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  • · Fachbeitrag · CME-Beitrag

    Titanallergie? Eher eine Unverträglichkeitsreaktion

    | Einige Patienten reagieren offenbar mit Entzündungen und Überempfindlichkeitsreaktionen auf dentale Titanimplantate. Zahnmediziner sollten das ernst nehmen und die Indikation für Titanimplantate kritisch überprüfen. Allergietests im Vorfeld und nach Insertion sind laut S3-Leitlinie einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft allerdings nicht zielführend [1]. |

    Wie eine Typ-IV-Allergie entsteht

    Eine Titanimplantat-Unverträglichkeit ist pathophysiologisch keine Allergie im klassischen Sinne, denn Metallallergien, wie sie beispielsweise bei Hautreaktionen auf Nickel vorkommen, sind allergische Kontaktekzeme (Typ-IV-Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ). Der zugrunde liegende Mechanismus sieht so aus, dass Metallionen, die in Haut oder Schleimhaut eindringen, sich an körpereigene Proteine (Carrier-Proteine) binden und einen Hapten-Protein-Komplex bilden, der als Antigen wirkt. Langerhans-Zellen der Haut erkennen diese Komplexe und nehmen sie auf, um sie in regionalen Lymphknoten den T-Zellen zu präsentieren. Nach einer Sensibilisierungsphase von ca. 10 bis 14 Tagen kommt es bei erneuter Exposition mit dem Hapten an der Hautoberfläche zur antigenspezifischen T-Zell-Antwort. Die T-Zellen wandern an die betroffene Stelle, vermehren sich und lösen über die Freisetzung von Zytokinen eine lokale Entzündung aus.

    Titanimplantate führen nicht zu einer „echten“ Allergie

    Titanionen bilden aufgrund ihrer hohen Sauerstoffaffinität unverzüglich nach ihrer Freisetzung Oxide. Auf Titanimplantaten entsteht innerhalb von 30 Millisekunden ein passiver Film aus Titanoxid [2]. Oxide können keine Proteinbindung eingehen und können somit per definitionem nicht als Hapten fungieren [1]. Daher ist eine Titanimplantat-Unverträglichkeit pathophysiologisch keine Allergie im klassischen Sinne bzw. dentale Implantate aus Titan können nicht zur Entwicklung einer Typ-IV-Sensibilisierung („echte Allergie“) führen. Titanoxidpartikel im periimplantären Gewebe können zu lokalen Unverträglichkeitsreaktionen über die Aktivierung von Makrophagen und deren proinflammatorischer Zytokinfreisetzung führen. Auch die Suprakonstruktionen mit anderen Legierungsbestandteilen als Titan können neben Verunreinigungen und Klebstoffen zu Allergien oder Unverträglichkeitsreaktionen führen.