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  • 01.09.2008 | Praxisorganisation

    Mit Ärzten effektiv kommunizieren

    von Hedda Göttsching B.Sc., Physiotherapeutin, Leiferde

    Ein effektiver Informationsaustausch zwischen Ärzten und Physiotherapeuten trägt nachhaltig zur Qualitätssicherung der Therapie bei. Denn ein Therapeut, der vor der Behandlung ausreichend informiert wurde, wird zum Mittler zwischen Arzt und Patient. Auf der anderen Seite benötigt der Arzt Informationen vom Physiotherapeuten, um etwa vom Behandlungserfolg der verordneten Maßnahme Kenntnis zu erlangen. Um einen fehlerfreien Informationsaustausch zwischen Ärzten und Physiotherapeuten gewährleisten zu können, müssen optimale Voraussetzungen für eine gelingende Kommunikation vorliegen. „Praxisführung professionell“ erläutert Ihnen im folgenden Beitrag, wie Sie Ihre Kommunikation mit Ärzten verbessern und so sowohl die Qualität Ihrer Behandlung als auch die Effizienz der Praxisabläufe steigern können.  

    Ursachen für typische Kommunikationsprobleme

    Im Kommunikationsprozess zwischen Physiotherapeuten und Ärzten ergeben sich durch die unterschiedlichen beruflichen Perspektiven einige Probleme, denn der Physiotherapeut handelt aus seiner therapeutischen Sicht, der Arzt aus seiner medizinischen.  

     

    • So kann es zu Missverständnissen kommen, wenn die Bedeutung eines Wortes durch Studium oder Ausbildung unterschiedlich geprägt ist. Ein Arzt könnte zum Beispiel unter dem Begriff „Übungen“ alle krankengymnastischen Tätigkeiten zusammenfassen, während ein Physiotherapeut unter Umständen darunter nur speziell als „Übungen“ bezeichnete Maßnahmen (wie die Übungen aus der funktionellen Bewegungslehre) versteht.
    • Zeitdruck: Den Ärzten und Physiotherapeuten steht wenig Zeit für einen ausführlichen Informationsaustausch zur Verfügung.
    • Schwer zu entziffernde handschriftliche Dokumente stellen ein großes Hindernis dar, weil beim Lesen ein größerer Zeitaufwand nötig ist und häufig Fragen entstehen, denen im Einzelnen (zum Beispiel telefonisch oder per Fax) nachgegangen werden muss.
    • Ferner findet sich auf dem Vordruck für die Verordnungen nur wenig Raum für medizinische Informationen. Und für den Therapiebericht gibt es nur sehr wenige Vorschriften, die einen Transfer relevanter Informationen gewährleisten. So kann der Therapeut eigenmächtig entscheiden, welche Informationen er in den Therapiebericht aufnimmt. Der Arzt hat insofern keinen Einfluss auf die Informationen, die er vom Therapeuten bekommt.
    • Nicht vergessen werden sollte, dass sich der Physiotherapeut in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Arzt befindet, da die Abgabe von Heilmitteln eine ärztliche Verordnung voraussetzt, an die der Therapeut gebunden ist.

    Wege zu einer besseren Kommunikation

    Fragen, die sich aus den genannten Problemen ergeben, werden in den meisten Fällen telefonisch geklärt. Damit die Missverständnisse am Telefon nicht weitergehen, sollten Sie einige Regeln beachten. Durch eine gute Organisation des anstehenden Telefongesprächs werden viele Probleme vermieden, die im Informationsaustausch zwischen Ihnen und dem behandelnden Arzt entstehen können:  

     

    • Rufen Sie den behandelnden Arzt nur bei medizinischen Fragestellungen an.
    • Wenn eine Verordnung nicht entsprechend den Heilmittelrichtlinien ausgestellt ist, kann die Korrektur über den Patienten erfolgen, da bei den meisten Änderungen ohnehin Datum und Unterschrift des Arztes auf der Verordnung vermerkt werden müssen. Fügen Sie der fehlerhaften Verordnung ein Extrablatt bei, auf dem Sie dem Arzt die jeweiligen Wünsche und Fragen mitteilen.
    • Vereinbaren Sie vorab einen Termin für das Telefonat, da der kontaktierte Arzt in einer Behandlung sein kann und diese nicht unterbrechen wird. Alternativ kann per Fax um Rückruf gebeten werden, wobei immer der Name des Patienten und die Fragestellung angegeben werden sollten – so hat der Arzt Gelegenheit, vor einem Gespräch mit Ihnen in die Patientenakte zu schauen.
    • Stellen Sie sich zu Beginn des Telefonats vor und nennen Sie den Grund Ihres Anrufes. Dadurch kann sich der Gesprächspartner auf den Sachverhalt einstellen.
    • Um gar nicht erst eine untergeordnete Rolle einnehmen zu müssen, sollten sie das Gespräch gleich mit klaren Aussagen beginnen, zum Beispiel: „Ich habe Folgendes in meinen Befunden herausgefunden und würde gerne Ihre Meinung dazu hören.“
    • Auch im weiteren Verlauf des Gesprächs muss der Physiotherapeut selbstbewusst auftreten, durch eine klare fachliche Sprache Kompetenz vermitteln und mit Argumenten überzeugen.
    • Es ist ebenfalls entscheidend, aufmerksam zuzuhören – so zeigen Sie Wertschätzung. Das kann am Telefon durch Laute wie „aha“, „hm“ und „ja“ signalisiert werden.
    • Zusätzlich ist es sinnvoll, die Verständigung durch Paraphrasieren (Umschreiben) zu sichern: Der Zuhörer wiederholt hierbei die Aussage des Sprechers in einer eigenen Form, um so zu überprüfen, ob er die Information des Sprechers richtig verstanden hat. Es darf allerdings nicht zu einem andauernden Einsatz dieser Technik kommen, da sich der Gesprächspartner sonst nicht ernst genommen fühlt.
    • Auch die Wirkung der eigenen Stimme ist bedeutsam. Eine klare, nicht zu leise Stimme ist ebenso angebracht, wie eine exakte Artikulation und die richtige Betonung, um eine innere Klarheit zu verdeutlichen und Missverständnisse zu vermeiden.
    • Am Ende sollten sich die Beteiligten höflich bedanken, um einander Respekt entgegenzubringen. Der Gesprächsinhalt und das Datum sind in der Patientenakte zu notieren.