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  • · Fachbeitrag · Apothekenentwicklung

    Die Bedeutung von Finanzkennzahlen und Rückschlüsse für die Apothekenführung

    von Geschäftsführerin Marion Rohwedder, Grantconsult GmbH, Düsseldorf

    | Kennzahlen helfen dabei, Ihnen schnell eine Übersicht über betriebswirtschaftliche Vorgänge zu geben. Finanzkennzahlen geben Auskunft darüber, ob sich der Betrieb der Apotheke rentiert. Eine Rentabilitätsberechnung liefert vier wichtige Finanzkennzahlen: die Gesamtkapital-, Eigenkapital-, Fremdkapital- und Umsatzrentabilität. Mit ihnen können Sie turnusmäßig die Ergebnisse Ihrer Apotheke prüfen und vergleichen sowie Handlungsbedarf erkennen, falls Ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. |

    Berechnungslogik

    Die unterschiedlichen Rentabilitäten setzen immer den Gewinn ins Verhältnis zu den Bezugsgrößen Gesamtkapital, Eigenkapital, Fremdkapital oder Umsatz. Dieser Quotient wird mit 100 multipliziert. Das Ergebnis ist ein Prozentwert. Als Wert für den Gewinn setzen Sie den Gewinn nach Steuern an. Dieser lässt sich aus der Gewinn- und Verlustrechnung entnehmen.

     

    Hinweis | Das Eigenkapital ergibt sich aus der Differenz zwischen Vermögen und Schulden. Das Fremdkapital ist die Summe aufgenommener Darlehen, also der Verbindlichkeiten mit verzinsten Beträgen. Nicht zum Fremdkapital gehören bei der klassischen Berechnung der Gesamtkapitalrentabilität die (meist unverzinsten) Lieferantenverbindlichkeiten.

    Gesamtkapitalrentabilität

    Wer von Rendite spricht, meint in der Regel die Gesamtkapitalrentabilität. Da Apotheken häufig mit Eigen- und Fremdkapital finanziert sind, sind zunächst diese beiden Werte zusammenzurechnen. Die Beträge sind Ihrer Bilanz zu entnehmen - im Zweifel fragen Sie Ihren Steuerberater oder Buchhalter.

     

    • Beispiel: Berechnung der Gesamtkapitalrentabilität

    Bei einem Eigenkapital von 120.000 Euro und Fremdkapital von 100.000 Euro liegt die Höhe des Gesamtkapitals bei 220.000 Euro. Bei einem angenommenen Gewinn nach Steuern in Höhe von 20.000 Euro berechnet sich die Gesamtkapitalrentabilität wie folgt:

     

    Gesamtkapitalrentabilität = (Gewinn/Gesamtkapital) x 100 =

    (20.000 Euro/220.000 Euro) x 100 = 9,09 Prozent

    Um einzuschätzen, ob die Gesamtkapitalrentabilität gut oder schlecht ist, wird der errechnete Zinssatz von 9,09 Prozent mit dem Zinssatz verglichen, der für sichere Anlagen gerade marktüblich ist. Will man 220.000 Euro am Markt anlegen, würde man derzeit wohl kaum 9,09 Prozent Zinsen erwarten können. Insofern ist das Ergebnis der Gesamtrentabilitätsberechnung ausgesprochen positiv.

    Eigen- und Fremdkapitalrentabilität

    Mit der Berechnung der Eigenkapitalrentabilität ermitteln Sie, inwieweit sich Ihre eigene Investition verzinst hat.

     

    • Beispiel: Berechnung der Eigen- und Fremdkapitalrentabilität

    Bei einem Gewinn von 20.000 Euro und einem Eigenkapital von 120.000 Euro ergibt sich folgende Eigenkapitalrentabilität:

     

    Eigenkapitalrentabilität = (Gewinn/Eigenkapital) x 100 =

    (20.000 Euro/120.000 Euro) x 100 = 16,67 Prozent

     

    Die Fremdkapitalrentabilität ermittelt sich bei einem Fremdkapital in Höhe von 100.000 Euro wie folgt:

     

    Fremdkapitalrentabilität = (Gewinn/Fremdkapital) x 100 =

    (20.000 Euro/100.000 Euro) x 100 = 20 Prozent

    Wenn es Ihnen gelungen ist, mit einem Einsatz von 120.000 Euro einen Gewinn von 20.000 Euro zu erwirtschaften, hat ihr Kapital äußerst rentabel gearbeitet. Die Verzinsung beträgt immerhin 16,67 Prozent. Ihr unternehmerisches Risiko hat sich also gelohnt. Auch für den Fremdkapitalgeber ist die Investition in Ihre Apotheke ein lohnendes Geschäft. Mit einem Einsatz von 100.000 Euro kann er auf eine Fremdkapitalrentabilität von 20 Prozent blicken.

     

    Eigen- und Fremdkapitalrentabilität sind hinsichtlich ihrer Entwicklungsfähigkeit nach oben offen. Die Untergrenze sollte jeder Apotheker nach eigenem Ermessen definieren. Wird diese Kennzahl unterschritten, könnten Sie darüber nachdenken, Ihr Kapital anderweitig zu besseren Konditionen anzulegen, um eine bessere Rentabilität zu erwirtschaften. Dieser Gedanke gilt auch für Fremdkapitalgeber. Ein sinnvoller Anhaltspunkt, um die untere Grenze zu definieren, ist die aktuelle Zinslage. Derzeit wäre eine Verzinsung zwischen 2 und 5 Prozent als Untergrenze akzeptabel.

     

    Hinweis | Zur Kontrolle, inwieweit eine Apotheke rentabel arbeitet, reicht im Prinzip die jährliche Betrachtung von Gesamt- und Eigenkapitalrentabilität. Fremdkapitalgeber wie die Bank berechnen selbstständig, inwieweit sich das investierte Kapital lohnt.

    Umsatzrentabilität

    Abweichend von den drei vorhergehenden Rentabilitätskennzahlen orientiert sich die Umsatzrentabilität an dem Verhältnis zwischen Gewinn und den erzielten Umsätzen. Ihre Umsatzerlöse ergeben sich ebenfalls aus der Buchhaltung. Am Jahresende stehen sie in der Gewinn- und Verlustrechnung, unterjährig in der betriebswirtschaftlichen Auswertung.

     

    • Beispiel: Berechnung der Umsatzrentabilität

    Bei einem angenommenen Jahresumsatz in Höhe von 500.000 Euro und einem Jahresgewinn von 20.000 Euro beträgt die Umsatzrentabilität:

     

    Umsatzrentabilität = (Gewinn/Umsatz) x 100 =

    (20.000 Euro/500.000 Euro) x 100 = 4 Prozent

    Die Umsatzrendite gibt Auskunft darüber, wie viel Gewinn Sie pro Euro Einnahme erwirtschaften. Im vorliegenden Fall erzielt der Apotheker pro eingenommenem Euro vier Cent Gewinn. Dieser Wert bezieht sich auf das operative Tagesgeschäft am Verkaufstresen.

    Umsatzrenditen der Apotheken von 1995 bis 2012

    Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat von 1995 bis 2012 die Umsatzrenditen der Apotheken veröffentlicht. Diese nahmen innerhalb des bezeichneten Zeitraums stetig ab. Inzwischen ist die Umsatzrendite einer durchschnittlichen Apotheke so gering geworden, dass sie kaum noch darstellbar ist.

     

    Quelle Zahlen: ABDA und www.handelsdaten.de

     

    Mit Blick auf die Grafik lässt sich sagen: Je höher die Umsatzrentabilität ausfällt, desto besser steht die Apotheke da. Die Umsatzrentabilität wird durch die Höhe des Gewinns und die Umsatzerlöse bestimmt. Das Ziel, das sich Apotheker anhand der ermittelten Kennzahlen zur Umsatzrendite setzen sollten, ist, den Gewinn zu erhöhen. Die Erhöhung des Umsatzes bei gleichzeitiger Erhöhung der Kosten kann nicht die Lösung sein. Denn werden beide Stellschrauben gleichermaßen verändert, ändert sich an der Umsatzrendite nichts.

    Quelle: Ausgabe 10 / 2015 | Seite 8 | ID 43554752