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  • 01.03.2003 | Krankenhausfinanzierung

    Weshalb Sie als Chefarzt klinische Behandlungspfade kennen und nutzen sollten!

    Im Zusammenhang mit der DRG-Einführung in Deutschland ist immer wieder von "Clinical Pathways" - von klinischen Behandlungspfaden - die Rede. In zahlreichen Publikationen werden sie als ein nützliches Hilfsmittel bei der Umsetzung der DRGs in den klinischen Alltag beschrieben. Nach Berichten aus Australien und den USA - Ländern mit großer Erfahrung in DRGs - scheint die Einführung von Clinical Pathways nahezu unausweichlich. In den USA setzen 60 Prozent der Krankenhäuser Clinical Pathways ein. Was genau sind "klinische Behandlungspfade"? Ist dieses Instrument auf die deutschen Verhältnisse übertragbar?

    Klinische Behandlungspfade: Versuch einer Definition

    Ähnlich wie Elemente des Qualitätsmanagements wurden Pathways zuerst in der Industrie in den 50er und 60er Jahren entwickelt. In den 70er und 80er Jahren wurden diese Erfahrungen in den USA zaghaft in das Gesundheitswesen übertragen. Es gibt unterschiedliche Definitionen für klinische Behandlungspfade. Je nach Autor werden andere Schwerpunkte gesetzt. Klinische Behandlungspfade können medizinische, juristische, organisatorische, ökonomische sowie Elemente des Qualitätsmanagements und der Dokumentation enthalten.

    Das "Department of Veterans' Affairs" in den USA - eine Behörde, die sich unter anderem um die medizinische Versorgung von Kriegsveteranen kümmert und zahlreiche Krankenhäuser betreibt - definiert Clinical Pathways so: "Ein Behandlungspfad ist ein Werkzeug für eine koordinierte Behandlung und angestrebte Behandlungsergebnisse innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens durch die Nutzung angemessener verfügbarer Ressourcen. Ein Behandlungspfad ist ein Bauplan, der den Arzt durch den Behandlungsprozess führt."

    Don Hindle, ein durch zahlreiche Vorträge und Publikationen inzwischen auch in Deutschland bekannter DRG-Experte aus Australien, nennt eine ähnliche Definition: "Ein Behandlungspfad ist eine Aufzeichnung über die Therapiemaßnahmen für eine bestimmte Fallgruppe, die im Behandlungsteam interdisziplinär abgestimmt worden sind. Er enthält Regeln zur Dokumentation von Abweichungen von den abgestimmten Therapiemaßnahmen. Er beinhaltet eine routinemäßige Überprüfung der Abweichungen, um entweder den Behandlungspfad oder das Verhalten des Behandlungsteams zu verändern."

    Folgende Fragen führen zu den typischen Bestandteilen klinischer Behandlungspfade:

    1. Welche Patienten werden dem klinischen Behandlungspfad zugeordnet?

    Jeder Behandlungspfad braucht einen Auslöser oder Trigger, der festlegt, wann dieser Behandlungspfad anzuwenden ist. Dies kann die Durchführung einer bestimmten Operation, eine bestimmte Erkrankung oder auch eine DRG sein (sofern sich bereits bei der Aufnahme mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmen lässt, über welche DRG später abgerechnet werden wird). Nicht auf alle Patienten können klinische Behandlungspfade angewendet werden. In der wissenschaftlichen Literatur wird berichtet, dass nur für etwa 60 bis 70 Prozent der Patienten klinische Behandlungspfade in Frage kommen. Dies leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass klinische Behandlungspfade reproduzier-bare und standardisierbare Krankheits- und Behandlungsverläufe voraussetzen.

    2. Was erfolgt zu welchem Zeitpunkt?