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  • · Fachbeitrag · Medscape-Gehaltsreport

    Einkommen von Klinikärzten im Schnitt 40.000 Euro niedriger als von Niedergelassenen

    von Alexandra Buba M. A., Wirtschaftsjournalistin, Fuchsmühl

    | Ärzte verdienten im Jahr 2016 im Durchschnitt rund 125.000 Euro brutto. Die höchsten Gehälter erzielten dabei in Vollzeit tätige Generalisten mit etwa 152.000 Euro jährlichem Salär. Damit liegt ihr Einkommen in der aktuellen Medscape-Umfrage deutlich über dem der Spezialisten, die angaben, nur 122.000 Euro zu verdienen. Insgesamt hält sich gut die Hälfte aller Ärztinnen und Ärzte für nicht fair bezahlt. |

    Große Unterschiede zwischen Krankenhaus und Praxis

    Der alljährliche Medscape-Gehaltsreport, an dem sich 640 deutsche Mediziner beteiligt haben, offenbart große Einkommensunterschiede zwischen Klinikärzten und niedergelassenen Medizinern. So kommen die angestellten Krankenhausärzte im Schnitt auf ein um 40.000 Euro geringeres Jahresgehalt. Als Ursache dafür macht der Report die Tatsache aus, dass Krankenhausärzte häufig jünger seien als niedergelassene Kollegen. Das erkläre auch die Tatsache, dass Fachärzte laut diesjährigem Gehaltsreport ebenfalls deutlich schlechter verdienen als Hausärzte. Ebenfalls ein großes Einkommensgefälle besteht weiterhin zwischen den Geschlechtern: So liegt das Salär von Frauen rund ein Viertel unter dem der Männer.

    Knapp 10.000 Euro außerhalb der Patientenversorgung

    Diese Zahlen beziehen sich ausschließlich auf die Einkünfte aus der Versorgung von Patienten. Daneben verdienen Ärztinnen und Ärzte etwa durch Vortragshonorare, Gutachten oder Produktverkäufe rund 9.700 Euro pro Jahr ‒ auch hier die Männer mit 9.800 Euro deutlich mehr als die Frauen (6.600 Euro). Allerdings haben letztere häufiger ein zusätzliches Einkommen: Zwei Drittel der Ärztinnen beziehen Einkünfte jenseits der Patientenversorgung, bei den Männern ist es nur knapp die Hälfte.

     

    International verglichen nehmen sich die Gehälter der deutschen Ärzteschaft vergleichsweise bescheiden aus. So verdienen US-amerikanische Mediziner durchschnittlich annähernd doppelt so viel (250.000 Euro). Rein auf Europa bezogen stellt sich die Situation freilich wieder anders dar: So kommen britische Ärzte etwa auf dieselben Einkünfte wie die Deutschen, spanische Ärzte verdienen dagegen nur 52.000 Euro pro Jahr.

    200.000 Euro Vermögen

    Im Hinblick auf das Vermögen lässt sich feststellen, dass Ärztinnen und Ärzte nicht reicher oder ärmer sind als der Durchschnittsdeutsche. So beläuft sich ihr Vermögen aus Bankguthaben, Immobilien oder Aktien laut Umfrage im Schnitt auf weniger als 200.000 Euro. Im internationalen Vergleich liegen sie damit im Mittelfeld: So geben etwa französische Ärzte mehrheitlich an, Rücklagen in der Größenordnung von 200.000 bis zu einer Million Euro in der Hinterhand zu haben; in Spanien dagegen verfügen zwei Drittel über weniger als 200.000 Euro.

     

    Für die Unterschiede zwischen Geschlechtern und Fachrichtungen gelten beim Vermögen dieselben Gesetzmäßigkeiten wie beim Einkommen. So verfügen Männer über mehr Mittel als Frauen, ältere Ärztinnen und Ärzte über mehr finanzielle Sicherheiten als jüngere. Klinikärzte stehen ‒ ebenso wie beim Einkommen ‒ hinter den Niedergelassenen zurück.

    Gehaltssteigerungen vor allem in der Klinik

    Dafür sind es die Klinikärzte, die am häufigsten und am stärksten von einer Gehaltserhöhung im Jahr 2016 profitierten. Jeder dritte von ihnen verdiente bis zu zehn Prozent mehr als im Vorjahr, acht Prozent konnten sich über eine Steigerung ihrer Einkünfte freuen, die sogar noch darüber lag. Allerdings blieb bei der Hälfte der Ärzte das Einkommen gleich, jeder sechste erhält gar weniger als im Jahr zuvor. Dies betraf Ärzte in Praxen doppelt so häufig wie solche im Krankenhaus. Insgesamt verzeichnete gut ein Drittel aller Ärztinnen und Ärzte einen Einkommenszuwachs.

     

    Im internationalen Vergleich lässt sich die wirtschaftliche Entwicklung am ehesten mit den USA vergleichen, in Spanien (15 Prozent) und Frankreich (18 Prozent) hingegen stiegen die Einkünfte nur seltener an als in Deutschland.

     

    Mehrheit fühlt sich nicht fair bezahlt

    Unzufrieden sind die deutschen Ärztinnen und Ärzte dennoch, denn auf die Frage, ob sie sich fair bezahlt fühlten, antwortete eine Mehrheit mit „nein“. Sechs von zehn Medizinern sehen ihre Leistung nicht angemessen honoriert. Dabei wünscht sich knapp die Hälfte der Unzufriedenen eine Gehaltssteigerung um 25 Prozent. Jeder dritte möchte sein Einkommen um die Hälfte erhöht sehen. Jeder zehnte Arzt würde gern das Doppelte von dem verdienen, was er aktuell bekommt.

     

    Dieses Phänomen lässt sich auch auf europäischer Ebene beobachten ‒ in manchen Ländern sind die Ärztinnen und Ärzte noch deutlich unzufriedener als in Deutschland. So finden 81 Prozent der spanischen Mediziner und 75 Prozent der französischen ihre Bezahlung nicht gerecht.

     

    Geld für Immobilien und Ausbildung

    Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Salär liegt aber nicht unbedingt daran, dass Ärzte besonders verschwenderisch mit ihren Mitteln umgingen, im Gegenteil. 57 Prozent gaben in der Umfrage an, ihren Verhältnissen entsprechend zu leben, über ein Drittel schätzte sich gar als sparsam ein, nur 5 Prozent meinen, dass sie über ihre Verhältnisse leben:

     

    • Das meiste Geld fließt dabei ins Eigenheim. Insgesamt gaben 40 Prozent der Befragten an, eine Hypothek für den Erstwohnsitz zu bestreiten; bei der Altersgruppe der über 50-Jährigen tun dies gar 50 Prozent.
    • Ebenfalls ein großer Ausgabenblock sind für die Älteren Studiengebühren für die eigenen Kinder. Die Jüngeren müssen vor allem selbst Studiendarlehen abbezahlen.
    • In allen Altersgruppen ist zudem das Auto ein wichtiger Posten.

     

    Weiterführender Hinweis

    Quelle: Ausgabe 08 / 2018 | Seite 13 | ID 45323867