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  • · Fachbeitrag · Level Up Klinikführung Episode 10

    Transkript: Der unterschätzte Hebel ‒ Netzwerken als Innovations-Turbo für Chefärztinnen und Chefärzte

    In dieser Episode unseres Podcasts „Level Up Klinikführung“ spricht Moderator und Gastgeber Dr. Benedict Carstensen mit Dr. Tobias Krick ‒ promovierter Gesundheitswissenschaftler und Host vom Podcast „Healthcare out of the box“. Im folgenden lesen Sie das vollständige Transkript der Episode.

     

    Das Wichtigste in Kürze

    In dieser Episode diskutieren Dr. Benedict Carstensen und Dr. Tobias Krick, promovierter Gesundheitswissenschaftler und Host vom Podcast „Healthcare out of the Box“, warum Netzwerken der oft unterschätzte Schlüssel für Innovation im Krankenhaus ist. Krick, der in kurzer Zeit ein großes, systemübergreifendes Netzwerk aufgebaut hat, argumentiert: Allein lässt sich im Gesundheitswesen kaum etwas verändern; Innovation braucht Beziehungen. Ein starkes Netzwerk schafft erstens einen Wissensvorsprung jenseits der eigenen Bubble, zweitens Zugang zu echten Umsetzungserfahrungen, und drittens Inspiration für Out-of-the-Box-Denken. Gerade Leitungen, die im klinischen Alltag maximal gebunden sind, profitieren davon, weil das Netzwerk Orientierung, Vergleichbarkeit und konkrete Anknüpfungspunkte liefert.

     

    Für Chefärztinnen und Chefärzte mit wenig Zeit empfiehlt Krick, mit Klarheit zu starten: Wen möchte ich im Netzwerk ‒ und wofür? Kongresse bieten dichte Kontaktgelegenheiten, erfordern aber Vorbereitung; ohne Plan ist man schnell „lost“. Der schnellste Hebel liegt online ‒ vor allem auf LinkedIn: mit einem klaren Profil (Wofür stehe ich?), sichtbarer Offenheit („gern ansprechen/vernetzen“) und kurzen, authentischen Updates aus dem Alltag. Schon zehn Minuten reichen, um Sichtbarkeit, Relevanz und neue Kontakte aufzubauen. Ein zentraler Grundsatz: Netzwerken heißt zuerst geben. Wer aktiv Hinweise, Erfahrungen und Kontakte teilt, darf auch gezielt um Hilfe bitten ‒ etwa um Einschätzungen, Erfahrungen oder warm introductions. So entstehen belastbare Beziehungen statt oberflächlicher Kontaktlisten.

     

    Wie bleibt man systematisch innovationsfähig? Es gibt keine „eierlegende Wollmilchsau“, die alle Lösungen abbildet. Sinnvoll ist daher ein mehrgleisiger Ansatz: kuratierte Newsletter (z. B. KMA), zielgerichtete Podcasts wie „Healthcare out of the Box“, Fachmedien und das Folgen der „richtigen“ Personen auf LinkedIn, die verlässlich Innovationen kuratieren. Kliniken sollten ‒ idealerweise ‒ Rollen oder Zeitkontingente schaffen, die ärztliche Perspektive gezielt in die Innovationsbeobachtung einbinden, statt dies nebenbei zu erwarten. Zur Erwartungssteuerung gehört auch: Große Player liefern oft nur inkrementelle Verbesserungen; echte Sprünge kommen häufig von kleineren Unternehmen oder in Kooperationen. Monolithische Strukturen, etwa fehlende Interoperabilität, bremsen Disruption ‒ man sollte sie daher nicht automatisch aus dem eigenen Netzwerk als Innovationsmotor erwarten.

    Introvertiert und keine Zeit? Auch dann ist Netzwerken möglich ‒ online oft leichter als auf Präsenzveranstaltungen. Sichtbarkeit erzeugt einen „Magneteffekt“: Wer Inhalte teilt, wird auf Messen eher angesprochen und muss weniger „kalt“ auf andere zugehen. Vor Ort hilft eine einfache Regel: Geben heißt Interesse zeigen. Fragen wie „Was führt Sie hierher?“ öffnen Gespräche, ohne aufdringlich zu wirken. Out of the Box-Denken versteht Krick als eigenes, aber verwandtes Thema: Es setzt voraus, dass man es kann und will. Viele könnten, wollen aber aus Gewohnheit, Bequemlichkeit oder Angst vor Unsicherheit nicht. Hilfreiche Methoden sind Perspektivwechsel (Problem aus Sicht von Pflege, Service, Patientin denken) und die „Verschlechterungsfrage“ („Wie würde ich es schlimmer machen?“), um Verbesserungspfade sichtbar zu machen.

     

    Abschließend plädiert Krick für eine bewusste Gegensteuerung zum aktuell dominierenden Krisennarrativ im Gesundheitswesen. Positives, lösungsorientiertes Kommunizieren in Teams stärkt Handlungsfähigkeit und Zusammenarbeit ‒ ohne Missstände zu romantisieren. Der Appell: Machen Sie Innovation zum Thema Ihres Netzwerks, on- und offline. Teilen Sie Probleme und Lösungen, lernen Sie aus den Erfahrungen anderer, testen Sie gemeinsam ‒ und nutzen Sie die Kraft gut gepflegter Beziehungen, um aus Ideen wirksame Veränderungen im Klinikalltag zu machen.

     

    Dr. Benedict Carstensen: Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich, dass Sie heute wieder mit dabei sind! Viele von Ihnen würden gern mehr Innovation in Ihren Abteilungen umsetzen. Manchmal liegt es daran, dass Sie für bestehende Probleme einfach keine konkreten Innovationen kennen. Oder manchmal ist das Problem auch, dass es so viele Innovationen gibt, dass man gar nicht weiß, welche jetzt die passende für Sie in Ihrer Abteilung ist. Mit meinem heutigen Gast möchte ich über einen ganz wichtigen Erfolgsfaktor für Innovation sprechen, den viele unterschätzen. Und zwar das Netzwerken. Oder noch besser gesagt, das „gut vernetzt sein“.