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  • · CME-Beitrag

    Mundgesundheit bei Erwachsenen mit geistiger Behinderung

    Bild: ©bravissimos - stock.adobe.com

    | Über den Mundgesundheitsstatus von Erwachsenen mit geistiger Behinderung ist nur wenig bekannt. In Deutschland fehlten ebenso wie in anderen Ländern bislang repräsentative Studien. Eine aktuelle Studie aus Nordrhein-Westfalen untersuchte die Kariesprävalenz und Zusammenhänge zwischen Mundgesundheit und der Wohnform sowie die Effekte von kariesprotektiven Maßnahmen der letzten Jahrzehnte in dieser Bevölkerungsgruppe [1]. |

    Kariesprävalenz und Effekte der Prävention

    Die hier vorgestellte Studie untersuchte folgende vier Fragestellungen:

     

    • 1. Wie ist die Kariesprävalenz und -erfahrung von Erwachsenen mit geistiger Behinderung, die in Behindertenwerkstätten beschäftigt sind?
    • 2. Ist die Mundgesundheit von Menschen mit geistiger Behinderung, die mit ihren Eltern oder anderen Familienmitgliedern leben, möglicherweise besser als die von Menschen, die in Einrichtungen des betreuten Wohnens oder unabhängig, das heißt allein, mit einem Partner oder in einer Wohngemeinschaft leben?
    • 3. Haben die vor Jahrzehnten eingeführten kariespräventiven Maßnahmen einen positiven Effekt auf die Mundgesundheit der untersuchten jungen Erwachsenen?
    • 4. Wie sind die aktuellen Ergebnisse im Vergleich zur letzten Mundgesundheitsstudie in Deutschland, die vor 10 Jahren an Erwachsenen mit geistiger Behinderung in Behindertenwerkstätten durchgeführt wurde?

    Kariesprävalenz lag bei 90 Prozent

    Insgesamt wurden 132 Menschen mit geistiger Behinderung im Alter zwischen 18 und 69 Jahren zahnärztlich untersucht und Fragebögen von Betreuern ausgefüllt. Die Kariesprävalenz bei allen Studienteilnehmern zusammen betrug 89,4 Prozent. Nur 14 Studienteilnehmer (10,6 Prozent) hatten keine Karieserfahrung. Sie waren jünger als 45 Jahre. Der Anteil der Studienteilnehmer mit Karieserfahrung und aktueller Behandlungsbedürftigkeit lag bei 72,7 Prozent.

    Leben zu Hause förderlicher für die Mundgesundheit

    Der mittlere DMFT-Wert für Erwachsene mit Behinderungen, die bei ihren Eltern leben, war statistisch signifikant niedriger als der von Erwachsenen in selbstständigen Wohnformen, also alleine, mit Partner oder in einer Wohngemeinschaft. Die letztgenannten hatten auch signifikant mehr fehlende Zähne als Erwachsene mit Behinderungen, die bei ihren Eltern leben. Diese Beobachtung werten die Autoren allerdings nur als Tendenz, da sich auch das Durchschnittsalter stark unterscheidet. Die Erwachsenen mit Behinderungen, die noch zu Hause lebten, waren durchschnittlich ca. zehn Jahre jünger als die, die in selbstständigen Wohnformen lebten.

    Präventionsmaßnahmen zeigten Wirkung

    Bei den jüngeren Erwachsenen mit Behinderungen (18-34 Jahre) hatte die Hälfte der Teilnehmer mindestens einen Zahn mit einer Fissurenversiegelung. Diese Teilnehmer hatten einen statistisch signifikant niedrigeren mittleren DMFT-Wert gegenüber denen ohne Fissurenversiegelungen. Bei der Altersgruppe der 35- bis 69-Jährigen hatten nur sechs Teilnehmer (10,3 Prozent) überhaupt eine Fissurenversiegelung.

     

    Im letzten Jahrzehnt hat sich die Zahngesundheit von Erwachsenen mit geistiger Behinderung in Deutschland verbessert. Der Anteil von Personen, die keine Zahnbehandlung benötigen, hat sich damit innerhalb dieser Zeitspanne von 36,2 Prozent auf 72,9 Prozent verdoppelt. Die gleiche positive Entwicklung konnte beim Anteil der kariesfreien Personen beobachtet werden. Dort stieg der Anteil von 4,5 Prozent in den Jahren 2007/2008 auf 10,6 Prozent in der aktuellen Studie. Der mittlere DMFT-Wert sank von 12,3 Prozent in den Jahren 2007/2008 auf aktuell 9,5 Prozent. Diese positive Entwicklung korrespondiert mit einer allgemeinen Verbesserung der Zahngesundheit in der Allgemeinbevölkerung in Deutschland in den letzten drei Jahrzehnten.

     

    Quelle

    • [1] Schmidt P, Egermann M, Sauerland C, Schulte AG. Caries Experience of Adults with Intellectual Disability in the Western Part of Germany. J Clin Med. 2021 Jun 12;10(12):2602. doi.org/10.3390/jcm10122602.
    Quelle: Ausgabe 08 / 2022 | Seite 14 | ID 48433349