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  • · Fachbeitrag · Lebens- und private Krankenversicherung

    Fallende Zinsen belasten Neukunden zugunsten älterer Versicherungsnehmer

    | Niedrige Zinsen am Kapitalmarkt zwingen die deutschen Lebensversicherer dazu, die Gesamtverzinsung auf klassische Lebens- und Rentenversicherungen zu senken. Nach einer Erhebung der Ratingagentur Assekurata wurde die Gesamtverzinsung aufgrund der Kapitalmarktsituation um durchschnittlich 0,3 Prozentpunkte gesenkt. Von 67 untersuchten Unternehmen haben 87 % die Gesamtverzinsung gesenkt. Lediglich 13 % der Unternehmen konnten die Gesamtverzinsung stabil halten. Dies hat enorme Auswirkungen gerade auf Neukunden. |

     

    Die Entwicklung der Gesamtverzinsung des Ertragsanteils zeigt folgende Grafik:

     

     

    1. Lebensversicherungen

    Nach Absenkung der Gesamtverzinsung werfen die Lebensversicherungen in 2013 im Durchschnitt nur noch 3,6 % ab, wobei hier noch deutliche Unterschiede zwischen den finanzstarken und den finanzschwachen Lebensversicherern bestehen. So konnte die Talanx-Gruppe mit Targo Leben noch eine Verzinsung von 4,3 % bieten. Einen besonders starken Rückschritt in der Verzinsung von 4,0 % auf 3,25 % musste die Familienfürsorge-Versicherung verzeichnen. Besonders schlecht schnitten auch einige öffentliche Versicherer (Versicherungskammer Bayern - 3,1 % und die SV-Versicherungen in Baden-Württemberg, Hessen-Nassau und Thüringen - 3,05 %) ab.

    2. Private Krankenversicherungen

    Aber auch die Privaten Krankenversicherungen sind von dieser Problematik betroffen, da diese nach einem ähnlichen Prinzip arbeiten. Trotzdem wirkt sich der Zinsrückgang hier anders aus. Die Versicherten in der PKV (Private Krankenversicherung) zahlen Prämien, die teilweise am Kapitalmarkt angelegt werden. Diese Mittel bilden dann einen Kapitalstock, der dazu dienen soll, älteren Versicherungsnehmern die Versicherungsprämien auf einem erträglichen Niveau zu halten.

     

    2.1 Steigerung der Prämien

    Jahrzehntelang wurden diese Altersrückstellungen einheitlich in der Branche mit 3,5 % verzinst. Nun fällt es aber einigen Anbietern aufgrund des Zinsverfalls schwer, den zugesagten Rechnungszins beizubehalten. Sollte ein Anbieter diesen Satz nicht mehr erreichen und die Verzinsung absenken, müssen im Gegenzug die Prämien steigen. So käme neben den Kostensteigerungen aus dem Gesundheitswesen noch der Effekt aus der schlechteren Verzinsung hinzu.

     

    Bei gleichbleibenden Leistungen führt dies zwangsläufig zu Beitragserhöhungen, die die Anbieter so lange wie möglich verhindern möchten.

     

    Bereits in 2011 haben nach Angaben der Bundesregierung 13 von 48 PKV-Unternehmen den geltenden Rechnungszins von 3,5 % nicht erreicht. Diese Problematik war bereits in 2004 in der Diskussion, als über die Absenkung des Rechnungszinses auf 2,75 % diskutiert wurde. Statt dieser Absenkung wurde das Verfahren des „aktuariellen Unternehmenzinses (AUZ)“ eingeführt. Die BaFin ermittelt dabei jährlich den von einer PKV im übernächsten Jahr erzielbaren Zins. Wird eine Prognose unter 3,5 % abgegeben, so muss diese PKV ihren Kalkulationszins anpassen.

     

    Bei der aktuellen Prognose ergab sich im Rahmen des AUZ-Verfahrens, dass 18 Versicherer das 3,5 %ige Anlageerfolgsziel verfehlen werden. Aufgrund der weiterhin niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt wird sich die Situation in diesem Bereich noch weiter verschlechtern.

     

    2.2 Schlussfolgerungen für die Neukunden

    Vor allem bei Neukunden wird sich die daraus resultierende Beitragserhöhung bemerkbar machen. Nach Angaben der Debeka ergibt sich bereits durch die Absenkung des Rechnungszinses von 3,5 % auf 3 % für einen 
30 Jahre alten Privatversicherten eine Beitragssteigerung zwischen 3,7 % und 7 %. Bisher wurden bereits 7 Versicherungsunternehmen von der BaFin gezwungen, den Rechnungszins neu zu kalkulieren.

    3. Aussicht

    In puncto Lebensversicherungen beginnt bereits ein neues Zeitalter. Die ersten Unternehmen bieten ihren Kunden neue Lebensversicherungen ohne Garantiezins an. Ein klassisches Element der Police - der garantierte Zins in Höhe von derzeit 1,75 % - fällt damit weg.

     

    Fraglich ist, ob Lebensversicherungen dann überhaupt noch Sinn machen. Die versprochenen Vorteile höherer Renditen, die sich durch die Minderung des Risikokapitals ergeben sollen, erscheinen überaus optimistisch.

    Quelle: Ausgabe 09 / 2013 | Seite 211 | ID 42262878

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