Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • · Fachbeitrag · Fiktive Abrechnung

    Stundenverrechnungssätze einer Referenzwerkstatt bei fiktiver Abrechnung

    | Für Schadengutachter ist die fiktive Abrechnung das tägliche Brot. In den Autohäusern wird sie relevant, wenn der Geschädigte ein unfallbeschädigtes Fahrzeug unrepariert in Zahlung gibt. Versicherer lieben die fiktive Abrechnung, weil es sich da ‒ neben den ohnehin nicht geschuldeten 19 Prozentpunkten Mehrwertsteuer ‒ viel leichter kürzen lässt. Und so ist ein ewiger Streitpunkt der anzusetzende Stundenverrechnungssatz. Dazu fragt uns ein Schadengutachter: |

     

    Frage: Bei älteren nicht scheckheftgepflegten Fahrzeugen haben wir bisher die durchschnittlichen Stundenverrechnungsätze aus der Region herangezogen. Das aber hat der BGH im Herbst 2018 verworfen. Deshalb planen wir für die Zukunft: Wir werden eine Referenzwerkstatt in der Umgebung des Geschädigten ermitteln und deren Stundenlöhne, ET-Aufschläge und ggf. Verbringungskosten im Gutachten ansetzen. Nach unserem Wissensstand hat der BGH nur vorgegeben, dass eine Referenzwerkstatt benannt werden kann, jedoch nicht vorgegeben von wem und welche. Wir werden bewusst nicht die billigsten und auch nicht die teuersten Werkstätten auswählen, sondern wirtschaftlich neutral eine der für den Geschädigten örtlich nächsten Freien Werkstätten. Sicherlich werden wir viel Gegenwind haben und wahrscheinlich auch haarsträubende Argumente zur Ablehnung „unserer“ Referenzwerkstatt. Allerdings können wir uns nicht vorstellen, dass die von uns benannte Referenzwerkstatt schlechter sein soll als die der Versicherungen, allenfalls teurer, da dann ein übliches Preisniveau berechnet wird. Werden unsere Kunden damit vor Gericht Erfolg haben?

     

    Antwort: Wir fürchten, spätestens beim BGH geht das schief. Und das aus demselben Grund, den wir schon zur Entscheidung des OLG München vorgetragen haben, wonach vom Schadengutachter benannte Durchschnittswerte eine Sperre für einen Verweis „darunter“ sein sollten ( OLG München, Urteil vom 13.09.2013, Az. 10 U 859/13, Abruf-Nr. 133874 ).