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  • · Praxisführung

    Digitale Werkzeuge optimieren Praxisorganisation

    Bild: ©geralt - pixabay.com

    | Digitale Tools können die Patientenversorgung und Kommunikation verbessern und/oder erleichtern. Das betrifft u. a. die Anwendung des Intraoralscanners, die Fernkonsultation, die digitale Anamnese sowie die Aufklärung. |

    IOS und Fernkonsultation als Kommunikationstool

    Digitalisierung in der zahnärztlichen Praxis umfasst neben zahnärztlicher Tätigkeit und Röntgen auch die Verwaltung und Patientenkommunikation. Letztere beinhaltet z. B. die digitale Ansprache über Social Media und ein Online-Terminmanagement, die digitale Anamnese und Aufklärung, aber auch die Anwendung der Videosprechstunde oder des Intraoralscanners (IOS) zu Kommunikationszwecken. Der IOS ist nicht nur für den digitalen Workflow zwingende Voraussetzung, sondern erleichtert durch die dreidimensionale Visualisierung der oralen Situation die Patientenkommunikation.

     

    So vergrößert einer aktuellen Studie zufolge die Verwendung einer Intraoralkamera zusätzlich zu einer Standard-Mundhygieneinstruktion das Engagement der Patienten bezüglich ihrer Mundhygiene, was zu einer signifikanten Plaquereduktion und verbesserten Zahnfleischgesundheit im Vergleich zur alleinigen Durchführung einer Standard-Mundhygieneinstruktion führt [1].

     

    Eine andere Umfrage zeigte positive Patientenerfahrungen bezüglich klinischer Fernkonsultationen bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, die sich einer spezialisierten restaurativen Zahnheilkundebehandlung im Rahmen einer Sekundärversorgung unterziehen. Demnach schätzten über 70 % der Studienteilnehmer die klinische Fernkonsultation per Video oder Telefon mit einem Restaurationsberater mehr als eine persönliche Teilnahme. Zu den Vorteilen zählten aus Patientensicht, sich Zeit zu nehmen, um Bedenken und Fragen zu besprechen, sich vor jeder Behandlung mit einem Kliniker vertraut zu machen, Zeit (Reise) zu sparen und Kosten zu senken. Fernkonsultationen sind, so bilanzieren die Autoren, eine praktische Möglichkeit, Fachkommunikation im Rahmen der restaurativen Zahnheilkunde zu unterstützen und als Teil der Patientenversorgung anzubieten [2].

    Anamnese und Aufklärung

    Die Anamnese kann digital erhoben werden ‒ entweder im Wartezimmer per Tablet (was die Praxis dafür an der Rezeption bereithalten könnte) und Smartphone oder, noch besser, von zu Hause aus. Dafür müssen Sie den Anamnesebogen über Ihre Homepage anbieten. Patienten erhalten damit die Möglichkeit, den Bogen daheim in Ruhe auszufüllen und die Aufenthaltsdauer in der Praxis zu verkürzen. Gerade für Patienten, die für ihre anamnestischen Angaben auf den (zusätzlichen) Input ihres persönlichen Umfeldes angewiesen sind, ist das hilfreich. Aber: Wie bei der bisher klassischen Variante (Printbogen in der Praxis vom Patienten auszufüllen), muss auch hier daran gedacht werden, Antworten zu hinterfragen bzw. Zusatzinformationen persönlich abzufragen. So bewertete eine Studie unlängst die Genauigkeit der von Patienten angegebenen Informationen, die eine App zur Anamneseerhebung verwenden, im Vergleich zu den in einem persönlichen Gespräch gesammelten. Sie kam zum Schluss, dass digitale Tools zwar die Chance bieten, die Patientenversorgung zu verbessern. Gleichzeitig sei es aber nicht selbstverständlich, dass „die Anamnese durch digitale Tools der Anamnese entspricht, die in einem Interview erhoben würde“ [3].

    Praxissoftware zur Unterstützung

    Dieses Problem haben auch Anbieter von Anamnese-Softwarelösungen erkannt und bieten z. B. neben der Funktion, dass die zu Hause eingegebenen Daten sicher und vollautomatisch in die Praxissoftware übertragen werden, einen „Anamnese-Radar“ an [4]. Damit werden Auffälligkeiten zur Anamnese unverzüglich angezeigt. Ein weiterer Vorteil von softwaregestützten Lösungen ist etwa, dass fremdsprachige Patienten die Anamnesefragen in ihrer Muttersprache erhalten, die Datenausgabe aber automatisch in Deutsch erfolgt. Die Einverständniserklärung (z. B. zur Datenweitergabe) oder Aufklärung bieten sich zur Optimierung des Workflows ebenfalls als digitale Variante an. Auch hier gibt es verschiedene unterstützende Maßnahmen durch entsprechende Software, wie die Bereitstellung von professionellen Fotos und Videos oder einer zusätzlichen Funktion des Zeichnens, um die eigenen Maßnahmen verständlich darstellen zu können. Gleichzeitig erfolgt dann eine automatische Dokumentation im Hintergrund über das, was der Zahnarzt aufgeklärt hat [5].

     

    • Das Wichtigste in Kürze

    Die Implementierung von Intraoralkamera, Fernkonsultation, digitaler Anamnese und Aufklärung bringt Praxen und Patienten Zeitersparnis und die Vereinfachung von Praxisabläufen. Digitale Anamnese und Aufklärung (per Zeitstempel rechtssicher) erleichtern die Speicherung und Wiederaufrufbarkeit, etwa wenn der Patient bei Überprüfung der Aktualität seiner Daten abzeichnen soll, ob und was sich anamnestisch geändert hat oder auch nicht, und sie helfen, Übertragungsfehler zu vermeiden. Entsprechende Softwarelösungen können die Praxis in der Digitalisierung ihrer Patientenkommunikation unterstützen.

     

    Quellen

    • [1] Holloway J.A., Seong J., Claydon N.CA., Davies M., Hellin N., Khan I., West N.X.: A pilot study to evaluate the impact of digital imaging on the delivery of oral hygiene instruction. J Dent. 2022 Mar; 118:104053. doi.org/10.1016/j.jdent.2022.104053.
    • [3] Albrink K, Joos C, Schröder D, Müller F, Hummers E, Noack EM. Obtaining patients‘ medical history using a digital device prior to consultation in primary care: study protocol for a usability and validity study. BMC Med Inform Decis Mak. 2022 Jul 19;22 (1):189. doi.org/10.1186/s12911-022-01928-0.
    • [5] Antelope Systems: Digitale Anamnese und Patientenaufklärung: AnaBoard®, online unter anaboard.de.
    Quelle: Ausgabe 12 / 2022 | Seite 19 | ID 48675443