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  • · Fachbeitrag · Strategie

    Ist der Apotheken-Versandhandel am Ende?

    von Apotheker und Unternehmensberater Dr. Reinhard Herzog, Tübingen

    | Für den je nach Perspektive gefürchteten, hochgelobten oder mit Verachtung gestraften Apotheken-Versandhandel läuft es zurzeit alles andere als rosig: Sanicare - im Insolvenzverfahren. DocMorris - für einen Spottpreis an einen einstigen Wettbewerber verramscht. Wachstumsraten flachen sich ab oder sind im Fall der Rx-Präparate sogar rückläufig. Ist also bereits der Zeitpunkt gekommen, einen Nachruf auf den deutschen Arzneimittel-Versandhandel zu schreiben? Oder ist es nicht doch entschieden zu früh, das Fell des Bären zu verteilen, solange dieser noch brummt? |

    Das Internet hat das Leben durchdrungen

    Das Internet hat die Lebenswelt der meisten Bürger sehr weitgehend durchdrungen. Der Siegeszug der Smartphones und die Verschmelzung von Computern, Unterhaltungs- und Kommunikationsgeräten mit Anschluss an die große weite Welt stellen mehr und mehr etablierte Geschäftsmodelle infrage oder konkurrieren zumindest mit ihnen. Rund 37 Mrd. Euro dürfte das gesamte deutsche Versandhandelsgeschäft („interaktiver Handel“) inklusive dem klassischen Katalog-Geschäft in 2012 betragen. 24 bis 25 Mrd. Euro davon dürften im rein internetbasierten Online-Endverbraucherhandel umgesetzt werden. Zusätzlich werden für etwa 8 bis 9 Mrd. Euro Dienstleistungen via Internet abgesetzt - in erster Linie Reisen und verschiedenste Tickets. Studien trauen dem Online-Handel einen Marktanteil von bis zu etwa 25 Prozent in den nächsten 10 bis 15 Jahren zu (heute: um 8 Prozent).

     

    Dabei fällt die Trennung zwischen stationärem Handel und E-Commerce-Geschäft zunehmend schwer, da etwa die Hälfte der tausend größten Online-Shops aller Branchen heute auch stationäre Geschäfte betreibt. Von diesen „Mischbetreibern“ (Multi-Channel-Anbietern) waren rund zwei Drittel ursprünglich nur mit klassischen Geschäften vertreten. Ein Drittel startete indes online und eröffnete erst später eigene Läden. Die erfolgreichen Player dieses „Mischgeschäfts“ haben häufig eines gemein: Eine starke Marke! Man kauft die Edelmarke X oder das Produkt Y - nur wo, das verschwimmt heute immer mehr. So wird im Laden beraten und im Netz gekauft. Wer mit einer solchen Multi-Channel-Strategie erfolgreich ist, dem kann dies ziemlich egal sein: Die Umsätze landen auf dem einen oder eben anderen Weg doch bei ihm. Es ist nur eine Frage einer klugen Mischkalkulation, dieses Spiel rentabel zu betreiben.