Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • 01.12.2007 | Allgemeine Zahnheilkunde

    Prioritätenumkehr in der Zahntraumatologie (Teil 2)

    von Prof. Dr. Kurt Ebeleseder, Graz

    Zahnmedizinische Meinungen – die früher vielleicht ihre Gültigkeit hatten – sind heute obsolet oder falsch. Nachfolgend haben wir für Sie die wichtigsten veralteten Leitsätze zusammengefasst und den neuen Leitsätzen gegenübergestellt. „Be a healer, not a tooth mechanic“, mahnte 2005 in Reykjavik Jens O. Andreasen, der Begründer des spannenden und schier endlosen Faches „Zahntraumatologie“.Den Teil 1 dieser Übersicht finden Sie in der Ausgabe Nr. 11/2007 oder hier im Archiv.  

     

    Alter Leitsatz  

    Neuer Leitsatz  

    „Mitgebrachte Kronenfragmente sind nutzlos.“  

    „Fragmente ohne Präparation adhäsiv zusammenfügen, bukkal durch eine Kompositschicht verstärken.“  

     

    Feuchte Lagerung vor dem Reattachment verhindert eine unerwünschte Opazität des Fragments. Die genaue Einhaltung des Procedere bei der Säure-Ätz-Technik ist unumgänglich.  

     

    Originalfragmente sind ästhetisch, passgenau, dicht und billig. Das Reattachment ist seit dem Aufkommen der Den-tinhaftvermittler eine der einfachsten und erfolgreichsten Techniken der Restauration geworden.  

    „Bewegliche, noch an der Gingiva hängende Fragmente gehören entfernt.“  

    Das zieht leider oft Probleme bei der folgenden endodontischen Behandlung nach sich (dichte Einlage wird unmöglich, Kofferdam nur schwer applizierbar). Deshalb lautet der neue Leitsatz:  

     

    „Bewegliche Fragmente mit Hilfe einer Schiene refixieren, erst nach der Endo entfernen.“  

    „Wurzelfrakturen im mittleren Drittel sind eine absolute Extraktionsindikation.“  

    Neuer Leitsatz: „Wurzelfrakturen reponieren, schienen, röntgenkontrollieren.“  

     

    Bleibt der Zahn noch länger mobil, genügt ein palatinaler Retainer zum Nachbarzahn, um die Kaustabilität zu gewährleisten. 70 Prozent der Wurzelfrakturen im mittleren Drittel heilen unter Erhalt der Vitalität (!), 30 Prozent nach Wurzelbehandlung im kronentragenden Fragment.  

    „Replantation macht nur beim offenen Apex Sinn, wo die Pulpa revaskularisiert werden kann.“  

    Das ist ein falscher Ansatz! Nicht die Pulpa ist das Leitgewebe bei der Replantation, sondern das parodontale Ligament entscheidet über den Langzeiterfolg. Im Übrigen misslingt die Revaskularisation auch bei 70 Prozent der unreifen Zähne, was heftigste Wurzelresorptionen zur Folge hat, die nur endodontisch beherrscht werden können.  

     

    Deshalb lautet der neue Leitsatz: „Replantierte Zähne am siebten Tag trepanieren, Einlage nur mit Ledermix.“ Dieses Konzept, von Martin Trope (Chapel Hill, USA) 2006 vorgestellt, soll Wurzelresorptionen vermeiden helfen und Ankylosen unterbinden. Es gilt gleichermaßen für die Zähne Jugendlicher wie auch Erwachsener.  

    So weit die am weitesten verbreiteten „alten Zöpfe“ aus der Zahntraumatologie, die in den vergangenen 20 Jahren von Forschern der IADT (International Association of Dental Traumatology) revidiert wurden. Weitere Therapien – wie die Zangenreposition intrudierter Zähne oder die konventionelle Apexifikation mittels Kalziumhydroxid – sind ebenfalls in Diskussion.  

     

    Nähere Informationen erhalten Sie unter: user.meduni-graz.at/kurt.ebeleseder oder Telefon: +43 (0)316 385-3967 oder -2213, E-Mail: kurt.ebeleseder@meduni-graz.at