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  • · Fachbeitrag · Apothekenentwicklung

    Filialapotheken: Immer noch ein Erfolgsmodell?

    von Apotheker und Unternehmensberater Dr. Reinhard Herzog, Tübingen

    | Das Wachstum der Filialapothekenzahl ist weitgehend zum Stillstand gekommen. Nicht wenige Filialen wurden schon wieder geschlossen. Die Umsätze haben sich zudem immer mehr den Hauptapotheken angenähert. Der Markt hat sich offenkundig bereits deutlich professionalisiert und konsolidiert. In der Tat kann eine Expansion mittels weiterer Apothekenbetriebe die wirtschaftliche Zukunft auf eine breitere Grundlage stellen. Falsch angegangen kann sie aber das Risiko bisweilen sogar existenzbedrohend steigern. |

     

    Krisentest in der Filiallandschaft steht noch aus

    Trotz Widrigkeiten: Die letzten Jahre waren im Großen und Ganzen gute Apothekenjahre, ungeachtet der Strukturveränderungen infolge der letzten „großen“ Gesundheitsreform 2004, welche u. a. erst die Filialen ermöglichte. Im Grunde haben wir stets Steigerungen im Markt gesehen, einschneidende Kürzungen gab es nicht. Die Stückerträge der Packungen sind über die Jahre hinweg meist gestiegen. Selbst die Zahl der so wichtigen Rx-Packungen hat zugelegt, wenn auch weit weniger als die Umsätze (2004: 684 Mio. Rx-Packungen, 2018: 740 Mio. = etwa + 0,6 Prozent pro Jahr, nach ABDA). Mehr als ein Schönheitsfehler: Gerade im Non-Rx-Bereich wurde das Wachstum vom Versand (über-)absorbiert. Rund 10.000 Packungen verliert eine Durchschnitts-Apotheke jährlich an den Versand, 95 Prozent davon im Non-Rx-Segment. Trotzdem verliefen die Ausflüge u. a. in die Filiallandschaft bislang unter Schönwetter-Bedingungen, ein richtiger Krisentest steht aus. Dies sollte man immer vor Augen haben, wenn man das Filialthema angeht.

    Beispiel: starke Apotheke mit zwei schwächeren Filialen

    Anhand dreier Beispielapotheken, vereint unter einem Inhaber, sollen die Herausforderungen analysiert werden. Eine starke städtische Lauflagen-Apotheke (A) mit 3 Mio. Euro Umsatz habe zwei weitere Filialen mit schwächeren Umsätzen von 2 (Filiale B) bzw. 1,5 Mio. Euro (Filiale C). Solche Konstellationen sind nach wie vor häufig. Apotheke A (die größte) trägt gut 60 Prozent zum Gewinn bei, mit 46 Prozent des Umsatzes. Hier werden ordentliche Renditen erwirtschaftet, die bei den Filialen empfindlich abbauen. Allerdings darf man nicht den Fehler machen, und sich von den absoluten Werten blenden lassen. Ein EBITDA (Earnings before Interests, Taxes, Depreciation and Amortisation), also der Cashflow noch vor Abzug der Zinsen, von 60.000 Euro bei Filiale C „mal so nebenbei“ mag gar nicht so übel klingen. Es sind jedoch nur 4 Umsatzprozent, die sich rasch verflüchtigen, wenn es zu Problemen kommt. Etwas besser schlägt sich die 2-Mio.-Apotheke B, doch auch sie kommt an die prozentuale Rendite der Hauptapotheke nicht heran. Profis reden von „Gewinnverwässerung“, wenn das Tochtergeschäft niedrigere Renditen erbringt als die Mutterfirma. Topkonzerne gliedern margenschwache Bereiche gezielt aus und kaufen sie sich nicht zusätzlich ein. Margenschwache Töchter erhöhen nämlich das Risiko im Falle von Krisen, und mindern es eben gerade nicht.