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  • · Fachbeitrag · Zahnersatz

    Verkürzte Zahnreihe: Weniger Prothetik kann manchmal auch mehr sein

    | Muss ein verlorener Zahn in jedem Fall ersetzt werden? Nach dem Therapiekonzept der „verkürzten Zahnreihe“ könnte man auf die Molaren verzichten. Wichtig wäre dann nur, den Erhalt von jeweils zehn Zähnen in Ober- und Unterkiefer anzustreben, die miteinander in Funktion stehen. |

     

    Verkürzte Zahnreihe versus abnehmbarer Zahnersatz: Was ist besser?

    Zur Beantwortung dieser Frage, ob ein verlorener Zahn in jedem Fall ersetzt werden muss, wird seit dem Jahr 2000 eine multizentrische klinische Studie durchgeführt. 14 Universitäts-Zahnkliniken aus dem gesamten Bundesgebiet nehmen daran teil. Verglichen werden im Rahmen dieser Studie zwei Gruppen: die mit verkürzter Zahnreihe und die mit abnehmbarem Zahnersatz (Prothesen) zum Ersatz der verlorenen Zähne. Nach acht Jahren erwies sich keine der beiden Versorgungsmöglichkeiten als überlegen, erläutert Studienleiter Ralph G. Luthardt (Universität Ulm). Die 10-Jahres-Daten sind noch nicht ausgewertet.

     

    Von 215 Patienten wurden von Anfang 2001 bis Anfang 2004 109 Patienten der Prothesengruppe zugelost, bei den anderen 106 wurden die hinteren Seitenzähne nicht ersetzt. Für die Acht-Jahres-Nachuntersuchungen standen immerhin noch 91 der Patienten zur Verfügung (51 in der Prothesengruppe und 40 in der verkürzten Zahnreihe-Gruppe). Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war dabei mit 0,54 gegenüber 0,63 im Mittel verlorenen Zähnen unwesentlich. Bis etwa drei Jahre nach der Versorgung schienen zunächst die Patienten der Prothesengruppe im behandelten Kiefer weniger häufig Zähne zu verlieren. Im Verlauf glichen sich die Verluste jedoch zunehmend an, um nach acht Jahren fast gleichauf zu liegen.

     

    Aufwendige Molaren-Prothetik: Letztendlich muss der Patient entscheiden

    Trotz allen Bemühens erreichen zahnärztliche Behandlungen für die Patienten selten eine über Jahrzehnte stabile Situation. Trotz aller Sorgfalt und entgegen den Wünschen und Erwartungen von Patient und behandelndem Zahnarzt kommt es zu Zahnverlusten.

     

    FAZIT | Grundsätzlich haben sich beide Therapieformen klinisch bewährt. Zahnverlust war allerdings häufiger als erwartet festzustellen. Im betrachteten höheren Patientenalter kam es kurzfristig zu einem Unterschied in den Raten für weiteren Zahnverlust. Längerfristig waren die gefundenen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen ‒ mit und ohne Prothese für den Ersatz der hinteren Seitenzähne ‒ jedoch ohne wesentliche Bedeutung. Daher müsse der Wunsch des Patienten bei der Versorgung mit Zahnersatz unbedingt im Mittelpunkt stehen, fordert Luthardt.

     

    Quelle

    • Pressekonferenz im Rahmen der 64. Jahrestagung der DGPro in Ulm, 12. Juni 2015.
    Quelle: Ausgabe 09 / 2015 | Seite 7 | ID 43539440