Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • · Fachbeitrag · Unternehmensschließungen

    In Deutschland schwindet der Mittelstand ‒ viel zu schnell und viel zu leise

    von Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung

    | Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Creditreform liefern mit dem Mannheimer Unternehmenspanel (MUP) die umfassendsten Daten zu rechtlich selbstständigen Unternehmen in Deutschland. Die Informationen zu rund 3 Millionen wirtschaftsaktiven Unternehmen ermöglichen Rückschlüsse auf die Dynamik von Gründungen und Schließungen. Der ernüchternde Befund für 2024: Rund 196.000 Unternehmen wurden 2023 geschlossen, 16 % mehr als im Vorjahr. Ein ähnliches Niveau stellte das ZEW zuletzt 2009 während der Finanzkrise fest. Zum Vergleich: In wirtschaftlich starken Jahren wie 2014 bis 2018 lag die Schließungsrate bei 5 bis 6 %. |

    1. Die unternehmerische Basis schwindet

    Es hätte kein weiteres Warnsignal gebraucht. Dass die deutsche Wirtschaft seit drei Jahren nicht gerade floriert, ist bekannt. Doch im Hinblick auf die von ihr angestrebte Wirtschaftswende sollte die Bundesregierung die jüngsten Entwicklungen bei Unternehmensschließungen und -gründungen besonders ernst nehmen. Denn hier erodiert gerade vor ihren Augen der unternehmerische Unterbau Deutschlands.

     

    Der Anstieg der Geschäftsschließungen betrifft nicht nur einzelne Branchen, wie etwa den stationären Einzelhandel, sondern zieht sich längst quer durch alle Wirtschaftszweige. Besonders stark betroffen sind energieintensive Industriebranchen, etwa Hersteller von Papier, chemischen Erzeugnissen, Glaswaren, Keramik, Zement, sowie Metall- und Mineralölverarbeitung. Dass diese Branchen unter Druck stehen, ist erwartbar. Sie spüren die seit 2022 gestiegenen Energiekosten am stärksten. Aber auch Unternehmen, die technologieintensive Dienstleistungen anbieten, schließen derzeit auffällig oft. Hier vermutet das ZEW den Fachkräftemangel als Ursache, der dazu führt, dass kleinere Unternehmen mit den etablierten Großen um geeignetes Personal konkurrieren ‒ und oft das Nachsehen haben.