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  • · Fachbeitrag · Wettbewerbsrecht

    Wann kann sich eine Apotheke klimaneutral nennen?

    von Dr. jur. Bettina Mecking, Düsseldorf

    | In den letzten Jahren ist das Bewusstsein der Menschen für den von ihnen beeinflussten Klimawandel sowie die Notwendigkeit von Maßnahmen zum Klimaschutz deutlich gestiegen ‒ und damit das Streben nach Klimaneutralität. Aber es ist nicht nur ein gesellschaftliches Ziel, klimafreundlicher zu agieren, sondern auch ein beliebtes Marketinginstrument. Eine Werbung mit dem Begriff „klimaneutral“ kann die Entscheidung eines Verbrauchers bei der Auswahl einer Apotheke durchaus beeinflussen. Umso wichtiger ist es, dass es sich um zulässige, d. h. nicht wettbewerbswidrige, Werbung handelt. |

    Was bedeutet eigentlich Klimaneutralität?

    Die Bewerbung einer Apotheke mit Klimaneutralität stellt eine umweltbezogene Angabe dar. Umweltbezogene Werbeaussagen („Green Claims“) sind im Interesse der Information der Verbraucher sowie der Förderung des Umweltschutzes grundsätzlich zulässig. Gleichzeitig sind die Bedeutung und der Inhalt eines Werbebegriffs wie „klimaneutral“ in vielerlei Hinsicht unklar. Unterstellt man zumindest einen Konsens, nach dem der Begriff der „Klimaneutralität“ im Kontext der menschengemachten Erderwärmung auszulegen ist, scheint es insbesondere überzeugend, für die werberechtliche Zulässigkeitsprüfung auf „Treibhausgasneutralität“ abzustellen (so auch Art. 2 Abs. 1 des Europäischen Klimagesetzes).

     

    Schwer zu beantworten ist außerdem die Frage, ob und wann sich ein Unternehmen im Klimakontext als „neutral“ darstellen darf. Nach der wirtschaftsfreundlichsten, deswegen aber auch kritisierten Sichtweise dürfen Treibhausgasemissionen durch Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen werden. So können selbst stark emittierende Unternehmen und Produkte das Prädikat „Klimaneutralität“ erreichen, wenn sie nur genügend Ausgleich schaffen ‒ und sei es auch nur durch den Kauf von Kompensationszertifikaten. Bei der letztgenannten Ansicht ist Greenwashing vorprogrammiert, wie z. B. „klimaneutrale Fußball-WM in der Wüste“. Greenwashing bedeutet, dass Unternehmen sich und ihre Produkte nachhaltiger präsentieren, als sie es tatsächlich sind, um mehr Profit durch ihr „grünes“ Image zu machen.