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  • · Fachbeitrag · Der praktische Fall

    Typische Bilanzierungsfehler bei Einlage von Grundstücken aus dem Privatvermögen vermeiden

    von Dipl.-Bw. (FH) StB Christian Westhoff, Datteln

    | Wird ein bisher privat genutztes Grundstück nunmehr eigenbetrieblich genutzt, liegt notwendiges Betriebsvermögen vor. Es muss also eine Einlage erfolgen. Die Praxis zeigt, dass hier oft (buchhalterische) Fehler passieren. Welche das sind und wie diese vermieden werden, zeigt der praktische Fall. |

    1. Sachverhalt

    Adam Meise ist Eigentümer eines Grundstücks, das mit einem Einfamilienhaus bebaut ist. Der Bauantrag wurde Anfang 2001 gestellt. Seit der Anschaffung (mit Wirkung zum 1.4.19) vermietet Meise das Gebäude zu Wohnzwecken. Die Anschaffungskosten betrugen 500.000 EUR (davon entfielen 20 % auf den Grund und Boden) und wurden teilweise fremdfinanziert (endfälliges Darlehen über 400.000 EUR: Laufzeit zehn Jahre, kein Disagio, Zinssatz 3 % p. a.).

     

    Zudem ist Meise als Raumausstatter tätig und betreibt ein Einzelunternehmen. Da der administrative Aufwand stetig zunimmt, nutzt er das Einfamilienhaus ab dem 1.7.23 als Büro- und Verwaltungsgebäude. Zum 1.7.23 beträgt der Teilwert 700.000 EUR (unverändert: 20 % für Grund und Boden). Für den Umbau (Erhaltungsaufwand) hat Meise 15.000 EUR aus privaten Mitteln aufgewendet.

     

    Bei den im Februar 2024 durchgeführten Jahresabschlussarbeiten für 2023 wird diese Umnutzung vom Steuerfachangestellten wie folgt berücksichtigt:

     

    • Buchhalterische Umsetzung

    Grund und Boden

    140.000 EUR

    an

    Einlage

    700.000 EUR

    Gebäude

    560.000 EUR

    Erhaltungsaufwand

    15.000 EUR

    an

    Einlage

    15.000 EUR

    Danach schreibt er das Gebäude nach § 7 Abs. 4 Nr. 1 EStG mit 3 % p. a. ab.

    Gebäude-AfA (7 ‒ 12/23)

    8.400 EUR

    an

    Gebäude

    8.400 EUR

     

    Weitere Buchungen erfolgten nicht. Ist dies so korrekt?

    2. Lösung

    Grundstücke, die ausschließlich und unmittelbar für eigenbetriebliche Zwecke des Steuerpflichtigen genutzt werden, gehören regelmäßig zum notwendigen Betriebsvermögen (R 4.2 Abs. 7 EStR). So verhält es sich auch bei Adam Meise. Mit der Umnutzung zum 1.7.23 liegt notwendiges Betriebsvermögen (Anlagevermögen) vor, sodass die Buchung mittels Einlage insoweit richtig ist.

     

    Zudem stellt sich die Frage, mit welchem Wert das aus dem Privatvermögen eingelegte Wirtschaftsgut zu erfassen ist. Grundsätzlich entspricht der Einlagewert gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 S. 1 HS 1 EStG dem Teilwert. Erfolgt die Einlage jedoch innerhalb von drei Jahren nach der Anschaffung oder Herstellung des Wirtschaftsguts, ist sie höchstens mit den fortgeführten Anschaffungs- oder Herstellungskosten zu bewerten (§ 6 Abs. 1 Nr. 5 S. 1 HS 2 Buchst. a EStG).

     

    Da Meise das Einfamilienhaus mit Wirkung zum 1.4.19 erworben hatte, erfolgte die Einlage somit nicht innerhalb von drei Jahren nach der Anschaffung, sodass die Ausnahme- bzw. Höchstbetragsregelung nicht zu prüfen ist. Die Einlage erfolgte somit zutreffend mit dem Teilwert.

     

    Beachten Sie | Die Umbaukosten wurden zutreffend als sofort abzugsfähige Betriebsausgaben gebucht, da es sich nach den Angaben im Sachverhalt um Erhaltungsaufwand handelt; also keine nachträglichen Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten des Gebäudes (Stichwort: „Substanzmehrung“ etc.).

     

    Im nächsten Schritt ist zu klären, welche AfA-Bemessungsgrundlage (AfA-BMG) anzuwenden ist. Hier ist grundsätzlich der Einlagewert (560.000 EUR) maßgebend. Die AfA-BMG mindert sich jedoch um die im Privatvermögen vorgenommenen Abschreibungen (§ 7 Abs. 1 S. 5 HS 1 EStG):

     

    • Ermittlung der AfA-BMG

    Einlagewert Gebäude (entspricht Teilwert)

    560.000 EUR

    AfA im Rahmen des § 21 EStG (400.000 EUR; 2 %; 2019: 6.000 EUR; 2020 bis 2022: jeweils 8.000 EUR; 2023: 4.000 EUR)

    34.000 EUR

    AfA-BMG

    526.000 EUR

     

    Somit beträgt die AfA in 2023 (6 Monate) nicht 8.400 EUR, sondern nur 7.890 EUR. Das führt dazu, dass nach der vollständigen Abschreibung ein Restbuchwert von 34.000 EUR verbleibt, der erst als Betriebsausgabe zu berücksichtigen ist, wenn das Gebäude aus dem Betriebsvermögen ausscheidet.

     

    • Umbuchung

    Gebäude

    510 EUR

    an

    Gebäude-AfA

    510 EUR

     

    MERKE | Zur Ermittlung der AfA-BMG nach der Einlage von zuvor zur Erzielung von Überschusseinkünften genutzten Wirtschaftsgütern hat das BMF (27.10.10, IV C 3 - S 2190/09/10007) vier Fallgruppen gebildet. Der vorliegende Fall entspricht der Fallgruppe 1 (Einlagewert ist höher als oder gleich den historischen Anschaffungs- oder Herstellungskosten). Sollte der Einlagewert niedriger sein, empfiehlt sich ein Blick in das nach Fallgruppen (mit Beispielen) gegliederte BMF-Schreiben.

     

    Mit der Einlage eines fremdfinanzierten Wirtschaftsguts wird die zur Finanzierung des Wirtschaftsguts aufgenommene private Schuld zu einer betrieblichen Schuld (R 4.2 Abs. 15 EStR). Somit ist das Darlehen ab dem 1.7.23 als Betriebsvermögen auszuweisen. Zudem sind die Zinszahlungen abzugsfähig.

     

    • Neue Buchung

    Einlage

    400.000 EUR

    an

    Darlehen

    400.000 EUR

    Zinsaufwand (6 Monate)

    6.000 EUR

    Einlage

    6.000 EUR

     
    Quelle: Ausgabe 04 / 2024 | Seite 65 | ID 49918823

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