Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • Bilanz- und Erfolgsanalyse mit Kennzahlen
    Weitere Kennzahlenbereiche des externen Rechnungswesens
    von StB Dr. Hanno Kirsch, CPA, Meldorf
    Neben den Kennzahlen zur Vermögensstrukturanalyse, der Liquiditäts- und Finanzstrukturanalyse und den Kennzahlen zur Rentabilitätsanalyse sollten weitere Bereiche der Kennzahlen des externen Rechnungswesens, insbesondere die Wertschöpfung, das Insolvenzverhalten, die Umschlagkennziffern und die Kennzahlen zur Ergebnisstruktur bei einer Bilanz - und Erfolgsanalyse mit Kennzahlen nicht außer Acht bleiben.
    1. Kennzahlen zur Wertschöpfung
    1.1 Wertschöpfung
    Die Wertschöpfung bezeichnet den betriebswirtschaftlichen Wertezuwachs, den das Unternehmen über die Vorleistungen hinaus erwirtschaftet. Für die Ermittlung der Wertschöpfung existieren zwei Methoden:
  • Additive Ermittlung:
      Personalaufwand
    + Zinsaufwand
    + Steuern (Ertragsteuern und sonstige Steuern)
    +/- Jahresüberschuss /-fehlbetrag
    = Wertschöpfung
  • Subtraktive Ermittlung:
      Umsatzerlöse
    + sonstige Erträge (einschließlich Zinserträge)
    + aktivierte Eigenleistungen
    +/- Bestandsveränderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen
    - Materialaufwand
    - Abschreibungen
    - sonstige betriebliche Aufwendungen
    = Wertschöpfung
    Beispiel 1
    Gegeben sei folgende Gewinn- und Verlustrechnung:
      Umsatzerlöse 5.157.468
    - Bestandsverminderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen 65.000
    + sonstige betriebliche Erträge 255.000
    - Materialaufwand 1.505.000
    - Personalaufwand 2.200.000
    - Abschreibungen 622.099
    - sonstige betriebliche Aufwendungen 360.000
    - Zinsen und ähnliche Aufwendungen 226.058
    = Ergebnis vor Steuern 434.311
    - Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 169.724
    = Jahresüberschuss 264.587
    Die Wertschöpfung beträgt (ermittelt nach der additiven Methode):
      Jahresüberschuss 264.587 GE
    + Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 169.724 GE
    + Personalaufwand 2.200.000 GE
    + Zinsen und ähnliche Aufwendungen 226.058 GE
    = Wertschöpfung 2.860.369 GE
    Die Wertschöpfung wird häufig als Indikator für die Unternehmensgröße (insbesondere auch bei einem Vergleich von Unternehmen mit unterschiedlicher Branchenzugehörigkeit) herangezogen. Im Gegensatz zum Umsatz - als alternativem Maßstab für die Unternehmensgröße - berücksichtigt die Wertschöpfung das unterschiedliche Maß an Vorleistungen, welches Unternehmen, die in verschiedenen Branchen tätig sind, in Anspruch nehmen.
    1.2 Wertschöpfungsquote
    Die Kennzahl Wertschöpfungsquote ermittelt sich als Quotient aus Wertschöpfung und der Gesamtleistung. Die Gesamtleistung setzt sich aus den Umsatzerlösen, Bestandsveränderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen, sonstigen betrieblichen Erträgen, Zins- und Finanzerträgen sowie Erträgen aus aktivierten Eigenleistungen zusammen.
      Wertschöpfung  
    Wertschöpfungsquote (in %) = ---------------------------- x 100
      Gesamtleistung  
    Beispiel 2
    Gegeben sei die Gewinn- und Verlustrechnung aus Beispiel 1.
    Die Gesamtleistung errechnet sich zu 5.347.468 GE (Umsatzerlöse 5.157.468 GE, Bestandsverminderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen 65.000 GE, sonstige betriebliche Erträge 255.000 GE).
    Die Wertschöpfungsquote beträgt damit 53,49% (= 2.860.369 GE/5.347.468 GE).
    Die Wertschöpfungsquote lässt einen Rückschluss auf die Betriebstiefe eines Unternehmens zu. Eine hohe Wertschöpfungsquote bedeutet, dass das Unternehmen vorgelagerte Produktionsstufen bzw. -schritte selbst durchführt; dagegen steht eine niedrige Wertschöpfungsquote für einen hohen Anteil an ausgegliederten Vorstufen der Produktion. Eine hohe Wertschöpfungsquote indiziert weiterhin eine gewisse Selbstständigkeit von den Vorstufen in der Wertschöpfungskette, während eine geringe Wertschöpfungsquote eine hohe Abhängigkeit bedeutet. Allerdings eröffnet eine niedrige Wertschöpfungsquote bei Spezialisierung eines Unternehmens auf sein Kerngeschäft die Chance der Konzentration auf profitable(re) Geschäftssegmente innerhalb des Wertschöpfungsprozesses.
    Die Wertschöpfungsquote ist insbesondere im Zeitvergleich aussagefähig, um zu erkennen, wie sich die Betriebstiefe im Zeitverlauf (Grad der vertikalen Integration) entwickelt hat.
    1.3 Wertschöpfung je Mitarbeiter
      Wertschöpfung
    Wertschöpfung je Mitarbeiter = ---------------------------------------------------------
      durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter
    Die Kennzahl Wertschöpfung je Mitarbeiter ist ein Indikator für die durchschnittliche Arbeitsproduktivität der Mitarbeiter. Im Gegensatz zur häufig verwendeten Umsatzproduktivität je Mitarbeiter werden Effekte, die sich aus einem unterschiedlichen Grad an Vorleistungen ergeben, in der Kennzahl Wertschöpfung je Mitarbeiter eliminiert.
    2. Kennzahlen zum Investitionsverhalten
    2.1 Nettoinvestition und Investitionsdeckung
    Nettoinvestition = Investitionen in das Sachanlagevermögen - planmäßige Abschreibungen
    auf das Sachanlagevermögen
    Die Nettoinvestition gibt an, wie sich das Sachanlagevermögen durch Investitionen in einer Periode absolut verändert hat. Ein positiver Wert für die Nettoinvestition signalisiert, dass die Produktionssubstanz durch Investitionen in der betrachteten Periode ausgeweitet wurde. Entsprechend zeigt ein negativer Wert für die Nettoinvestitionen eine Schrumpfung der Produktionssubstanz an. Die Kennzahl ist umso aussagefähiger, je stärker die planmäßigen Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen dem tatsächlichen Nutzungsverlauf entsprechen.
    Die Kennzahl ist nach der hier gewählten Abgrenzung ausschließlich auf das Wachstum beim Sachanlagevermögen ausgerichtet. Sofern sämtliche immateriellen Vermögenswerte planmäßig abgeschrieben werden, kann die Kennzahl auch um die Investitionen und die planmäßigen Abschreibungen auf das immaterielle Vermögen erweitert werden. (Die US-amerikanischen Bilanzierungsvorschriften und künftig auch die internationalen Bilanzierungsvorschriften sehen hingegen keine planmäßigen Abschreibungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte sowie immaterielle Vermögenswerte mit unbegrenzter Nutzungsdauer vor).
    Die Kennzahl Investitionsdeckung verwendet ebenfalls die beiden Ausgangsgrößen Investitionen in das Sachanlagevermögen und die planmäßigen Abschreibungen auf das Anlagevermögen.
    Diese Kennzahl gibt an, welchen Anteil die planmäßigen Abschreibungen an den Investitionen einer Berichtsperiode (z.B. eines Geschäftsjahres) haben. Sofern die Umsatzerlöse eine Deckung der Abschreibungen einschließen, gibt die Investitionsdeckung an, inwieweit die erwirtschafteten Abschreibungsgegenwerte beitragen, die Investitionen einer Periode zu finanzieren.
    2.2 Wachstumsrate
    Beispiel 3
    Gegeben sei folgender Ausschnitt aus dem Anlagespiegel:
      Bruttoentwicklung des Sachanlagevermögens  
      Bestand 1.1.01 15.300.000
    + Zugänge 2.200.000
    - Abgänge 1.800.000
    = Bestand 31.12.01 15.700.000
    kumulierte Abschreibungsentwicklung des Sachanlagevermögens
      Bestand 1.1.01 7.000.000
    + Zugänge 1.600.000
    - Abgänge 1.700.000
    - Zuschreibungen 100.000
    = Bestand 31.12.01 6.800.000
    In den Zugängen zu den kumulierten Abschreibungen sind laut Anhangangaben außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 250.000 GE enthalten.
    Wachstumsrate (in %) in Periode 01 = 5,56 %
    Die Wachstumsrate - auch als Investitionsüberschuss bezeichnet - gibt an, ob sich das Sachanlagevermögen durch Investitionen in einer Periode, welche über die planmäßigen Abschreibungen hinausgehen, prozentual verändert hat.
    Ein positiver Wert für die Nettoinvestitionen, die sich als Differenz aus den Investitionen (Zugänge) in das Sachanlagevermögen und den planmäßigen Abschreibungen errechnen, gibt an, dass die Produktionssubstanz durch Investitionen in der betrachteten Periode ausgeweitet wurde. Entsprechend zeigt ein negativer Wert für die Nettoinvestitionen eine Schrumpfung an. Durch die Division der Nettoinvestitionen durch das Brutto-Sachanlagevermögen zu Beginn der Periode erfolgt eine Normierung der absoluten Veränderung des Sachanlagevermögens auf die zu Beginn der Periode vorhandene Produktionssubstanz. Wie die Kennzahlen Nettoinvestitionen und Investitionsdeckung ist diese Kennzahl umso aussagefähiger, je eher die planmäßigen Abschreibungen dem Nutzungsverlauf der Sachanlagen entsprechen.
    2.3 Anlagenabnutzungsgrad
    Der Anlagenabnutzungsgrad gibt an, zu wie viel Prozent die im Unternehmen eingesetzten Sachanlagen planmäßig abgeschrieben sind. Sofern die planmäßigen Abschreibungen näherungsweise den planmäßigen Nutzungsverlauf widerspiegeln, ist die Kennzahl Anlagenabnutzungsgrad, die sich als kumulierte Abschreibungsquote des Sachanlagever-
    mögens errechnet, ein Indikator für das Alter bzw. die Abnutzung der Sachanlagen.
    Der Anlagenabnutzungsgrad ist sinnvollerweise zu den einzelnen Bilanzstichtagen (Zeitvergleich) zu ermitteln sowie zu einem bestimmten Stichtag mit den Anlagenabnutzungsgraden von Konkurrenten (Betriebsvergleich) zu vergleichen. Ein hoher Anlagenabnutzungsgrad deutet weiterhin ein entsprechend hohes Reinvestitionspotenzial an, während ein niedriger Anlagenabnutzungsgrad Indikator für eine neue wettbewerbsfähige Anlagenstruktur bildet.
    Die Aussagekraft der Kennzahl Anlagenabnutzungsgrad wird gemindert, wenn das Unternehmen Abschreibungsverfahren einsetzt, welche nicht den tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechen. Falls das Unternehmen schneller abschreibt als es den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht, dann steht ein hoher Wert bei der Kennzahl Anlagenabnutzungsgrad auch für ein hohes Potenzial an stillen Reserven, welches dieses Unternehmen besitzt. Dieses Potenzial an stillen Reserven ist jedoch für einen externen Analysten aus den Pflichtangaben im Regelfall nicht ableitbar.
    Beispiel 4
    Ein Unternehmen besitzt ein Brutto-Sachanlagevermögen zum Bilanzstichtag 31.12.04 von 4.000.000 GE. Dieses setzt sich aus Zugängen in Höhe von je 1 Mio. GE während der letzten 4 Jahre zusammen. Die Investitionen in das Sachanlagevermögen fanden stets zu Beginn des Kalenderjahres statt.
    a)Das Unternehmen schreibt entsprechend dem tatsächlichen Nutzenverlauf diesen Anlagenbestand linear über 10 Jahre ab.
    b)Das Unternehmen schreibt den Anlagenbestand nach der geometrisch-degressiven Abschreibungsmethode (Degressionssatz = 20% p.a.) ab, obwohl die lineare Abschreibungsmethode den tatsächlichen Nutzungsverlauf am besten wiedergibt.
    Investition zu Beginn Brutto-AK/HK Kumulierte Abschreibungen
        lineare Methode geometrisch-degressive Methode
    Jahr 1 1.000.000 400.000 590.400
    Jahr 2 1.000.000 300.000 488.000
    Jahr 3 1.000.000 200.000 360.000
    Jahr 4 1.000.000 100.000 200.000
    Summe 4.000.000 1.000.000 1.638.400
    Im Fall a) beträgt der Abnutzungsgrad 25%, im Fall b) 40,96%. Da in beiden Fällen der tatsächliche Nutzungsverlauf einem linearen Verlauf folgt, ist der Unterschied zwischen dem Abnutzungsgrad in Fall a) und im Fall b) ausschließlich auf stille Reserven, bedingt durch die geometrisch-degressive Abschreibungsmethode, zurückzuführen.
    3. Kennzahlen zur Umschlagsgeschwindigkeit
    3.1 Kapitalumschlag
      Umsatzerlöse
    Kapitalumschlag = ----------------------------------------------------
      durchschnittliches Gesamtkapital
    Die Kennzahl Kapitalumschlag gibt an, wie häufig in einer Berichtsperiode (im Regelfall in einem Wirtschaftsjahr) das Gesamtkapital über den Umsatz umgeschlagen wird. Ein hoher Kapitalumschlag bedeutet ein niedrigeres Liquiditätsrisiko als ein geringer Kapitalumschlag. Die Kennzahl kann auch als Produktivitätskennzahl des eingesetzten Kapitals interpretiert werden. Danach ist das durchschnittliche Gesamtkapital einer Periode der Einsatzfaktor und der Umsatzerlös der Output. Die Kennzahl hat weiterhin Bedeutung im DuPont-Kennzahlensystem. Dort wird die Spitzenkennzahl Gesamtkapitalrentabilität bzw. Return on investment zerlegt in die zwei (multiplikativ verknüpften) Kennzahlen Umsatzrentabilität und Kapitalumschlag. Die Gesamtkapitalrentabilität kann entweder durch eine Erhöhung der Umsatzrentabilität und/oder durch eine Steigerung des Kapitalumschlags erreicht werden.
    3.2 Außenstandsdauer der Forderungen aus LuL
    Die Außenstandsdauer der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sagt aus, wie viel Tage die Kunden des Unternehmens durchschnittlich benötigen, um ihre Rechnungen zu begleichen. Damit gibt diese Kennzahl das von den Kunden effektiv in Anspruch genommene Zahlungsziel an. Je kürzer die Außenstandsdauer der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen ist, umso besser ist die Liquidität und um so geringer sind die Risiken, die mit dem Außenstand der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen zusammenhängen (z.B. Verschlechterung der Bonität des Schuldners, Währungsrisiken bei Forderungen in ausländischer Währung). Eine niedrige Außenstandsdauer bedeutet ebenfalls eine günstige Kostenstruktur, da entsprechend nur eine kurze Zeit vom Verkaufsakt bis zum Geldeingang durch den Kunden zu überbrücken, d.h. zu finanzieren, ist. Die mittels oben genannter Formel errechnete Außenstandsdauer der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen überschätzt die tatsächliche Außenstandsdauer, da die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen die Umsatzsteuer enthalten, nicht jedoch die Umsatzerlöse.
    3.3 Umschlagsdauer der Vorräte
    Durchschnittlicher Verbleib des Vorratsbestandes im Lager
    Die Umschlagsdauer der Vorräte gibt an, wie viel Tage der Vorratsbestand eines Unternehmens durchschnittlich im Lager verbleibt, bevor er durch den Absatzprozess zu Umsatz wird. Sofern das Unternehmen nicht das Umsatzkostenverfahren in der GuV anwendet, können hilfsweise statt der Herstellungskosten der abgesetzten Erzeugnisse die Umsatzerlöse verwendet werden. Je niedriger die Umschlagsdauer der Vorräte ist, umso geringer sind der Kapitalbedarf zur zeitlichen Überbrückung der Lagerungsfunktion und umso geringer sind Absatzrisiken, beispielsweise durch ein nicht marktgerechtes Sortiment. Die Kennzahl Umschlagsdauer der Vorräte ist daher insbesondere bei Handelsunternehmen ein wichtiger Indikator für die Marktgängigkeit des Sortiments.
    3.4 Kreditorenlaufzeit
    Die Kennzahl Kreditorenlaufzeit gibt an, wie viel Tage das Unternehmen Kredit bei seinen Lieferanten in Anspruch nimmt. Ein hoher Kennzahlenwert deutet entweder auf Zahlungsprobleme des beschaffenden Unternehmens, die Ausschöpfung von Lieferantenkrediten und gegebenenfalls die Nichtinanspruchnahme von Skonti hin. Die mit dieser Formel errechnete Kreditorenlaufzeit gibt im Regelfall eine höhere als die tatsächliche Kreditorenlaufzeit an. Zum einen schließen die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen auch Verbindlichkeiten ein, die im sonstigen betrieblichen Aufwand erfasst werden, zum anderen enthalten die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen - im Gegensatz zum Materialaufwand - auch die Umsatzsteuer.
    4. Kennzahlen zur Ergebnisstruktur
    4.1 Rohergebnisanteil am Umsatz
    Der Rohergebnisanteil am Umsatz gibt an, wie hoch das erzielte Rohergebnis im Verhältnis zum Umsatz ist, aus dem die Personalaufwendungen, Abschreibungen, Zinsen, sonstige betriebliche Aufwendungen und Steuern gedeckt und ein Gewinn erwirtschaftet wird. Das Rohergebnis setzt sich aus den Umsatzerlösen, den Bestandsveränderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen, den anderen aktivierten Eigenleistungen sowie den sonstigen betrieblichen Erträgen abzüglich des Materialaufwands zusammen. Diese Kennzahl hat insbesondere im Handel Bedeutung, da bei diesen Unternehmen der Wareneinsatz zumeist die bedeutendste Kostenposition bildet (Handelsspanne).
    4.2 Materialaufwandsquote
    Die Materialaufwandsquote gibt an, wie hoch der prozentuale Anteil des Materialaufwands am Umsatz ist. Damit zeigt diese Quote an, wie stark ein Unternehmen materialabhängig ist. Mit zunehmender Materialaufwandsquote steigt die Abhängigkeit von Lieferanten sowie die Abhängigkeit von den Einstandspreisen auf den Beschaffungsmärkten. Gleichzeitig nimmt mit steigender Materialaufwandsquote das Beschäftigungsrisiko ab, welches insbesondere bei einem hohen Fixkostenanteil auftritt. Ebenso wie der Rohergebnisanteil am Umsatz hat die Materialaufwandsquote traditionell wegen der relativen Höhe des Handelswareneinsatzes eine große Bedeutung bei Handelsunternehmen.
    4.3 Personalaufwandsquote
    Die Personalaufwandsquote gibt an, wie hoch der prozentuale Anteil des Personalaufwands am Umsatz ist. Damit zeigt diese Quote an, wie stark ein Unternehmen von Personalkosten abhängig ist. Mit zunehmender Personalaufwandsquote steigt bei Beschäftigungsschwankungen (Unterbeschäftigung) das Risiko, die - im Wesentlichen fixen - Personalaufwendungen nicht schnell genug reduzieren zu können. Eine hohe Personalaufwandsquote steht zugleich aber auch für eine geringe Abhängigkeit von Lieferanten und den Preisentwicklungen auf den Märkten für Vorleistungen. Da die Personalaufwandsquote in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich ausfallen kann, ist insbesondere ein Betriebsvergleich der Personalaufwandsquote zwischen den direkten Konkurrenten einer Branche aufschlussreich.
    4.4 Zinsdeckungsquote
    Die Zinsdeckungsquote bestimmt den Anteil des Betriebsergebnisses, der durch Zinsaufwendungen belastet ist. Je höher die Zinsdeckungsquote ist, umso größer ist die Gefahr eines Jahresfehlbetrags bei rückläufigem Betriebsergebnis und/oder steigenden Zinsen. Dagegen steht eine niedrige Zinsdeckungsquote für eine größere finanzielle Stabilität bzw. ein geringeres Risiko des Unternehmens gegenüber Zinserhöhungen.
    4.5 Steuerquote
    Die Ertragsteuerquote gibt an, wie hoch die prozentuale Ertragsteuerbelastung ist, die auf dem Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit lastet. Die Ertragsteuerquote ist insbesondere dann aussagekräftig, wenn das Unternehmen nach IAS/IFRS oder US-GAAP bilanziert, da bei diesen Bilanzierungsnormen auch zeitverschobene Steuerbelastungen bzw. -entlastungen (temporäre Differenzen) in vollem Umfang in die Ertragsteuern aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit eingehen. Falls die Konkurrenten derselben Steuerhoheit (z.B. ausschließlich inländische Unternehmen und vergleichbare Hebesätze) unterliegen und die in den Vergleich einbezogenen Unternehmen nach IAS/IFRS oder US-GAAP bilanzieren, erlaubt die Ertragsteuerquote darüber hinaus Hinweise auf die Qualität der Steuer- bzw. Bilanzierungsabteilung des jeweiligen Unternehmens. Je niedriger die Ertragsteuerquote ist, um in der BM 03, 281 so effektiver ist die Steuer- bzw. Bilanzierungsabteilung des jeweiligen Unternehmens. In diesem Fall ist es der Steuer- bzw. Bilanzierungsabteilung gelungen, eine möglichst geringe Steuerbelastung auf ein bestimmtes handelsrechtliches Ergebnis, ermittelt nach einem einheitlichen Bilanzierungsmaßstab, zu realisieren. Die Ertragsteuerquote wird regelmäßig nur auf die Ertragsteuern aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit bezogen, um verzerrende Einflüsse, die durch außerordentliche Ergebnisbeiträge oder ungewöhnliche Effekte, insbesondere Schließung, verursacht sind, aus dieser Kennzahl zu eliminieren. (In vielen Fällen unterliegen diese unregelmäßig auftretenden Ergebniskomponenten einem zumeist niedrigeren Steuersatz als dem allgemein gültigen Ertragsteuersatz).
    5. Fazit
    Allen Kennzahlen gemein ist, dass nie eine einzelne Kennzahl isoliert, sondern nur im Zusammenhang mit weiteren Kennzahlen analysiert werden sollte. Bei Kennzahlen handelt es sich lediglich um quantitative Werte. Qualitative Aspekte werden nicht mit einbezogen. Für eine Bilanz- und Erfolgsanalyse sind Kennzahlen jedoch unumgänglich, da sie betriebliche Sachverhalte in verdichteter Form abbilden.
    Quelle: Betriebswirtschaftliche Mandantenbetreuung - Ausgabe 07/2004, Seite 179
    Quelle: Ausgabe 07 / 2004 | Seite 179 | ID 109538

    Karrierechancen

    Zu TaxTalents