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  • · Fachbeitrag · Weiterbildung

    E-Learning und Wikis: Nutzen Sie neue Medien erfolgreich für die Weiterbildung

    von Susanne Kowalski, Hamminkeln

    | Die Möglichkeiten, die der Computer für die Fort- und Weiterbildung bietet, werden kontinuierlich ausgereifter und komplexer. Internetgestützte Lernformen eröffnen neue Perspektiven in der Mitarbeiterfortbildung. Wissensportale, Foren und Online-Fortbildungskurse werden bereits erfolgreich als Ergänzung zu herkömmlichen Fortbildungsangeboten genutzt. E-Learning macht es möglich, sich unabhängig von Ort und Zeit weiterzubilden. Und es gibt weitere gute Gründe, sich die neuen Medien für die Weiterbildung zu erschließen. |

    E-Learning

    Der Begriff E-Learning kommt aus dem Englischen. Eine einheitliche Definition gibt es nicht. Wesentlich ist, dass Lerninhalte durch elektronische Hilfsmittel bereitgestellt werden. Elektronische Medien können dabei sowohl bei der Präsentation und Übertragung der Lernunterlagen als auch bei der Kommunikation zum Einsatz kommen. Die Wissensvermittlung kann auf vielfältige Weise erfolgen - z. B. mithilfe von Texten, Grafiken, Animationen, Audio-Dateien, Live-Übertragungen oder Videos. Die erforderlichen technischen Voraussetzungen wie ein Computer, Tablet oder Handy mit Internetzugang gehören mittlerweile zum Standard, über den Weiterbildungsinteressierte verfügen.

     

    • Beispiel: Webinar

    S ist Steuerfachwirt. An seiner Tür hängt ein Schild „Bitte nicht stören!“ Das Telefon wurde umgeleitet. Er selbst sitzt an seinem Schreibtisch vor dem Bildschirm und nimmt an einem Webinar zum Thema „Rückstellungen nach Handels- und Steuerrecht“ teil. Für ihn ist das eine bequeme und zugleich effiziente Möglichkeit, Wissen zu seinem Aufgabengebiet aufzufrischen bzw. zu vertiefen. Das Webinar dauert etwa 1,5 Stunden und findet in einem virtuellen Seminarraum statt. Wie S sitzen weitere Teilnehmer vor dem eigenen Rechner bzw. am Arbeitsplatz, lauschen den Inhalten und sehen sich gleichzeitig eine Präsentation am Bildschirm an. Gleichzeitig ist ein Austausch mit dem Dozenten mittels einer Chatfunktion möglich.

     

    Auch berufsbegleitende Fernlehrgänge - z. B. zur Vorbereitung auf Steuerberaterprüfungen - werden aufgrund neuer technischer Möglichkeiten immer beliebter. Die Angebote umfassen i. d. R. einen Online-Campus, über den Informationen abrufbar sind und in dem Foren gegründet werden.

     

    Beachten Sie | Man muss kein Mensch sein, der sich gerne im stillen Kämmerchen verkriecht, um ein E-Learning-Typ zu sein. Auch wer es liebt, im Team zu arbeiten, kommt mit dieser Variante des Wissenserwerbs gut zurecht. Gute Voraussetzungen sind Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Lernmethoden und Selbstdisziplin.

    Technik und Varianten im Überblick

    Wer sich weiterbilden möchte, hat die Qual der Wahl. Das passende Angebot zu finden, ist zu Beginn gar nicht so einfach. Wer noch nie mit E-Learning zu tun hatte, für den ist die Beurteilung im Hinblick auf die Eignung oft schwierig. Wer glaubt, dass es sich beim E-Learning lediglich um das Einschieben einer CD-ROM handelt, irrt. E-Learning ist - vorausgesetzt es handelt sich um ein gutes Produkt - mehr: Spezialsoftware, Lernplattform und/oder Wissensmanagement-System. Gute E-Learning-Software lässt den Lernenden am Rechner nicht allein und ermöglicht es, mit anderen - z. B. einem Tutor und Mitlernenden - in Kontakt zu treten. Häufig erfolgt die Kommunikation per E-Mail, Chat oder über Foren. Zum Teil werden auch Videokonferenzen oder Whiteboards eingesetzt.

     

    Inzwischen haben sich verschiedene E-Learning-Varianten herausgebildet.

     

    Computer Based Training (CBT)

    CBT sind interaktive Lernprogramme, die meistens auf Speichermedien wie CD-ROM oder DVD verteilt werden. Diese kann der Anwender nutzen, wo und wann er will. Nachteile: Es gibt in der Regel keinen Kontakt zum Lehrenden. Eine zeitnahe Aktualisierung ist nicht realisierbar und sollte deshalb für Steuerkanzleien nicht unbedingt die erste Wahl sein. Diese Schwachpunkte gibt es beim Web Based Training nicht.

     

    Web Based Training (WBT)

    Beim WBT handelt es sich gewissermaßen um eine Weiterentwicklung von CBT, die die Möglichkeiten des Internets und Intranets nutzt. Die Inhalte werden online gestellt und sind i. d. R. über einen zentralen Server abrufbar. Dadurch sind sie jederzeit aktualisierbar. Der Lernende kann mit dem Lehrenden kommunizieren. Einziger Nachteil: Es werden keine Präsenzveranstaltungen zur direkten Kontaktaufnahme mit Dozenten bzw. anderen Teilnehmern angeboten.

     

    Blended Learning

    Blended Learning bedeutet wörtlich übersetzt „gemischtes Lernen“. Hier liegt eine Kombination verschiedener Lernformen vor, z. B. Präsenz- und Fernunterricht. Der Fernunterricht erfolgt mithilfe mediengestützter E-Learning-Elemente, u. a. in Form frei einteilbarer Online-Phasen. Bei guten Angeboten wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen klassischen Lehrmethoden und E-Learning geboten.

     

    Online-Seminare/Webinare

    Online-Seminare/Webinare finden in der Regel in einem virtuellen Seminarraum (Virtual Classroom) statt. Die Teilnehmer befinden sich vor dem eigenen Rechner bzw. am Arbeitsplatz. Bei dieser Variante ist i. d. R. ein Austausch mit dem Dozenten mittels einer Chatfunktion möglich. Das bedeutet, dass während des Seminars sowohl Fragen gestellt als auch beantwortet werden können. Für Mitarbeiter in Steuerkanzleien ist diese Art der Weiterbildung besonders interessant, wenn ganz gezielt Inhalte zu einem bestimmten Thema vermittelt werden sollen.

     

    Lernnuggets

    Lernnuggets sind kurze Lerneinheiten, die eine Dauer von rund 5 bis 20 Minuten in Anspruch nehmen. Die Lernmodule selbst können beispielsweise Videos oder Podcasts sein. Auf diese Weise kann man z. B. das Warten auf die U-Bahn oder den Bus - eigentlich Leerzeit - effektiv nutzen, indem man sich mit einem kurzen Lernmodul beschäftigt. Der Einsatz von Learning Nuggets, wie diese Einheiten auch genannt werden, entspricht häufig auch dem sogenannten „Mobile Learning“. Nuggets spielen in Steuerkanzleien zurzeit noch eine untergeordnete Rolle, da das Angebot am Markt knapp ist. Jede Steuerkanzlei kann Lernnuggets in Form von Podcasts jedoch selbst erstellen und an die Mitarbeiter verteilen.

     

    Serious Games

    Serious Games, lässt sich mit „ernsthaften Spielen“ übersetzen. Diese Art von Computerspielen deckt aktuelle Themen oder Denksport ab, vermittelt Wissen sowie Informationen und verspricht ein Gleichgewicht zwischen Lernen und Spaß. Serious Games sind in Steuerkanzleien aufgrund eines fehlenden Angebots zurzeit noch unbedeutend.

    Fachbegriffe kurz erklärt

    Blackboard: Internetbasierte Lernumgebung, mit der auch Anwender mit geringen IT-Kenntnissen online lernen können.

     

    Connect: Connect ermöglicht es, Webkonferenzen durchzuführen, aufzuzeichnen und jederzeit online abzurufen.

     

    Podcast: Audiobeiträge, die aus dem Internet geladen werden können. Sie haben im Gegensatz zu klassischen Medien keine festen Sendezeiten.

     

    Vodcast: Videodateien, die aus dem Internet geladen werden können. Wie Podcasts haben sie keine festen Sendezeiten und sind jederzeit abrufbar.

     

    WBTExpress: Dieses Programm macht es möglich, auf einfache Weise digitale Lerninhalte zu erstellen und anschließend u. a. in Lernplattformen wie Blackboard zu integrieren.

     

    Whiteboard: Ein Whiteboard ist eine Art elektronische Tafel, über die sich Veranstalter und Teilnehmer mithilfe von Texten und Grafiken austauschen können.

    Vorteile von E-Learning

    Flexibilität und Unabhängigkeit sind Vorteile beim Einsatz Neuer Medien, die auf der Hand liegen. Der Lernende ist i. d. R. von Ort und Zeit völlig unabhängig. Gleichzeitig werden Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gefördert. Jeder bestimmt sein eigenes Lerntempo, wie oft eine Übung wiederholt wird und wie lange sie dauern soll. Der Weiterbildungsbedarf kann häufig umgehend gedeckt werden, sodass Interessierte nicht auf den nächsten Seminarbeginn warten müssen.

     

    Didaktik

    Punkten kann E-Learning auch im Hinblick auf didaktische Aspekte: Software fordert den Anwender i. d. R. Häufig funktioniert es nicht, zwischendurch abzuschalten. Beim E-Learning kann sich niemand hinter anderen verstecken. Vielmehr ist jeder gezwungen, alle Aufgaben zu bearbeiten, um das gewünschte Feedback zu bekommen.

     

    Spaßfaktor

    Mit neuen Medien zu lernen, macht vielen Anwendern Spaß und ist eine echte Abwechslung zur sonst häufig trockenen Vermittlung von Inhalten mittels Frontalunterricht, Büchern, Zeitschriften, Kopiervorlagen usw. Hat man das passende E-Learning-Konzept gefunden, stehen professionelle Fachinhalte zur Verfügung, die sich unter verschiedenen Gesichtspunkten nutzen lassen: Wissenserwerb und Vertiefung.

     

    Vorteile für Arbeitgeber

    Nicht nur Mitarbeiter, auch Arbeitgeber profitieren von E-Learning. Da keine Reisekosten - von der Fahrt über Verpflegung bis hin zur Übernachtung - anfallen, ist E-Learning insbesondere unter Kostengesichtspunkten interessant. Häufig können mehrere Mitarbeiter auf eine Lernsoftware zugreifen.

     

    Leichtere Organisation

    Es müssen keine Abwesenheiten geregelt werden. Da keine Anfahrten zum Seminarort anfallen, werden darüber hinaus die Ausfallzeiten der Mitarbeiter reduziert.

    Nachteile von E-Learning

    Nachteilig sind hingegen fehlende soziale Kontakte während der Weiterbildung. Vielen Menschen fehlt es zudem an Selbstdisziplin bei der Erarbeitung von Lerninhalten.

    So finden Sie das passende Angebot

    Wer über E-Learning nachdenkt, sollte im Vorfeld die folgenden Punkte prüfen.

     

    Checkliste / Auswahl eines passenden Angebots

    Thema: Eignen sich die Inhalte für eine Schulung am Computer?

    Qualität: Wie ist es um die Qualität der Software-Angebote bestellt? Gibt es ein Zertifikat? Wenn ja, von wem?

    Bedienerfreundlichkeit: Ist das Programm einfach zu bedienen oder kompliziert? Gibt es hierzu Erfahrungsberichte von Anwendern im Internet?

    Inhalte: Behandelt das Programm die Inhalte, die für den konkreten Bedarf wichtig sind? Werden wichtige Informationen gekennzeichnet und am Ende einzelner Unterrichtseinheiten zusammengefasst?

    Aufbereitung: Werden die Inhalte gut verständlich erläutert?

    Aktualität: Wie alt sind die Inhalte? Wann erfolgte das letzte Update?

    Wissensüberprüfung: Kann der Lernende seinen Wissensstand z. B. mithilfe von Übungsaufgaben überprüfen?

    Ziele: Werden konkrete Lernziele des Programms explizit genannt?

    Handling: Gibt es eine Möglichkeit, Zwischenstände abzuspeichern?

    Kommunikation: Gibt es die Option, bei Problemen oder Fragen mit anderen Lernenden zu kommunizieren? Ist man dabei an bestimmte Zeiten gebunden?

    Abschluss: Kann eine Abschlussprüfung abgelegt werden? Wenn ja, wo und in welcher Form?

    Referenzen: Verfügen die infrage kommenden Anbieter über Referenzen? Gibt es Erfahrungsberichte?

    Hintergrundwissen: Ist das notwendige Hintergrundwissen vorhanden, die E-Learning-Software einzusetzen?

    Preis-Leistungs-Verhältnis: Wie ist das Verhältnis von Kosten und Nutzen?

    Technik: Werden die notwendigen technischen Voraussetzungen erfüllt?

     

    Wikis

    Für Steuerkanzleien eignet sich außerdem der Einsatz von Social Media u. a. in Form von Wikis. Der Begriff „Wiki“ kommt aus dem Hawaiianischen und bedeutet „schnell, sehr schnell“. Die Schnelligkeit bezieht sich hier in erster Linie auf die Zeit, die beansprucht wird, um Inhalte zu erstellen oder zu verändern.

     

    Das Wiki ist ein Hypertext-System für Webseiten in Form eines Autorensystems und kann aus vielen 100 Einzelseiten bestehen. Das Besondere an den Seiten ist, dass ihre Inhalte von den Anwendern nicht nur gelesen, sondern auch geändert, also korrigiert, gekürzt und erweitert werden können. Bei Bedarf können jedoch auch Zugriffsrechte (Lesen, Schreiben, Löschen) geregelt werden. Ein Upload der veränderten bzw. korrigierten Seiten ist nicht notwendig, da die Anpassungsarbeiten umgehend übernommen werden. Die Inhalte stehen allen Gruppenmitgliedern sofort zur Verfügung - unabhängig davon, ob sich Schwellenwerte ändern, Kinderzuschläge angehoben werden oder sich das begünstigte Unternehmensvermögen im Erbschaftsteuerrecht ändert. Beiträge können untereinander verlinkt werden, sodass Informationen nicht mehrfach zur Verfügung stehen müssen.

     

    In Steuerkanzleien stecken zahlreiche relevante Informationen in den Köpfen der Mitarbeiter. In Wikis kann dieses Wissen dokumentiert werden. Dabei lassen sich gängige Medien wie PDFs, MS-Office-Dateien, Bilder oder Videos einbinden. Die Dokumentationen, die im Wiki hinterlegt werden, unterstützen die Weitergabe von Wissen der Mitarbeiter untereinander und tragen dazu bei, Schulungsaufwand zu reduzieren. Wer Inhalte einstellt, fungiert quasi als Multiplikator für alle, die Zugriff auf das Wiki haben. Die Skripttexte sind in der Regel aktuell. Sobald Informationen in Wikis eingestellt werden, entfällt lästiges Kopieren von Handouts. Suchmaschinen helfen beim Auffinden der gewünschten Informationen. Der Zugang zur Wissensquelle Wiki und den dort vorhandenen Informationen erfolgt damit mit geringem Zeitaufwand.

     

    Beachten Sie | Der Markt bietet unterschiedliche Wiki-Lösungen, darunter auch Open Source und Enterprise-Plattformen. Der Aufwand, ein Wiki zu implementieren, ist überschaubar und erfordert i. d. R. kein IT-spezifisches Wissen. Zeitaufwendig ist lediglich das Erfassen der Informationen zu Beginn.

    Quelle: Ausgabe 12 / 2016 | Seite 213 | ID 44251808

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