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  • · Fachbeitrag · Interview

    „Als Pharmafluencerin kann ich Apotheken unterstützen“

    | Apothekerin Antonie Hansen verfügt über langjährige Erfahrung als Führungskraft in der öffentlichen Apotheke und ist derzeit filialübergreifend für die Konzept- und Teamentwicklung eines Apothekenverbunds in Neumünster verantwortlich. Doch ihr Radius ist größer. Als Pharmafluencerin bespielt sie zwei Social-Media-Kanäle. Ursula Katthöfer ( www.textwiese.com ) hat sie gefragt, wie diese Form des Online-Marketings funktioniert. |

     

    Frage: Was ist Ihre Motivation als Pharmafluencerin?

     

    Antwort: Die Idee entstand aus dem Corona-Blues. Während des Lockdowns wollten wir als Apotheke zeigen, dass wir unsere Arbeit gerne machen und wie viel dahintersteckt. Social Media ist ideal, um Sichtbarkeit und damit Neukunden und Personal zu gewinnen. Mein Instagram-Account die_offizinqueen ging an den Start. Darüber entstand ein großes Apotheken-Netzwerk, aus dem der Account der Apo.Tiger hervorging. Wir sind inzwischen elf Apotheker aus ganz Deutschland, die sich politisch unabhängig für die Interessen der Apotheken und die Wertschätzung des Berufs einsetzen. Bei den Apo.Tigern arbeiten wir in einem Team an den Posts. Ich produziere die Videos.

     

    Frage: Also sprechen Sie über mehrere Social-Media-Kanäle unterschiedliche Zielgruppen an. Wer sind Ihre Follower?

     

    Antwort: Der Offizinqueen ‒ aktuell 2.818 Follower ‒ folgen zu etwa 60 Prozent Mitarbeiter aus anderen Apotheken, zu 30 Prozent Kunden und zu 10 Prozent Personen aus der Kosmetik- oder Pharmaindustrie. Die Anzahl dieser Follower mag nicht groß erscheinen, doch für die Bubble ist sie enorm. In der Apothekenwelt kennen mich viele. Den Apo.Tigern (aktuell 1.688 Follower) folgen Apotheken und Interessierte aus der Gesundheitsversorgung.

     

    Frage: Was begeistert Ihre Follower an den Posts der Offizinqueen?

     

    Antwort: Ich male sehr gerne, meine Posts sind lustig und bunt. Extrem häufig geteilt wurde mein Comic mit Günther Jauch, der Werbung für eine Versandapotheke macht. In diesem Post kam Jauch zu uns in die Vor-Ort-Apotheke und brauchte dringend ein Medikament. So konnte ich zeigen, dass wir jedem Kunden sofort helfen können, ohne Zeit für den Versand zu verlieren. Auch die Posts zu Gesundheitsthemen kommen gut an. Darin stellt meine kleine Tochter mir als Apothekerin Fragen, etwa zu den Wechseljahren: „Was wechselt sich mit den Jahren?“ Mit diesem Post wollte ich das Thema aus der Tabuzone holen und Frauen helfen. Viele Apotheken haben diesen Mehrwert erkannt und damit ihren eigenen Content gefüttert.

     

    Frage: Ist es denn urheberrechtlich für Sie in Ordnung, wenn Ihre kreative Leistung von anderen Apotheken übernommen wird?

     

    Antwort: Ja, dafür mache ich Instagram! Sichtbarkeit lebt davon, dass Beiträge geteilt werden. Insbesondere bei den Apo.Tigern rufen wir unser Netzwerk dazu auf, unsere Beiträge zu teilen. Wichtig ist aber, dass die kreative Leistung nicht verändert wird und der Urheber immer erkennbar bleibt. Kopieren und unter eigenem Namen neu posten ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders und wenig zielführend.

     

    Frage: Wie sind die Kommentare zu ihren Posts?

     

    Antwort: Bei der Offizinqueen sind die Kommentare ausschließlich von einer positiven Stimmung getragen. Ich polarisiere aber auch nicht. Für mich ist es ein absolutes No-Go, sich z. B. über Apothekenkunden lustig zu machen. Das würde mit Sicherheit mehr Reichweite bringen, ist aber nicht mein Ziel.

     

    Bei den Apo.Tigern bewegen wir uns manchmal auf dünnem Eis, weil es eben auch um politische Dinge geht. Dort treffen viele Meinungen aufeinander, die sich auch das eine oder andere Mal in unschönen Kommentaren äußern. Hier leisten wir dann in erster Linie Aufklärungsarbeit. Hasskommentare würden wir löschen. Auch hier sind wir von Optimismus geprägt. Negativität sollte nicht zu viel Raum bekommen. Leider werden die sozialen Medien schnell dazu missbraucht, um seinem Ärger Luft zu machen.

     

    Frage: Wie viel Zeit investieren Sie?

     

    Antwort: Um einen Account gut zu betreuen und voranzubringen, benötigt man etwa ein bis zwei Stunden pro Tag, um Fragen zu beantworten und andere Inhalte zu liken. Pro Post kommen noch einmal fünf Stunden für die Zeichnungen hinzu. Viele meiner Bilder kann ich aber reproduzieren. Das Schneiden der Videos für die Apo.Tiger kommt on top. Auf Instagram kann der Druck hoch werden. Wenn man eine Pause macht und keinen neuen Content liefert, sinkt die Reichweite. Deshalb arbeite ich ständig an neuen Ideen.

     

    Frage: Haben Sie als Pharmafluencerin schon etwas erreicht, was Sie als Apothekerin nicht erreicht hätten?

     

    Antwort: Als Apothekerin allein wäre es nicht möglich gewesen, mir ein großes Netzwerk aufzubauen, das mich mit Fachleuten aus der gesamten Branche verbindet. Durch meine Reichweite habe ich mehr Kunden generiert und die Sichtbarkeit der Apotheke gestärkt. Mein Engagement wurde mit vier Awards ausgezeichnet ‒ zwei für die Offizinqueen, zwei gemeinsam mit den Apo.Tigern.

     

    Frage: Welche Auswirkungen hat es für Sie persönlich, Pharmafluencerin zu sein?

     

    Antwort: Ich erfahre viel Wertschätzung für meine Arbeit ‒ sowohl aus der Branche als auch von meiner Community. Mit den Apo.Tigern sind wir für viele ein Hoffnungsträger und zeigen, dass die Apotheke vor Ort eine Zukunft hat. Die Insta-Bubble ist mehr als nur Social Media ‒ sie ist eine starke Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt, inspiriert und stärkt.

    Quelle: Ausgabe 07 / 2025 | Seite 10 | ID 50363643