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  • 28.04.2011 | Allgemeine Zahnheilkunde

    Ein Plädoyer für Glasionomere

    von Dr. Joel Berg, University of Washington School of Dentistry, Seattle/ USA

    Glasionomere gehören zu den bedeutendsten zahnärztlichen Werkstoffen. Sie sind in allen Gebieten der Zahnmedizin gebräuchlich, ob nun für Zementierungen, Adhäsivtechnik, Kavitätenlining, Stumpfaufbauten, permanente oder provisorische Füllungen. Doch trotz ihrer Vielseitigkeit fanden sie bisher nicht das Interesse, das sie verdienen. Mittlerweile werden die Glasionomere allerdings wesentlich höher geschätzt, und führende Wissenschaftler und Kliniker zeigen, dass sich Glasionomere durchaus weiter verbessern lassen und wir unseren Patienten somit noch höherwertige Versorgungen anbieten können.  

     

    Glasionomere sind nach dem „Abbinden“ Salze, das heißt die Abbindereaktion ist keine Polymerisation. Aus einem vorsynthetisierten Copolymer (Säure) und einem aluminiumhaltigen Glas (Base) entsteht in wenigen Minuten bei nur minimaler Schrumpfung ein stabiles Material. Monomere können nach dem Abbinden nicht herausgelöst werden, da das Ausgangsmaterial keine Monomere enthält. Beim Abbinden des Glasionomers nach der Applikation in die Kavität bilden sich chemische Bindungen zwischen Füllungsmaterial und Dentin und/oder Schmelz. Dies ist bei keinem anderen Füllungsmaterial der Fall.  

     

    Die bei konventionellen Prüfungen (zum Beispiel zerstörenden Scher- oder Zugversuchen) gemessenen Verbundfestigkeiten können zwar relativ niedrig sein, aber klinisch ist dies bedeutungslos: Die Haftung an Dentin und Schmelz ist so fest, dass es normalerweise eher im Glasionomer selbst zu einem Bruch kommt als zwischen dem Material und der Zahnsubstanz. So zeigt sich etwa beim Verlust schlecht sitzender kieferorthopädischer Bänder oder Edelstahlkronen, dass auf dem Zahn eine schützende Kappe aus Glasionomerzement verbleibt.  

    Für Glasionomere ist eine feuchte Zahnoberfläche kein Problem

    Eine der mit Abstand wichtigsten Eigenschaften der Glasionomere ist, dass Wasser einer ihrer Grundbestandteile ist. Dentin enthält 25 Prozent Wasser, Schmelz 4 Prozent. Angesichts der alltäglichen technischen Herausforderungen bei der Schaffung eines perfekten Verbunds zwischen den (bewusst hydrophob konzipierten) kunststoffbasierten Füllungsmaterialien und der Zahnsubstanz ist es beruhigend, dass Glasionomere ohne vorherige „Umwandlung“ der Kavitätenoberfläche von hydrophil in hydrophob applizierbar sind. Für Glasionomere ist eine feuchte Zahnoberfläche (ohne zusätzliche Feuchtigkeitsüberschüsse) kein Problem. Bei der Adhäsivtechnik für kunststoffbasierte Materialien ist es sehr schwierig, den genau richtigen Feuchtigkeitsgehalt sicherzustellen - besonders bei kleinen Kindern oder kleineren, schwer zugänglichen oder schlecht sichtbaren Präparationen. Wenn man dieses bedenkt, treten die Vorteile eines hydrophilen Materials noch klarer zutage.