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  • 27.05.2010 | Allgemeine Zahnheilkunde / Parodontologie

    Das Risiko einer Frühgeburt ist abhängig vom PAR-Behandlungserfolg

    von PD Dr. Dr. Christiane Gleissner, Universität Mainz

    Eine im März 2010 auf der Jahrestagung der International Association for Dental Research in Washington D.C. vorgestellte prospektive Studie der Arbeitsgruppe um Marjorie Jeffcoat, Universität von Pennsylvania, hat erstmals das Frühgeburtenrisiko von Schwangeren mit Parodontitis mit dem jeweiligen PAR-Behandlungserfolg verknüpft. Insgesamt wurden 872 Frauen untersucht, bei 160 Frauen wurde eine Parodontalerkrankung diagnostiziert und mit Scaling sowie Wurzelglättung behandelt. Nach der PAR-Behandlung wurde bei einer erneuten parodontalen Untersuchung das Behandlungsergebnis als „erfolgreich“ oder „nicht erfolgreich“ klassifiziert. Bei den parodontalgesunden Frauen kam es in 7,2 Prozent der Fälle zu einer Geburt vor der 35. Schwangerschaftswoche, bei Frauen mit Parodontalerkrankungen dagegen in 23,4 Prozent der Fälle.  

     

    Überraschend deutlich waren die Ergebnisse, wenn nach dem Therapieerfolg differenziert wurde: Bei den Frauen mit erfolgreich behandelter Parodontitis entbanden 45 termingerecht; in 4 Fällen kam es zu einer Frühgeburt. Bei den 111 der insgesamt 160 Frauen, die auf die PAR-Therapie schlecht oder nicht ansprachen, endeten 69 Schwangerschaften mit einer Frühgeburt, nur 42 dieser Schwangeren entbanden termingerecht. Wenn auch die Details dieser Untersuchung noch nicht publiziert sind, zeigen diese Daten doch, dass eine frühzeitige umfassende parodontale Betreuung in der Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt deutlich senken kann. [1]  

    Orale Mikroorganismen in der Gebärmutter

    Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Studie eines Wissenschaftlerteams aus Ohio: Entgegen der gängigen Auffassung, intrauterine Infektionen, die zu Frühgeburten führen (können), seien die Folge aufsteigender Infektionen des unteren Genitaltraktes, entdeckte man hier mit verfeinerten Meßmethoden üblicherweise orale Bakterienarten bei intrauterinen Infektionen.  

     

    Die Autoren gingen im Tierversuch der Hypothese nach, dass intrauterine Infektionen auch durch die hämatogene Translokation oraler Mikroorganismen von der Mundhöhle zur Gebärmutter verursacht werden können. Dazu wurde trächtigen Mäusen eine geringe Menge Speichel oder mit subgingivaler Plaque von Parodontitispatienten versetzte Kochsalzlösung injiziert. 24 Stunden nach der Injektion wurde die Plazenta entnommen und untersucht. Dabei wurden in den Plazenten der mit Speichelbakterien infizierten Mäuse vor allem Mischinfektionen durch Neisseria spp., Streptococcus spp., und Veillonella spp. nachgewiesen. Ähnliche Ergebnisse fanden sich bei den Plazenten der mit subgingivalen Bakterien infizierten Mäuse: hier wurden vor allem Mischinfektionen durch Neisseria spp., Aggregatibacter segnis und Streptococcus spp. nachgewiesen. [2]