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  • 01.05.2005 | Oralchirurgie

    Die odontogene Keratozyste: Zyste oder benigner Tumor?

    Die odontogene Keratozyste ist nach der radikulären und follikulären Zyste die häufigste Kieferzyste. Keratozysten treten solitär oder multipel als Teilsymptom des Basalzellnaevus-Syndroms (Gorlin-Goltz-Syndrom) auf, wobei speziell der Unterkiefer – meist die Region des Weisheitszahnes, des Kieferwinkels oder des Ramus ascendens – befallen ist. Sie sind in der Regel asymptomatisch. Es werden zwei histologische Varianten unterschieden: eine ortho- und eine parakeratinisierte Form.  

     

    Neben einer gegenüber den anderen Kieferzysten deutlich erhöhten Rezidivgefahr weist die odontogene Keratozyste auch ein aggressiveres klinisches Verhalten sowie eine höhere mitotische Aktivität mit erhöhter Proliferationsrate des auskleidenden Epithels auf. Daher wird die odontogene Keratozyste immer mehr als benigne zystische Neoplasie und nicht als einfache odontogene Zyste angesehen. Die parakeratinisierte Form der odontogenen Keratozyste wird in der Literatur häufiger als benigner zystischer Tumor klassifiziert und sollte deutlich von der orthokeratinisierten Form abgegrenzt werden.  

     

    Praxistipp

    Über die geeignete chirurgische Therapieform der Keratozyste besteht weiterhin keine einheitliche Meinung. Als chirurgische Therapiemethoden werden in der Literatur die Marsupialisa-tion, die Enukleation mit Kürettage oder peripherer Ostektomie sowie die Resektion (marginal oder segmental) mit jeweils sehr unterschiedlichen Rezidivraten empfohlen.  

     

    Bornstein et al. empfehlen bei weniger ausgedehnten einkammrigen Zysten die Enukleation mit Kürettage oder peripherer Ostektomie als angemessene Therapiemethode. Bei größeren Keratozysten hat sich auch die Zystenfensterung mit nachfolgender Zystektomie zur Schonung vitaler Strukturen bewährt, wobei vor allem im Oberkiefer und bei ausgedehnten Rezidiven im Ober- und Unterkiefer die Resektion (marginal oder segmental) in bestimmten Fällen unumgänglich ist. Die jährlichen klinischen und radiologischen Nachkontrollen sollten über die oft empfohlenen fünf Jahre nach operativer Zystenentfernung weitergeführt werden, eventuell gar zeitlebens.  

     

    M M Bornstein, A Filippi, H J Altermatt, J T Lambrecht, D Buser: Die odontogene Keratozyste – odontogene Zyste oder benigner Tumor? Schweiz Monatsschr Zahnmed 2005; 115 (2): 111-122