· Fachbeitrag · Berufspolitik
SHV-Therapiegipfel: Heilmittelerbringer erneuern Forderung nach Direktzugang
| Auf dem Therapiegipfel des Spitzenverbands der Heilmittelerbringer (SHV) am 12.11.2025 haben die Heilmittelerbringer ihre Forderung nach einem Direktzugang zum Patienten und zu mehr Kompetenzen im Gesundheitssystem gefordert. Hintergrund der erneuten Forderung ist das im Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD vereinbarte Primärarztsystem (siehe Kasten). |
SHV sieht Primärarztsystem als nicht mehr zeitgemäß an
Andreas Pfeiffer, Vorsitzender des SHV, betonte die steigenden Behandlungsbedarfe und die Überlastung der Ärzteschaft. Ein Direktzugang könne hier Abhilfe schaffen. Die stellvertretende SHV-Vorsitzende Manuela Pintarelli-Rauschenbach argumentierte, dass ein reines Primärarztsystem angesichts demografischer Veränderungen und des Fachkräftemangels nicht mehr zeitgemäß sei. Heilmittelerbringer sollten als eigenständige Partner agieren können, um das volle Potenzial des Gesundheitssystems zu nutzen.
Politik ist zum Wandel bereit
Die politische Bereitschaft, die Arztzentriertheit im Gesundheitswesen zu überdenken, ist spürbar. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken sprach offen von einem „Paradigmenwechsel“, der in den kommenden Monaten gesetzlich verankert werden solle.
Ärzteschaft äußert Bedenken
Bedenken gibt es vonseiten der Ärzteschaft: Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, plädierte für ein zentrales primärärztliches System. Eine unüberlegte Autonomie bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen könne potenziell problematisch sein. Auch die Abstimmung zwischen Ärzten und Therapeuten müsse optimiert werdem, um die Versorgung effizienter zu gestalten.
SHV kritisiert derzeitige Vergütungsstruktur
Katrin Schubert vom SHV mahnte an, dass die derzeitigen Vergütungsstrukturen kaum Raum für einen intensiveren fachlichen Austausch bieten. Ein erweiterter Präventionsschwerpunkt könnte nicht nur die Systemkosten senken, sondern auch das Wohl unser Patienten nachhaltig verbessern.
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Das Primärarztsystem sieht vor, dass ein Patient zuerst einen sog. Primärarzt (i. d. R. Hausarzt) aufsuchen muss, bevor er einen Spezialisten konsultiert. Der Primärarzt koordiniert die Untersuchung und überweist den Patienten im Bedarfsfall an einen Facharzt. Befürworter argumenteiren dass der Patient eine zentrale Ansprechperson hat und unnötige Facharztbesuche sowie Doppeluntersuchungen vermieden werden. Kritiker befürchten eine Einschränkung der freien Arztwahl und wegen der Überweisungen einen bürokratischen Mehrwaufwand. |