· Fachbeitrag · Investmenttipp des Monats
Dividenden-Aristokraten
Von Oliver Weber, HSBC Trinkaus & Burkhardt AG, Düsseldorf
| Der Aristokrat ist laut Duden ein Angehöriger der Aristokratie, ein Adliger, ein Mensch von vornehmer Gesinnung und kultivierter Lebensart. Der folgende Beitrag zeigt, was man unter Dividenden-Aristokraten versteht und wie sich diese als Anlageform für das Stiftungsvermögen eignen. |
1. Definition
Unternehmen, die über eine bestimmte Zeit eine konstante Dividende ausschütten bzw. die Ausschüttung jährlich steigern werden in der Finanzwelt als Dividenden-Aristokraten bezeichnet. Eine allgemeingültige Definition gibt es allerdings nicht.
- Der Index-Anbieter S&P Dow Jones Indices bezeichnet die amerikanischen S&P 500 Dividenden-Aristokraten als solche Unternehmen, die seit mindestens 25 Jahren kontinuierlich jedes Jahr ihre Dividende erhöht haben.
- Da für europäische Unternehmen, im Gegensatz zu ihren amerikanischen Pendants, die Dividende in der Vergangenheit keine so dominante Rolle spielte, wird in Europa häufig ein Zeitraum von zehn Jahren und mehr als Definition genommen.
Zu berücksichtigen ist, dass nicht die höchste Dividendenrendite bei der Auswahl der Unternehmen zählt, sondern die Kontinuität der Ausschüttung bzw. die Möglichkeit des stetigen Wachstums. Hintergrund ist, dass bei diesen Unternehmen ein solides Geschäftsmodell unterstellt werden kann.
- Beispiel
Es gibt in den USA Unternehmen, die bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ununterbrochen eine Dividende zahlen. So zahlen General Mills und seine Vorgängerfirmen nach eigenen Angaben seit über 116 Jahren kontinuierlich eine Dividende.
2. Auswahlkriterien
|
Es gibt in den USA Unternehmen, die bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ununterbrochen eine Dividende zahlen. So zahlen General Mills und seine Vorgängerfirmen nach eigenen Angaben seit über 116 Jahren kontinuierlich eine Dividende. |
Es gibt Untersuchungen, dass sich Unternehmen, die Ihre Dividende kürzen (müssen), signifikant schlechter in der Performance entwickeln als Unternehmen mit einer kontinuierlichen Dividendenstrategie. Folgende Parameter sind bei der Auswahl von Dividenden-Unternehmen zu berücksichtigen bzw. werden von Profis neben der absoluten Ausschüttungshöhe als weitere Anlagekriterien herangezogen:
- Konstante oder kontinuierliche Steigerung der Dividendenausschüttung über einen bestimmten Zeitraum. Dieser sollte mindestens zehn Jahre betragen und auch entsprechende Krisen beinhalten, da sich hier zeigt, welches Unternehmen über ein etabliertes und solides Geschäftsmodell verfügt.
- Die Ausschüttung muss aus laufenden Gewinnen und nicht aus der Substanz des Unternehmens erfolgen. Dies bedeutet, dass die Ausschüttungsquote (Verhältnis von Dividende zum erzielten Gewinn) unter 100 % liegen muss. Häufig werden Quoten von maximal 80 % als angemessen angesehen. Unternehmen, die dauerhaft aus ihrer Substanz ausschütten, müssen zwangsläufig früher oder später ihre Dividende reduzieren.
- Häufig wird eine bestimmte Höhe der Dividendenrendite als „Einstiegshürde“ vorausgesetzt.
- Die Unternehmen müssen über eine gute Eigenkapitalquote verfügen.
3. Anlagemöglichkeiten
Viele Unternehmen, die zu den Dividenden-Aristokraten zählen, sind aktuell von der Bewertung (z.B. Kurs-/Gewinn-Verhältnis) nicht mehr günstig und liegen häufig über Ihren durchschnittlichen Bewertungen der letzten Jahre. Bei einem Aktiencrash werden sich auch diese Unternehmen Kursrückgängen voraussichtlich nicht entziehen können. Daher ist bei einer Investition in Dividenden-Aktien eine breite Diversifikation unerlässlich.
Neben der Auswahl von einzelnen Aktien gibt es diverse aktiv gemanagte Investmentfonds zum Thema „Dividende“ sowie einige börsengehandelte ETFs. Bei diesen Fonds sollte sich der Anleger allerdings die genauen Anlagekriterien anschauen. Häufig wird bei ETFs nur die Höhe der Dividenden als Auswahlkriterium berücksichtigt - dann handelt es sich allerdings definitiv nicht ausschließlich um Dividenden-Aristokraten.
4. Fazit
Trotz größerer Schwankungen der Aktienmärkte in den letzten Monaten gehören Aktien zu einem diversifizierten Wertpapierportfolio als Basisinvestment dazu. Dividendenerträge tragen zur Gesamtrendite von Aktien einen großen Anteil bei und sind insbesondere für Stiftungen als Ertragsquelle im aktuellen Niedrigzinsumfeld von großer Bedeutung. Bei der Auswahl der richtigen Aktien sollte allerdings nicht die Höhe der Ausschüttung das entscheidende Auswahlkriterium sein.