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  • 01.08.2006 | Allgemeine Zahnheilkunde

    Gingivale Hyperplasie: Auch an Anabolika-Abusus denken!

    Medikamente können eine – meist reversible – Gingivahyperplasie hervorrufen. Als Auslöser sind vor allem Kalziumkanalblocker (hier vor allem Nifedipin), Cyclosporin und Hydantoin bekannt. Aber auch so genannte Anabolika können zu einem Wachstum der Gingiva führen, darauf weisen türkische Wissenschaftler hin.  

     

    Gerade bei jungen Bodybuildern und Kraftsportlern ist auch die anabolika-induzierte Form der Gingivahyperplasie zu bedenken: Ozcelik et al. untersuchten das Gingivawachstum bei Athleten, die synthetische Derivate des männlichen Sexualhormons Testosteron nahmen – so genannte anabolisch androgene Steroide vulgo Anabolika. Im Vergleich zu „sauberen“ Sportlern zeigten die Athleten eine signifikant vergrößerte Gingiva, während der Grad von Plaque und gingivaler Inflammation in beiden Gruppen ähnlich war [1].  

     

    Da der Gebrauch dieser Dopingmittel ungeachtet gesetzlicher Regelungen auch bei Nicht-Wettkampf-Sportlern um sich greift, sollten Sie bei Auftreten einer Hyperplasie gerade bei jüngeren Patienten auch Anabolika-Abusus in Betracht ziehen. In einer Literaturübersicht vergleichen Mavrogiannis et al. die Therapieoptionen. Sie empfehlen die nicht-chirurgische Vorgehensweise, wenn auch das Skalpell oft die einzige Option bleibt [2].  

     

    Praxistipp

    Die nicht-chirurgische Behandlung basiert vor allem auf Plaquevermeidung. Durch eine gute Mundhygiene lässt sich das Hyperplasierisiko deutlich reduzieren. Die Forscher um Mavrogiannis et al. folgern, dass ein solcher prophylaxebasierter Therapieansatz initial immer sinnvoll sei und insbesondere bei mittelfristiger Medikamentengabe Entzündungen am Zahnfleisch verhindern könne. In schweren Fällen oder bei Dauermedikation bleibt aber die chirurgische Exzision die Therapie der Wahl. Am erfolgreichsten sei die konventionelle Gingivektomie mit dem Skalpell. Elektro- und laserchirurgische Ansätze sind zwar vielversprechend, sind der kostengünstigeren konventionellen Methode jedoch nach wie vor unterlegen.