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  • 01.06.2006 | Apothekenentwicklung

    Die kriselnde Apotheke

    von Apotheker Dr. Reinhard Herzog, Tübingen

    Viele Experten sagen schon seit Jahren eine Schließungswelle bei Apotheken (und Ärzten) voraus, manche prognostizieren in wenigen Jahren sogar nur noch 15.000 Apotheken. Die aktuellen, offiziellen Zahlen von 200 bis 300 Apotheken-Schließungen pro Jahr sind derzeit die Spitze eines Eisberges. Hinter den Kulissen kriselt es zunehmend in vielen Apotheken. Hier sind Ehrlichkeit und schonungslose Offenheit des Apothekeninhabers gefragt. So kann es – gegebenenfalls mit Hilfe von Beratern – gelingen, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Denn Krisensituationen müssen nicht unweigerlich im wirtschaftlichen Chaos enden.  

    Wie krisenhafte Prozesse ablaufen

    Analog zur Risikobewertung auf den Finanzmärkten versteht man unter einer „kriselnden“ Apotheke einen Betrieb, der mit hoher Wahrscheinlichkeit in absehbarer Zeit gefährdet ist, seinen Verpflichtungen nicht mehr nachzukommen. Konkret können der Schuldendienst nicht mehr getragen, die täglichen Rechnungen und irgendwann sogar die Löhne und Gehälter nicht mehr gezahlt werden.  

     

    Die Krise ist da, wenn von einem Tag auf den anderen Tag nichts mehr geht: Es erfolgen keine Abbuchungen mehr, wenn das Konto überzogen ist. Folglich können keine Löhne mehr bezahlt werden, der Großhandel liefert nur noch gegen Bares, andere Lieferanten halten sich zurück, die Bank wird „nervös“. (Gute) Mitarbeiter, die von der Krise Wind bekommen, verlassen womöglich frühzeitig das sinkende Schiff. Da Warenbestellungen ein Problem werden, sinkt die Lieferfähigkeit und so laufen die Kunden davon. Damit beginnt sich eine Negativ-Spirale zu drehen, die irgendwann selbst von Profis nicht mehr zu stoppen ist.  

     

    Beschleunigt wird dieser Prozess von Geschäftspartnern, bei denen Verbindlichkeiten bestehen, die sich auf dem normalen Rechtsweg als nicht einbringbar erwiesen haben. Diese können beim Amtsgericht Insolvenzantrag stellen. Besondere Gefahr geht von den Sozialversicherungsträgern aus, die insofern oft „gnadenlos“ agieren.