18.12.2009 | Therapie

Physiotherapie in Palliative Care: Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

von Sabine Mehne, Physiotherapeutin, Mühltal (bei Darmstadt)

In Ausgabe 12/2009 von „Praxisführung professionell“ haben wir über Ziele und Indikationen von Physiotherapie in Palliative Care berichtet. In diesem Beitrag werden die Behandlungsmöglichkeiten der am häufigsten auftretenden Symptome beschrieben, die bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium einer unheilbaren, progredienten Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung auftreten.  

Therapiemöglichkeiten bei Schmerz

Schmerz ist der häufigste lebensqualitätsvermindernde Faktor bei Tumorpatienten. Für die physiotherapeutische Behandlungsplanung ist es wichtig, zwischen primären und sekundären Schmerzsymptomen zu unterscheiden:  

• Primäre Schmerzen:

• Knochenschmerzen, häufig verursacht durch Metastasen

• Bei Tumor-Infiltrationen durch Druck auf Nerven

• Weichteilinfiltrationen, durch Einwachsen des Tumors in Muskelgewebe

• Eingeweideschmerz durch Tumoren in inneren Organen

• Erhöhter intrakranieller Druck bei raumfordernden Prozessen im Gehirn

Im Bereich der primären Schmerzen sind in erster Linie medizinische Therapien indiziert (medikamentöse Schmerztherapie, Bestrahlung, Operation, Chemotherapie), die durch Lagerung, Entspannung und Reflexzonentherapie durch einen Physiotherapeuten ergänzt werden können.

• Sekundäre Schmerzen:

• Als Folge lang andauernder Immobilität bzw. bestehender Gelenkerkrankungen, wie Kopf-Nacken-, Rücken-, Muskel- und Gelenksschmerzen.

• Darmkoliken und Blähungen entstehen durch Obstipation (Nebenwirkung von Morphinen) und erzeugen Bauchschmerzen.

• Bei Lymphödemen stellt sich ein Spannungsschmerz durch Schwellungen ein.

• Wundschmerz, Bewegungsschmerz und Parästhesien treten nach Operationen auf.

• Entzündungsschmerzen stellen sich bei Wunden und als Nebenwirkungen von Chemotherapie, häufig im Mundbereich ein.

Vor Beginn der Physiotherapie muss immer die Ursache der Schmerzen geklärt sein (zum Beispiel Ausschluss von Metastasen in der Wirbelsäule), weil sich daraus absolute oder relative Kontraindikationen ergeben können. Unter Einhaltung der Kontraindikationen kann (wie in der gängigen Physiotherapie) ein physiotherapeutischer Prozess mit Befund, Definition des Therapieziels und Erstellen eines Therapieplans durchgeführt werden.