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  • · Fachbeitrag · Wirtschaftsforschung

    Stillstand statt Aufschwung ‒ der Mittelstand im Dauerstress

    von Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter Creditreform Wirtschaftsforschung

    | Man muss es so sagen: Deutschland steckt fest. Die Wirtschaft stagniert ‒ und das nicht erst seit gestern. Seit 2021 tritt die Wirtschaftsleistung auf der Stelle und das Bruttoinlandsprodukt liegt nur geringfügig über dem Niveau von 2019. Speziell der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, leidet unter den schwierigen Rahmenbedingungen und ausbleibenden Reformen. Damit Deutschland wieder wettbewerbsfähig wird, sind zahlreiche Impulse nötig, darunter unbedingt Investitionen in eine zeitgemäße Infrastruktur sowie endlich echte Reformen und Bürokratieabbau. |

    1. Wachstumsrückstand Deutschlands ist strukturell bedingt

    3,1 % Wachstum im kommenden Jahr ‒ es geht aufwärts. Leider bezieht sich diese Zahl nicht auf Deutschland. Vor einigen Tagen legte der Internationale Währungsfonds (IWF) die neueste Ausgabe seines halbjährlichen Weltwirtschaftsausblicks vor. Darin korrigiert der IWF seine weltweite Wachstumsprognose für 2026 leicht nach oben, auf eben jene 3,1 %. Deutschland trägt derzeit jedoch nur sehr wenig zum weltweiten Wachstum bei. Für das laufende Jahr prognostizieren die IWF-Fachleute lediglich ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 %, für 2026 eines von 0,9 % (vgl. auch die folgende Grafik). „Unter den großen Industrienationen wird das bisherige Wachstumsschlusslicht Deutschland auch 2026 kaum über die Abstiegsränge hinauskommen“, kommentiert z. B. die „Süddeutsche Zeitung“ (Hulverscheidt, Claus, 14.10.25, IWF dämpft die deutschen Wachstumshoffnungen).

     

    Während die USA um über 12, Frankreich um 5 und Italien um 6 % gewachsen sind, schrumpfte die deutsche Wirtschaft zuletzt sogar. Selbst Nachbarn wie die Niederlande, Dänemark oder die Schweiz konnten ihre Wirtschaftsleistung seit dem Jahr 2000 um bis zu 57 % steigern ‒ Deutschland kam nur auf 29 % (vgl. Grimm, Veronika, Haucap, Justus, Kolev, Stefan, Wieland, Volker: Eine Wachstumsagenda für Deutschland. Gutachten des wissenschaftlichen Beraterkreises für evidenzbasierte Wirtschaftspolitik beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin 27.9.25, www.iww.de/s14716). Der Wachstumsrückstand Deutschlands ist strukturell bedingt. Während die industrielle Wertschöpfung abnimmt, wächst der Dienstleistungssektor insbesondere im öffentlichen Bereich, in dem kaum Produktivitätsfortschritte erzielt werden. Laut Sachverständigenrat hat das Wachstumspotenzial einen historischen Tiefstand erreicht.