· Fachbeitrag · Antibiotikaresistenzen
Antibiotika bei Kindern: neue Richtlinie
Auf europäischer Ebene wurde kürzlich ein Leitfaden zum Einsatz von Antibiotika in der Kinderzahnheilkunde veröffentlicht, um steigenden Antibiotikaresistenzen zu begegnen und den verantwortungsvollen Einsatz zu fördern. Er basiert auf einem Expertenkonsens der Europäischen Akademie für Kinderzahnheilkunde (EAPD) und nimmt auch Bezug auf konkrete Behandlungssituationen.
Die Expertenrunde wertete Literatur und Leitfäden aus verschiedenen Ländern zur Anwendung von Antibiotika bei Kindern in der Zahnmedizin aus. Insbesondere was Dosis und Dauer der Anwendung der Antibiotika betrifft, unterscheiden sich die einzelnen Länder mitunter aktuell deutlich. Neben der generellen Mahnung zum umsichtigen Einsatz gab die EAPD zudem konkrete Handlungsempfehlungen zu einzelnen klinischen Fällen heraus, darunter:
- Bei einer lokalisierten Pulpitis, symptomatischer periapikaler Parodontitis an Milch- und bleibenden Zähnen und odontogenen Abszessen ohne systemische Beteiligung soll auf die Antibiotika-Gabe verzichtet werden. Ein gezielter Einsatz hingegen sollte bei odontogenen Infektionen mit systemischen Symptomen erfolgen sowie bei Hochrisikopatienten (z. B. mit vorangegangener infektiöser Endokarditis, best. Herzerkrankung) bei bestimmten invasiven Eingriffen.
- Liegt ein odontogener Abszess im Milchgebiss vor, sollte Antibiotika nur verordnet werden, wenn systemische Anzeichen wie Fieber, Unwohlsein, Atembeschwerden, Trismus, Dysphagie oder Dehydrierung hinzukommen.
- Eine Antibiose ist nach Expertenkonsens bei einer aggressiven/Grad-C-Parodontitis in Kombination mit einer nicht-chirurgischen Behandlung vertretbar, bei nekrotisierenden Parodontalerkrankungen mit systemischen Anzeichen sollte die Antibiose stattfinden. Liegt eine schwere chronische Immunschwäche vor, kann der Ansatz der Antibiotikaverordnung differieren.
- Für die meisten odontogenen Infektionen sind Penicilline das Mittel der Wahl. Dabei wird zu einer Behandlungsdauer von bis zu fünf Tagen (Überprüfung nach 2‒3 Tagen) geraten und einem Absetzen der Medikation nach Beseitigung der Infektionsquelle und Abklingen der systemischen Anzeichen und Symptome. Die Richtlinie enthält zudem detaillierte Dosierungsvorschläge zu unterschiedlichen Antibiotika nach Alter und Gewicht und unter Berücksichtigung von Allergien bereit.
- Für den Fall einer Replantation eines avulsierten bleibenden Zahnes können entgegen der vielerorts noch immer gängigen Praxis die Experten aktuell keinen nachweislichen Nutzen einer Antibiotikatherapie belegen und empfehlen die Antibiose in diesem Fall nicht.
Quelle
- Rajasekharan S et al. Best clinical practise guidance for the use of antibiotics in children: an EAPD policy document. Europ Archives of Pediatric Dentistry 2025, Ausgabe 6. iww.de/s14829