17.11.2025 · Fachbeitrag · Kanzleinachfolge

Berufsrechtliche Compliance und Praxiswert

von RA Hans-Günther Gilgan, Senden, www.gilgan.de, und Michael Loch, Köln, www.glawe-gmbh.de

| Der Verkauf einer Steuerberaterpraxis ist ein bedeutender Schritt, der sorgfältige Planung erfordert. Die Frage, wie sich die berufsrechtliche Compliance auf den Praxiswert auswirkt, ist dabei von zentraler Bedeutung. Viele Steuerberater sind sich der Relevanz dieser Vorschriften nicht bewusst, obwohl sie entscheidend für den Wert der Praxis sein können. In diesem Beitrag wird untersucht, welche spezifischen Aspekte der berufsrechtlichen Compliance für die Praxisübertragung von Bedeutung sind und wie deren Nichteinhaltung den Wert der Praxis mindern kann. |

Compliance-relevante Vorschriften

Das Berufsrecht gilt zunächst für die natürliche Person Steuerberater. Für Berufsausübungsgesellschaften gelten die §§ 57 und 57a, 62, 62a, 63 bis 66, 69 bis 71 sowie 80 Abs. 1 S. 1 und 2 sinngemäß, § 52 Abs. 1 StBerG (berufsrechtliche Compliance). Damit haben Berufsausübungsgesellschaften ebenso wie die natürlichen Personen die Pflicht, für die Einhaltung der vorgenannten Vorschriften zu sorgen. Das sind nach der Berufsstatistik der BStBK für das Jahr 2024 immerhin 27,3 % der Praxen. Für die übrigen Praxen gilt die berufsrechtliche Compliance sowieso. Im Folgenden wird untersucht, welche Auswirkungen die Nichteinhaltung der berufsrechtlichen Compliance auf den Praxiswert haben kann.

Nachhaltiger Umsatz

Bei der Praxiswertermittlung, insbesondere bei der Umsatzmethode, bleiben alle nicht jährlich wiederkehrenden Mandate umsatzmäßig unberücksichtigt. Das gilt insbesondere für die Einkommensteuerfälle. Denn diese Aufträge werden i. d. R. nicht dokumentiert und damit auch nicht die Laufzeit. Ob sie wiederkommen, bleibt also offen. Etwas anderes kann nur bei schriftlichen Aufträgen angenommen werden.