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  • · Fachbeitrag · Kariesprophylaxe

    Kalziumfluorid ‒ wichtiger als das strukturell im Schmelz gebundene Fluorid

    | Kalziumfluorid fungiert als pH-gesteuertes Fluoridreservoir, welches beim Säureangriff Fluorid freisetzt und im neutralen pH-Bereich auf der Schmelzoberfläche lange stabil bleibt. Das kalziumfluoridhaltige Präzipitat auf dem Schmelz spielt deshalb eine besonders wichtige Rolle bei der kariesprophylaktischen Wirkung der Fluoride, erklärt Prof. Dr. Joachim Klimek, Universität Gießen. |

     

    Wirkung von Kalziumfluorid

    Wenn Fluorid in die Mundhöhle gelangt, bildet sich auf dem Zahnschmelz ein Niederschlag aus Kalziumfluorid (CaF2) oder Kalziumfluorid-ähnlichen Verbindungen. Da sich dieses Präzipitat ohne Beeinträchtigung des im Schmelzmineral strukturell gebundenen Fluorids mit Kaliumhydroxid von der Schmelzoberfläche ablösen lässt, wird es auch als KOH-lösliches Fluorid bezeichnet. Diese Reaktion wurde früher als unerwünschter Nebeneffekt zu der erwünschten Bildung von fluoridiertem Hydroxylapatit bzw. Fluorapatit angesehen. Aus heutiger Sicht ist Kalziumfluorid aber das wichtigste und möglicherweise sogar einzige Reaktionsprodukt auf dem Zahnhartgewebe nach der Lokalapplikation von Fluorid ‒ und dem Kalziumfluorid wird eine größere Bedeutung zugesprochen als dem strukturell im Schmelz gebundenen Fluorid.

     

    Nach einer Lokalapplikation von Fluorid hängt das Ausmaß der Kalziumfluoridbildung von verschiedenen Faktoren wie der Fluoridverbindung, der Fluoridkonzentration, der Einwirkzeit, dem pH-Wert des Präparates sowie dem Zustand des Zahnschmelzes ab. In vitro spielt auch die Applikationshäufigkeit der Fluoridpräparate eine wesentliche Rolle, wie in eigenen Studien mit verschiedenen Zahnpasten gezeigt werden konnte. Das Kalzium, das für die Bildung von Kalziumfluorid benötigt wird, stammt aus dem Zahnhartgewebe oder wird vom Speichel zur Verfügung gestellt. Ein saurer pH-Wert von Fluoridierungsmitteln fördert die Bildung von Kalziumfluorid auch bei relativ niedriger Fluoridkonzentration, wie sie zum Beispiel bei Verdünnung von Zahnpaste durch Speichel vorliegen kann. So konnte in verschiedenen Studien für aminfluoridhaltige Zahnpaste mit einem pH-Wert von 5,5 eine höhere Bildung von Kalziumfluorid auf dem Schmelz als für natriumfluoridhaltige Zahnpaste mit neutralem pH-Wert gezeigt werden.

     

    Kalziumfluorid: ein pH-gesteuertes Fluoridreservoir

    In vivo wird das Kalziumfluoridpräzipitat durch aufgelagerte Speichel­bestandteile vor einer raschen Auflösung geschützt. Bei kariösen Angriffen werden aus dem Kalziumfluoriddepot bei sauren pH-Werten Fluorid-Ionen freigesetzt. Das Kalziumfluorid fungiert demnach als pH-gesteuertes Fluoridreservoir, das beim Säureangriff Fluorid freisetzt und im neutralen pH-Bereich auf der Schmelzoberfläche lange stabil bleibt. Ohne jeden Zweifel spielt deshalb das kalziumfluoridhaltige Präzipitat auf dem Schmelz eine besonders wichtige Rolle bei der kariesprophylaktischen Wirkung der Fluo­ride. Zur Kariesprophylaxe sollten deshalb vorzugsweise Zahnpasten, Mundspüllösungen und Gele eingesetzt werden, die zur Ausbildung einer möglichst stabilen kalziumfluoridhaltigen Deckschicht auf dem Zahnhartgewebe führen.

     

    Quelle

    • Klimek J. Bildung und Bedeutung von Kalziumfluorid auf dem Schmelz. Kongress „50 Jahre Aminfluoride“. Basel, 19. April 2013
    Quelle: Ausgabe 09 / 2013 | Seite 8 | ID 42256300