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  • · Fachbeitrag · Vermögensanlage in Edelmetallen

    Gold als sicherer Hafen und wie das neue Shanghai-Gold-Fixing den Trend verstärken könnte

    von Dipl.-Bw. Christel Spielmann, Arnsberg

    | Edelmetalle sind Wertspeicher und Absicherung zugleich. Wer sie als Wertspeicher sieht, sieht in ihnen ein Investment; wer sie zur Absicherung nachfragt, will sich gegen „finanzielle Repression“ (Negativzinsen, Inflationierung u. Ä.) und einen möglichen Finanzcrash wappnen. Der Beitrag zeigt, ob es sich für Privatanleger in der momentanen Phase lohnt, über Edelmetalle als Wertspeicher und Absicherung nachzudenken. |

    1. Gold und Silber wieder attraktiv

    Seit Gold und Silber zum Jahresende 2013 Tiefstände markierten, stiegen die Notierungen stetig an. Was aber ins Auge springt: Der Anstieg beschleunigt sich. Allein in diesem Jahr legte der Goldpreis bisher um ca. 15 % zu. Und das, obwohl noch Anfang des Jahres viele Publikationen Edelmetalle geißelten. Aber was sind die Gründe?

     

    Es gibt verschiedene Gründe, warum sich Gold und Silber wieder zunehmender Beliebtheit erfreuen. Wurde in der Vergangenheit von Goldgegnern gern darauf verwiesen, dass Edelmetalle keine Zinsen erwirtschaften, hat sich dieses Kontra-Argument in Zeiten von Negativzins und Nullrendite erledigt. Stattdessen rücken die positiven Aspekte in den Vordergrund:

     

    • Gold und Silber sind Geld: Gold ist die älteste Währung der Welt. Und Silber, das „Gold des kleinen Mannes“ kann ebenfalls auf eine mehr als 5.000-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Beide Metalle zeigen alle Eigenschaften, die man von Geld erwartet: Sie sind das allgemeine Tauschgut schlechthin, sind teilbar, dienen als Wertspeicher und als Recheneinheit.

     

    • „Intrinsic value“ oder Gold und Silber besitzen einen inneren Wert: Anders als Papiergeld werden Gold und Silber nicht nachgefragt, da eine Verrechnungseinheit aufgedruckt ist, sondern weil sie selbst einen Wert darstellen. Daher können sie auch in Krisenzeiten nicht wertlos werden.

     

    • Kein Kontrahentenrisiko: Gold ist schlichtweg Gold! Das gleiche gilt für Silber. Anders als bei Anleihen muss man sich keine Gedanken über die „Kreditwürdigkeit“ der Gegenseite machen.

     

    Ein altes Sprichwort besagt, dass das Gold stets dem Wohlstand hinterher-läuft. Derzeit wandert es von West nach Ost. Russland und China haben ihre Goldreserven enorm aufgestockt. Die chinesische Regierung hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, ebenfalls in Gold zu investieren. Das neue Shanghaier Gold-Fixing könnte dem Goldpreis zusätzliches Momentum verleihen. Um das zu verstehen, sollte man sich mit den Mechanismen, die auf den Goldpreis einwirken, auseinandersetzen. Bis zur Einführung des Shanghaier Gold-Fixing waren das die Zentralbanken sowie das Gold Fixing in den westlichen Staaten.

    2. Gold und die Zentralbanken: „Ziemlich beste Freunde“

    Die Zentralbanken versuchen weltweit, mit ihren finanzpolitischen Instrumenten das Wirtschaftsgeschehen zu steuern. Bestes Beispiel: Die „Negativzinsen“ im Euroraum sollen vor allem den Deutschen die Lust am Sparen nehmen und in den Konsum treiben. Das klappt aber nur, wenn der Euro das einzige Zahlungsmittel im Euroraum ist. Daher wird ihm per Dekret der Status „gesetzliches Zahlungsmittel“ verliehen.

     

    Gold (und in geringerem Maße auch Silber) steht sämtlichen Zentralbank-interventionen im Wege. Wird der Euro (oder jede andere Papiergeldwährung) gegen Gold getauscht, fließt das Geld eben nicht in den Konsum. Wer sich für Edelmetalle entscheidet, entzieht sich den Zentralbanken. Daher versuchen die Zentralbanken alles, um Investments in Edelmetalle unattraktiv aussehen zu lassen. Die Gerüchte wollen nicht verstummen, wonach sie von Zeit zu Zeit große Verkaufsorder am Markt platzieren, um die Preise nach unten zu drücken.

    3. Die Preisbildung für Gold im Westen

    Wer glaubt, der Goldpreis würde sich am „freien Markt“ ergeben, der irrt. Bis zum 19.4.16 wurde der Goldpreis von einigen wenigen Banken in London (LBMA) und den USA (Comex) „gefixt“ - daher der Begriff „Gold-Fixing“. Dieser Preis diente den an den Goldbörsen handelnden Banken als Referenzpreis, auf dessen Grundlage sie ihrerseits Transaktion durchführten. Und hier liegt die Krux: Gehandelt wird in London und den USA „Papiergold“, d. h., Terminkontrakte, bei denen es zum größten Teil gar nicht zur physischen Auslieferung des Goldes kommt. In diesem Markt nehmen die Banken die Verkäuferseite ein, während Investoren die Käuferseite darstellen. Zwischen beiden Seiten gibt es eine Art „Gentlemen’s Agreement“, auf die physische Auslieferung zu verzichten. Denn beide Seiten sind nicht wirklich an den Edelmetallen, sondern an den Terminkontrakten interessiert. Daher wird statt physischer Lieferung ein Ausgleich in Cash oder ein Anschlusskontrakt geboten. Diese Anschlusskontrakte wurden und werden aufgrund des Gentlemen’s Agreement „inflationär“ herausgegeben, d. h., wenn eine der Banken eine Chance sieht, einen Kontrakt zu verkaufen, wird „Papiergold“ quasi aus dem Nichts geschaffen. Dadurch ist der physische Goldmarkt mittlerweile vom Papiergoldmarkt abgekoppelt.

     

    Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass mittlerweile viel mehr Papiergoldkontrakte im Umlauf sind, als bei physischer Auslieferung überhaupt bedient werden könnten. Schätzungen zufolge liegt die Quote bei 300 : 1, d. h., auf 1 Unze Gold kommen 300 Unzen „Goldansprüche“, die niemals ausgeliefert werden könnten.

     

    Da das Volumen an Papiergold mittlerweile das Volumen von physischem Gold übersteigt, wirken die Terminkontrakte überproportional auf die Preisbildung ein. Für die Banken, die die Verkäuferseite einnehmen, hängt viel davon ab, dass die Preise nicht steigen (da sie sonst ggf. das Gold zu einem höheren Preis einkaufen müssten, als sie es verkaufen). Im Endeffekt wirken die Papiergoldkontrakte einer Preissteigerung beim Gold entgegen.

    4. Die Preisbildung an der Shanghaier Goldbörse

    Seit dem 19.4.16 wird an der Shanghaier Goldbörse ein Fixing in Yuan durchgeführt (www.gold.de/artikel,1881,china-eigene-referenzpreise-fuer-gold-in-yuan.html).

     

    Nun ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass ein Asset an verschiedenen Börsen gehandelt wird. Wir alle kennen es von den Aktienmärkten: Die Aktien der Deutschen Telekom z. B. werden an allen deutschen Börsenplätzen und auf der elektronischen Plattform XETRA gehandelt, was zu unterschiedlichen Notierungen führt. Nicht ungewöhnlich ist ebenfalls, dass andere Marktteilnehmer versuchen, die unterschiedlichen Notierungen für eigene Geschäfte zu nutzen. Arbitrage nennt man diesen Vorgang, wenn an einer Börse günstig eingekauft, an der anderen mit Aufschlag verkauft wird.

     

    Der Punkt ist nur: Im Gegensatz zu den „Papiergoldkontrakten“, die an der LBMA und Comex gehandelt werden, werden an der Shanghaier Goldbörse Kontrakte gehandelt, die auf Wunsch mit physischer Auslieferung bedient werden können. Allein mit diesem Konzept wirken die Chinesen bereits der preisdämpfenden Wirkung aus London und den USA entgegen.

     

    Derzeit tritt China selbst noch im großen Stil als Käufer auf. Kritiker werden daher darauf hinweisen, dass die Chinesen momentan selbst nicht an zu großen Preissprüngen interessiert sein können und selbst ein niedriges Fixing anstreben werden (www.goldreporter.de/chinas-goldreserven-sind-in-vier-jahren-erschoepft/gold/59151/).

     

    Aber: Es ist nur eine Frage der Zeit, wann China so viele Goldreserven eingesammelt hat, dass es eben nicht mehr an einem niedrigen Fixing interessiert ist. Dann kann China die Preise quasi diktieren - und allein diese Perspektive dürfte den Edelmetallen bereits jetzt weiteren Aufwind verschaffen.

     

    Langfristig kommt noch etwas anderes hinzu: China arbeitet daran, dem Yuan ein größeres Gewicht auf weltpolitischer Bühne zu verschaffen. Ein goldgedeckter Yuan wird dann mit den westlichen Papierwährungen im Wettbewerb stehen. Welche Währung werden Investoren wohl bevorzugen, wenn sie zwischen Gold und Vertrauen wählen können?

    5. Empfehlungen

    Je nach Standpunkt kann man Edelmetall zur Absicherung als Investment betrachten. Wer es zur Absicherung nutzen möchte, sollte bedenken:

     

    • Der Anteil von Edelmetallen am Gesamtvermögen sollte zwischen 10 % und 25 % liegen.

     

    • Auch bei Gold gilt: Nur Bares ist Wahres! Daher: Edelmetalle stets in physischer Form halten! Außerdem muss ein unmittelbarer Zugriff jederzeit gewährleistet sein. - Wer sich ein paar Tipps für den Goldkauf abholen möchte, wird hier fündig: www.goldreporter.de.

     

    • Wer es anonym bei einem renommierten Goldhändler kaufen möchte: Die Obergrenze liegt derzeit in Deutschland bei 15.000 EUR. Allerdings wird im Zuge des Kampfes gegen Bargeld über eine Herabsetzung auf 5.000 EUR nachgedacht - untermauert mit absolut „alternativlosen“ Argumenten! Renommierte Edelmetallhändler findet man z. B. auf www.gold.de

     

    • Ein Bankschließfach ist der falsche Platz! Einerseits ist der unmittelbare und jederzeitige Zugriff nicht gegeben, andererseits hat es gerade in Zeiten, da Finanzsysteme auf eine Kernschmelze zusteuern, schon Goldverbote und zwangsweise Enteignungen gegeben - dann liegen die Edelmetalle im Schließfach wie auf einem Präsentierteller!

     

    • Barren sind günstiger als Münzen, da ihre Herstellung günstiger ist. Münzen sind im Vergleich zu Barren teurer, da der Prägeaufwand höher ist und das lässt die Herstellungskosten steigen. Allerdings: Gängige Anlagemünzen wie z. B. der südafrikanische Krügerrand oder das kanadische Maple Leaf lassen sich im Notfall auch besser wieder verkaufen.

     

    • Wer in Edelmetallen eher ein Investment sieht: Aktien von Minenbetreibern gelten derzeit (Stand: Juni 2016) noch als unterbewertet. Wer nicht auf eine einzelne Aktie setzen möchte, kann auch zu einem Investmentfonds greifen. Eine gute Übersicht zu beiden bietet www.goldseiten.de. Auf www.finanzen.net oder www.finanztreff.de stehen auch Suchläufe zur Verfügung, die die Möglichkeit bieten, die Fonds zu vergleichen.

     

    FAZIT | Der Edelmetallhandel findet sich im Fadenkreuz von drei wichtigen Einflussgrößen wieder:

     

    • Den Zentralbanken mit ihrer Gegnerschaft gegenüber den Edelmetallen, die ihrerseits mit ihren Interventionen alles tun, um die Preise zu dämpfen;

     

    • den Papiergoldmärkten in London und den USA, wo de facto versucht wird, die Preise für Edelmetalle nach unten zu drücken;

     

    • dem physischen Goldmarkt in Shanghai, der sich zu einem Gegengewicht der westlichen Preisdämpfungsintentionen entwickeln dürfte.

     

    Eines Tages wird China in der Lage sein, den Preis für Gold und Silber höher anzusetzen. Man stelle sich einmal vor, die westlichen Banken an der LBMA und der Comex wären dann gezwungen, in Erfüllung von Terminkontrakten Ausgleichszahlungen an China zu leisten.

     

    Daher reichen die Änderungen, die China mit der Eröffnung des Shanghai-Price-Fixing am 19.4.16 eingeläutet hat, weit über den Edelmetallmarkt hinaus. Sie haben das Potenzial, das westliche Finanzsystem vollkommen infrage zu stellen. Sobald die Chinesen genügend Gold angesammelt haben, können sie nicht nur die Preise für Edelmetalle bestimmen, sondern auch das dollar-basierte Währungssystem zum Einsturz bringen - indem sie ihm einen goldgedeckten Yuan entgegensetzen.

     

    Daher lohnt es sich auch für Privatanleger, über Edelmetalle als Wertspeicher und Absicherung nachzudenken.

     
    Quelle: Ausgabe 07 / 2016 | Seite 183 | ID 44115152

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