs der Ausgaben für Heilmittel im Jahr 2015 verglichen mit dem Jahr 2014 bei der AOK rund 5,3 Prozent betrug und damit unter dem Zuwachs der GKV im selben Zeitraum lag (+ 5,7 Prozent).

     

    Der Löwenanteil: Ausgaben für Physiotherapie

    Betrachtet man lediglich die Physiotherapie, die den größten Posten bei den Heilmitteln ausmacht, so stellt man fest, dass die gesetzlichen Krankenkassen dafür im Jahr 2015 insgesamt 4,4 Mrd. Euro ausgegeben haben; bei der AOK waren es 1,5 Mrd. Euro. Rein rechnerisch wurde damit jeder GKV-Versicherte für 62,66 Euro physiotherapeutisch behandelt.

     

    Verteilt man die Ausgaben für physiotherapeutische Leistungen nicht auf alle Versicherten, sondern nur auf die tatsächlichen Patienten der AOK, haben mehr als 4,3 Mio. Patienten im Durchschnitt jeweils 2,9 Leistungen mit zusammen 20,2 Behandlungen erhalten. Die jährlichen Kosten je Patient summierten sich auf 349 Euro. Das ist ein Plus von rund 3,3 Prozent. Zu den Ausgaben für physiotherapeutische Maßnahmen siehe auch Tabellen am Ende des Beitrags.

    Knapp ein Fünftel der AOK-Versicherten erhält Therapie

    Im Vorjahr waren es 4,31 Mio. AOK-Patienten gewesen, die im Durchschnitt mit jeweils 2,9 Leistungen oder Verordnungen ausgestattet worden waren. Zusammen ergab das eine geringfügig niedrigere Anzahl an Behandlungseinheiten pro Patient (20,1 Einheiten) und leicht niedrigere Kosten i. H. v. 338 Euro pro Patient. Das verdeutlicht, dass nach Jahren der Stagnation nun die Verordnungen an AOK-Patienten zum zweiten Mal in Folge gestiegen sind.

     

    Nicht ganz ein Fünftel aller AOK-Versicherten (17,6 Prozent) hat 2015 eine von der Kasse bezahlte Physiotherapie in Anspruch genommen. Bei den männlichen Versicherten lag die Patientenrate bei 13,6 Prozent und bei den weiblichen Versicherten bei 21,3 Prozent. Zwei Drittel aller Patienten in physiotherapeutischen Praxen sind demnach Frauen. Sie erhalten außerdem mehr Leistungen: Im Durchschnitt sind es drei, bei den Männern nur 2,8 Leistungen. Am häufigsten suchte die Altersgruppe der 80- bis 84-Jährigen einen Therapeuten auf.

    Rückenschmerzen sind Indikation Nr. 1

    Durchschnittlich nehmen auch 12 Prozent der Kinder eine Therapie in Anspruch. Es gibt drei Lebensphasen, in denen besonders viele Kinder therapiert werden:

    • die ersten beiden Lebensjahre, in der physiotherapeutische Maßnahmen dominieren,
    • die Zeit kurz vor der Einschulung mit dem Schwerpunkt auf sprachtherapeutischen Maßnahmen und
    • die Zeit kurz nach der Einschulung, in der sich zur sprachtherapeutischen Behandlung noch die ergotherapeutische Inanspruchnahme gesellt.

     

    Über alle Altersgruppen hinweg sind für knapp ein Drittel der Verordnungen Rückenschmerzen verantwortlich. Rund 1,36 Mio. AOK-Versicherte waren 2015 davon betroffen. Die Diagnose Rückenschmerz belegte mit großem Vorsprung den ersten Platz, wurde dafür aber mit 1,9 Leistungen je Patient im Durchschnitt eher kurzzeitig behandelt.

    Über 65.000 Praxen rechneten im Jahr 2015 mit der AOK ab

    Quer durch alle Fachbereiche haben im Jahr 2015 insgesamt 65.632 Praxen mit der AOK abgerechnet. Im Durchschnitt entfällt auf die einzelne Praxis ein Umsatz von etwas mehr als 33.000 Euro. Gestiegen ist die Anzahl der physiotherapeutischen Praxen, die 2015 bei 36.339 lag. Sie erwirtschafteten mit der AOK im Schnitt rund 41.000 Euro.

     

    • Die zehn häufigsten physiotherapeutischen Maßnahmen (AOK 2015; Quelle: AOK 2016)
    Maßnahme
    Leistungen
    Patienten
    Umsatz in Tausend Euro
    Verordnungen je Patient
    Umsatz je Patient (Euro)

    Krankengymnastik, normal

    5.962000

    2.764.000

    586.967

    2,2

    212

    Manuelle Therapie

    1.678.000

    1.018.500

    169.941

    1,6

    167

    Wärme-/Kältetherapie

    1.627.000

    992.000

    63.612

    1,6

    64

    Manuelle Lymphdrainage

    1.282.000

    408.000

    259.942

    3,1

    637

    Massage

    759.000

    569.000

    43.888

    1,3

    77

    Krankengymnastik, ZNS, Erwachsene

    728.000

    175.500

    168.456

    4,1

    960

    Elektrotherapie

    199.500

    134.000

    5.721

    1,5

    43

    Krankengymnastik, ZNS, Kinder

    132.000

    565.500

    32.721

    2,3

    580

    Gerätegestützte Krankengymnastik

    114.500

    60.500

    19.192

    1,9

    318

    Traktion

    82.500

    55.000

    2.032

    1,5

    37

     

     

    • Anteile der zehn häufigsten physiotherapeutischen Maßnahmen (AOK 2015; Quelle: AOK 2016)
    Maßnahme
    Anteil (Prozent) an physiotherapeutischen Leistungen
    Anteil (Prozent) an physiotherapeutischen Patienten
    Anteil (Prozent) an physiotherapeutischem Umsatz

    Krankengymnastik, normal

    47,1

    63,9

    43,0

    Manuelle Therapie

    13,3

    23,6

    12,5

    Wärme-/Kältetherapie

    12,9

    22,9

    4,7

    Manuelle Lymphdrainage

    10,1

    9,4

    19,0

    Massage

    6,0

    13,2

    3,2

    Krankengymnastik, ZNS, Erwachsene

    5,8

    4,1

    12,3

    Elektrotherapie

    1,6

    3,1

    0,4

    Krankengymnastik, ZNS, Kinder

    1,0

    1,3

    2,4

    Gerätegestützte Krankengymnastik

    0,9

    1,4

    1,4

    Traktion

    0,6

    1,3

    0,1

     
    Quelle: Ausgabe 02 / 2017 | Seite 3 | ID 44494692