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  • 24.10.2008 | Allgemeine Zahnheilkunde

    Parodontitis und Periimplantitis: Das Problem mit dem Biofilm

    von Prof. Dr. med. dent. Ulrich P. Saxer, Leiter Prophylaxe Zentrum, Lehrbeauftragter an der Universität Zürich

    Sowohl parodontale als auch periimplantäre Entzündungsprozesse sind besondere Infektionsformen: Es handelt sich um Infektionen, die durch die Biofilm-Bakterien verursacht werden. Solche Infektionen sind generell schwierig zu therapieren, da sich die Keime in einer extrazellulären Matrix abgekapselt haben und auf einer Unterlage haften.  

     

    Die Bildung von Biofilmen (alle chronischen Wunden – auch das Taschenepithel – sind mit Biofilmen bedeckt) ist in der Mundhöhle in Nischen und in Kompartimenten ab 4 mm subgingival auch bei bester Mundhygiene unvermeidbar. Zusätzlich lagern sich insbesondere auf Implantaten bzw. auf Titanoberflächen vermehrt virulente Keime wie Staphylococcus aureus ab, die weltweit bedrohlich zunehmende Antibiotika-Resistenzen aufweisen (MRSA). Die Übertragung von paropathogenen Bakterien in behandelte Taschen findet bereits 30 Minuten nach einem Eingriff statt. Deshalb müssten bei einer Parodontitis erst alle oralen Biofilme zerstört werden, bevor weitere Maßnahmen eingeleitet werden.  

     

    Wer die Physiologie und Virulenz oraler Biofilme kennt und zudem realisiert, dass marginale Parodontitis ätiologisch vor allem auf einer Insuffizienz der Immunabwehr vor Ort beruht, wird in der Praxis die Erkrankung möglichst ohne Antibiotikaanwendung, sondern unter Zuhilfenahme des Full-Mouth-Desinfektion-Konzepts (FMD) angehen. In Anbetracht dessen, dass sich Bakterien in Zellen oder Dentinkanälchen den Desinfektionsmitteln entziehen können und immer wieder – auch nach FMD – Rezidive eintreten, ist die Frage nach dem Einsatz von Antibiotika berechtigt. Die bekannten Resistenzbildungen sind in die Planung mit einzubeziehen.