· Fachbeitrag · Komposite
Bulk-Fill-Komposite: Was taugen die neuartigen 4-mm Komposite wirklich?
| Die Weiterentwicklung der Komposite und der Bondingsysteme ermöglichen den Einsatz der einst für den Frontzahnbereich bestimmten Komposite auch im Seitenzahnbereich. Sogenannte Bulk-Fill-Komposite versprechen höhere Schichtdicken bei der Verarbeitung als herkömmliche Komposite und somit eine Reduktion der Behandlungszeit. Schichtstärken bis zu 4 mm können damit nach Herstellerangaben in einem Arbeitsgang und ohne Schichten belichtet werden. Diese Kombination erweitert die klinischen Behandlungsmöglichkeiten, besonders bei Patienten mit tiefen Kavitäten ohne Compliance für eine zeitaufwendige Inkrementtechnik. |
Der Spagat zwischen Schichtstärke und Schrumpfung
Bulk-Fill-Komposite als Materialkategorie weisen die gleiche Biegefestigkeit wie Nanohybrid- und Mikrohybrid-Komposite, aber höhere Werte als fließfähige Flowable-Komposite auf. Die Materialien reihen sich bei den Eigenschaften Härte, Elastizitätsmodul und Indentierungsmodul (Universalhärtemessverfahren ) zwischen Hybrid- und Flowable-Kompositen ein. [1]
Inzwischen hat fast jeder Hersteller diese neuartige Komposit-Klasse im Angebot. Die Qualität der Versorgungen steht und fällt dabei mit der Lichtpolymerisation, denn die Bulk-Fill-Komposite müssen zwei gegensätzliche Forderungen erfüllen: erstens gute Konversionsrate von Monomeren zu Polymeren ‒ das heißt Durchhärten dicker Schichten in einem Arbeitsgang ‒und zweitens minimale Polymerisationsschrumpfung und daraus resultierender Polymerisationsschrumpfungsstress. Inzwischen gibt es Vergleichstests, die zeigen, dass diese Forderungen erfüllt werden können.
Untersucht wurden am Universitätsklinikum Erlangen die Polymerisationseigenschaften von Bulk-Fill-Kompositen im Vergleich zu herkömmlichen Kompositen. Gegenstand der Untersuchung waren Filtek BulkFill® (3M ESPE), SDR® (Dentsply), TetricEvoCeram BulkFill® (Ivoclar Vivadent), Venus BulkFill® (Heraeus), X-traBase® (XTB), Filtek Z250® (3M ESPE) und Filtek Supreme XTE Flowable® (3M ESPE). Die Lichthärtung der Materialien erfolgte nach Herstellerangaben bei 1200 mW/cm2 mit der Bluephase20i® (Ivoclar Vivadent).
Alle untersuchten Bulk-Fill Komposite zeigten bei 4 mm Probendicke eine ausreichende Konversionsrate sowie niedrige Schrumpfungs- und Stress-Werte. Bei 4 mm Probendicke konnte ‒ mit Ausnahme des herkömmlichen Komposits Z250, das als Kontrollgruppe diente ‒ keine signifikante Abnahme der Konversionswerte festgestellt werden. Filtek BulkFill®, TetricEvoCeram BulkFill®, Filtek Supreme XTE Flowable® und Z250® zeigten eine signifikante Abnahme der Vickers-Härte bei 4 mm. Z250® und TetricEvoCeram BulkFill® wiesen die niedrigste Schrumpfung und Filtek Supreme XTE Flowable® den höchsten Polymerisationsstress auf. [2]
Ungenaues Arbeiten: X-tra base® ist fehlertoleranter
Zwei Bulk-Fill Komposite, eines mit fließfähiger Konsistenz (X-tra base®/ VOCO), das andere mit modellierbarer Konsistenz (Tetric EvoCeram BulkFill®/Ivoclar Vivadent) wurden in physikalischen Materialversuchen an der Ludwig-Maximilians-Universität München verglichen. Untersucht wurden die Abhängigkeit von der Polymerisationszeit (10, 20, 40 sec mit Elipar Freelight2®), Schichtdicke (0.1, 2, 4, 6 mm) und Abstand (0 und 7 mm) zwischen Polymerisationslampe und Probenoberfläche. Unter den getesteten Polymerisationsbedingungen variiert die Konversionsrate für X-tra base® zwischen 39,3 ± 2,0% und 50.0 ± 2.1% und für Tetric EvoCeram BulkFill® zwischen 28,8 ± 2.1% und 50.5 ± 2.0%. Tetric EvoCeram BulkFill® zeigte sich dabei sensibler auf Änderungen der Parameter Belichtungszeit, Abstand zwischen Polymerisationslampe und Oberfläche sowie Tiefe. [1]
Deutlich bessere Ergebnisse mit längeren Belichtungszeiten
An der Universitätszahnklinik Wien wurden Unterschiede der Durchhärtungstiefen zwischen Bulk-Fill-Kompositen und herkömmlichen Kompositen ermittelt. Verglichen wurden die Bulk-Fill-Komposite SDR® (Dentsply), Tetric EvoCeram BulkFill® (Ivoclar Vivadent), Venus BulkFill® (Heraeus), X-tra Base BulkFill® (VOCO), Filtek BulkFill® (3M ESPE) und Sonic Fill® (Kerr) mit herkömmlichen Kompositen Tetric EvoCeram® (Ivoclar Vivadent) und Ceram X Mono® (Dentsply). Alle Komposite wurden einseitig mit verschiedenen Lichthärtungsgeräten (Elipar S10®/ 1200 mW/cm²; Bluephase 20i®/ 2000 mW/cm²; Valo / 3200 mW/cm²) mit den von den Herstellern empfohlenen Energiedosen (Strahlungsintensität x Behandlungsdauer) lichtgehärtet.
Die Durchhärtungstiefe der Bulk-Fill-Komposite ist signifikant größer im Vergleich zu herkömmlichen Kompositen. Die Differenz der Vickers-Härte an Ober- und Unterseite der Prüfkörper ist bei den Bulk-Fill-Kompositen signifikant geringer als bei den herkömmlichen Kompositen und bei transparenteren Materialien geringer als bei opakeren. Zudem konnte gezeigt werden, dass durch lange Belichtungszeiten bei moderater Energiedosis signifikant bessere Härte-Werte erreicht werden als durch hohe Energiedosen mit kurzen Belichtungszeiten. [3]
FAZIT | Bulk-Fill-Komposite verkürzen die Behandlungszeit durch die Verarbeitungsmöglichkeit in Schichtstärken bis zu 4 mm. Längere Belichtungszeiten bringen signifikant bessere Ergebnisse als kürzere Belichtungszeiten mit hohen Energiedosen. |
Quelle
- [1] Keßler A et al. Physikalische Eigenschaften von Bulk-Fill und konventionellen Kompositen: ein in-vitro Vergleich. VOCO Dental Challenge 2014, Cuxhaven, 26. Dezember 2014.
- [2] Zorzin J I. Bulk-Fill-Komposite im Fokus der Lichtpolymerisation. VOCO Dental Challenge 2014, Cuxhaven, 26. Dezember 2014.
- [3] Sadeghyar A et al. Bulk Fill Materialien. Österreichischer Zahnärztekongress 2014. Rust, 25. bis 27. September 2014.