09.03.2012 · Fachbeitrag · Liquiditätskrisen vermeiden - Handlungsspielräume gewinnen

Working Capital Optimierung im Anlagenbau - mehr Pflicht als Kür!

von Prof. Dr. Birgit Felden und Tim Mendorf, beide Köln

| Im Anlagenbau hat die Liquiditätssicherung besondere Bedeutung, da aus hohen Auftragsvolumina und langen Projektlaufzeiten hohe Risiken für die Liquiditätslage resultieren. So können beispielsweise temporäre Projektverzögerungen oder das schlechte Zahlungsverhalten eines Kunden den Liquiditätsbedarf schnell um siebenstellige Beträge ansteigen lassen. Sind diese Risiken nicht im Fokus der Unternehmensleitung, können in kurzer Zeit existenzbedrohliche Liquiditätskrisen entstehen. Ein optimales Working Capital Management wirkt einer solchen Entwicklung entgegen. |

1. Gründe für die Kapitalbindung im Anlagenbau

Die Ursachen der Kapitalbindung im Anlagenbau liegen in der Vorfinanzierung der eigenen Leistungserbringung. Dazu zählen z.B. die Bezahlung der zu Beginn eines Projekts eingekauften Materialien und Fremdleistungen mit oft verhältnismäßig kurzen Zahlungszielen (z.B. 14 Tage wegen Skontoziehung), die regelmäßige Bezahlung der eigenen Mitarbeiter zum Monatsende oder längere Zahlungsziele bei Kunden. Darüber hinaus können die Besonderheiten des Anlagenbaus - wie etwa lange Produktionszeiten, die Überbrückung des Zeitraums der Leistungsabnahme und Sicherheitseinbehalte der Kunden bis zum Ablauf der Gewährleistungsfrist - die Kapitalbindung erhöhen.

PRAXISHINWEIS | Grundsätzlich sollte fortlaufend an der technischen Abwicklung von Projekten gearbeitet werden, um den Zeitraum der Leistungserbringung zu verkürzen. Die notwendige Dokumentation sollte parallel dazu erstellt werden, um den Zeitraum der Abnahme zu reduzieren. Darüber hinaus kann durch die rechtzeitige Vorbereitung der Endabrechnung während der Abnahme eine unnötige Zeitverzögerung vermieden werden.